„Der Krieg hat uns in ein verlorenes Loch verschlagen, in den Schnee, die Kälte, den Schmerz und den Tod. Die Waldlichtung war eine Grenze zum Unbekannten, und wir überquerten sie Tag für Tag, und jede Nacht. Auf jeder Seite lebte und starb man in Angst und Desillusion. Aber um durchzuhalten waren da auch die Freundschaft, die Liebe und die Kameradschaft… “
Dieser Text auf der Rückseite des Comic-Albums könnte jeden Krieg betreffen, angefangen bei den mörderischen Kämpfen in der Antike und des Mittelalters. Und tatsächlich hat der Comic-Autor und –Zeichner Philippe Jarbinet in der deutschen Übersetzung Die Asche der Katharer (Arboris Verlag 1997-2008) eine 10-bändige Mittelalter-Geschichte umgesetzt.
Doch bei Airborne 44 handelt es sich um eine Geschichte, die im Zweiten Weltkrieg spielt. Hier im sechsten Band der Serie, mit dem Titel Winter unter Waffen, sind die Alliierten in Frankreich auf dem Vormarsch. Und das wird sehr eindrücklich vor Augen geführt: Amerikanische und deutsche Panzer, die abgeschossen in Flammen aufgehen (inkl. einem deutschem Soldat, der oben in der brennenden Lukenöffnung steht), amerikanische Kampfflugzeuge, die ein deutsches Lager bombardieren, Soldaten im MG-Feuer und dergleichen mehr. Alles im realistischen Zeichenstil präsentiert.
Für Schaulustige gibt es dann am Schluß, als die Geschichte im Grunde schon längst ihr Ende gefunden hat, noch eine Seite mit Besuch eines Außenlagers des Dachauer KZs voller Leichen, eine Seite mit dem Besuch von Hitlers Kehlsteinhaus („Da oben ist nichts zu sehen, Colonel, außer dem, was Eva Brauns Hunde dort zurückgelassen haben.“) und auf der vorletzten Seite, Jahre später, die wohl obligatorische Seite mit nackten Körpern kurz vor dem Sex. Ohne KZ, Kehlsteinhaus und Sex geht es anscheinend nicht.
Daneben läuft grob zusammengefasst und einige Nebenstränge der Erzählung weglassend folgender Inhalt ab: Die US-Soldaten Sebastian de Witt und sein Bruder Tom Leder sollen im Januar 1945 eine deutsche Stellung in den Ardennen auskundschaften. Es heißt, dass dort alliierte Soldaten gefangen gehalten werden und auch die amerikanische ATA-Pilotin Teresa Johansson. „Seb“ und „Tessa“ lieben sich. Daher verkleidet sich Seb als Deutscher und bringt Tom als Gefangenen ins deutsche Lager. Doch Seb fliegt auf und trifft vor Ort seinen Halbbruder, den deutschen Leutnant Stefan Leder (der 1941 die USA verlassen und ins Deutsche Reich zurückgegangen war).
Als in diesem Moment amerikanische P-47-Jagdbomber das Lager angreifen, kann Seb fliehen, wird aber von einem fanatischen SS-Hauptsturmführer (der das Kommando übernommen hatte) verfolgt und angeschossen. Am Schluss kann Tessa Seb retten. Und Tom muss auf den letzten Seiten die besagten Orte besuchen. Vielleicht soll dadurch die inhaltliche Schwarz/Weiß-Malerei nochmal betont werden?
Der deutsche Herausgeber Eckart Schott unterstützt mit seinem Verlag Salleck Publications bewundernswerterweise hiesige Comic-Veranstaltungen und wurde schon mehrfach verdient mit Comic-Preisen ausgezeichnet. Sein überwiegend frankobelgisches Verlagsprogramm beinhaltet einige bekannte und lobenswerte Serien. Der Comic-Band Airborne 44: Winter unter Waffen finden sicher seine Leser*innen und Liebhaber*innen, aber er reduziert den Zweiten Weltkrieg auf eine schablonierte Abenteuer- und Liebesgeschichte – trotz oder gerade auch auf Grund der gezeigten Gewalt. Das ist angesichts der ambitionierten Zeichnungen schade.
Ralf Palandt
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