Als Guy Delisle in der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang ankommt um bei einem Trickfilmprojekt mitzuarbeiten, wartet am Flughafen ein Fahrer mit einem Blumenstrauß auf ihn. Guy hat sich zuvor informiert und ihm ist klar, dass das Gebinde nicht für ihn ist. Wie jeder Neuankömmling wird er zunächst erst einmal zu einer riesigen Bronzestatur von Kim Il-Sung, des auch nach seinem Tode nach überall präsenten Landesübervaters, gebracht um dort seinen Blumenstrauß ehrfürchtig niederzulegen.
Auch die restlichen Monate von Guys Aufenthalt in Nordkorea verlaufen äußerst skurril. Er bekommt einen Dolmetscher und einen Führer zugeteilt, die sich ständig in seiner Nähe aufhalten. Guy absolviert neben seiner nicht eben reibungsfreien Arbeit auch noch ein umfassendes propagandistisches Nebenprogramm. So besucht er u. a. das “Museum der imperialistischen Besatzung“, das Greueltaten von US-Soldaten genüsslich dokumentiert, und eine abgelegene atombombensichere Kultstätte mit eigenem Autobahnzubringer, in der all jene Geschenke ausgestellt sind, die der große Kim Il-Sung und sein jetzt herrschender Sohn Kim Jong-Il aus aller Welt erhalten haben. Doch diese Prunkfassaden können nicht darüber hinwegtäuschen, dass es einem Großteil der nordkoreanische Bevölkerung an fast allem fehlt was das Leben lebenswert macht, obwohl gewaltige Mengen von Hilfsgütern aus aller Welt angeliefert werden.
Guy Delisle (Louis fährt Ski) zeichnete zuvor bereits eine ähnliche Comicreportage über das chinesische Shenzhen und danach die Aufzeichnungen aus Birma. Auch in Pjöngjang bringt er seine persönlichen Eindrücke trotz seines äußerst lockeren Zeichenstil – irgendwo zwischen Marjane Satrapis Persepolis und Joe Saccos Palästina – und seines immer wieder aufblitzenden Humors ebenso eindringlich wie direkt an den Leser.
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