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Mad God

Seinen Namen hat noch nicht jeder gehört, doch seiner Kreationen dürften bekannt sein: Phil Tippett, zweifacher Oscar-Preisträger, Monster-Designer und Stop-Motion-Legende. Einer der führenden kreativen Köpfe der Special Effects bei Filmen wie Star Wars, Robocop und Jurassic Park. Seit Tippett mit fünf Jahren King Kong im Fernsehen gesehen hat, war es um ihn geschehen und er wusste, was er für den Rest seines Lebens machen wollte. Weitere Inspirationsquellen war Sindbads siebente Reise von Ray Harryhausen.

Schon früh beginnt Tippett mit einer Super-8- Kamera und selbstgebastelten Monstern zu experimentieren. Es folgen erste Aufträge für Cascade Pictures, wo er unter anderem auf Cartoon-Legende Tex Avery trifft. Mitte der 70er- Jahre stieß Tippett dann zum Team von Star Wars hinzu. Nachdem George Lucas einige seiner Stop-Motion-Puppen gesehen hat, lässt er Tippett die legendäre Schachsequenz animieren. Der Rest ist Legende: In der von Lucas gegründeten Special-Effects-Schmiede ILM entwirft Tippett so denkwürdige Kreaturen wie die riesigen, roboterartigen Schneeläufer, die kamelähnlichen Taun Tauns, das Rancor- Monster, Jabba the Hut und vieles mehr.

Tippetts Spezialität bleibt die Stop-Motion, bei der mit Kugelgelenken versehene Miniaturen einzelbildweise animiert werden. Anfang der 80er entwickelt er diese zur sogenannten “Go Motion“ weiter, die den Übergang zur heutigen Computeranimation bildet. Als 1993 Jurassic Park entsteht, verzichtet man auf Phil Tippets bereits angestaubte Technik zugunsten von Computereffekten. Dank seiner Erfahrungen mit Dinosaurier-Bewegungen war Tippett jedoch in beratender Funktion bei Jurassic Park tätig.

Bereits Mitte der 80er-Jahre gründet Tippett seine eigene Firma Tippett Studios, aktuell immer noch eines der führenden Studios für Special Effects (und hat natürlich hat er schon lange CGI- Animation in petto). Während andere die Arbeit an den Monitoren erledigen und seine Frau sich um die Finanzen kümmert, arbeitet Phil Tippett am liebsten im Keller an seinen eigenen Stop-Motion-Welten. Vor gut dreißig Jahren hat er ein ehrgeiziges Projekt in Angriff genommen: Einen abendfüllenden, reinen Stop-Motion- Film mit dem Titel Mad God, der teilweise durch Crowdfunding finanziert wurde.

Laut eigener Aussage hat Tippett das Projekt im Kopf, seit er in jungen Jahren einen Bildband mit Gemälden von Hieronymus Bosch in den Händen hielt. Der Film handelt von einem mysteriösen Gasmasken-Mann, der sich mit einer Taucherglocke in eine zerstörte, höllische Welt begibt. Auf seiner Reise durch die Unterwelt trifft er seltsame Kreaturen, die von noch größeren Monstern gejagt werden. Schließlich erreicht er eine Stadt, die von einer Armee gesichtsloser Drohnen beherrscht wird.

2021 ist Mad God schließlich fertiggeworden und Tippett bekam dafür auf dem Filmfest in Locarno eine Auszeichnung. Kollegen wie Filmregisseur Guillermo del Toro (Shape of Water) schätzen Mad God als „das Werk eines wahren Meisters“. Doch um es vorwegzunehmen: Eine wirkliche Story darf hier nicht erwartet werden. Es gibt kein Drehbuch, Phil Tippett packt einfach alles, was sich in seinem Kopf angesammelt in seinen Film.

Dabei kommen erstaunliche Bilder und Figuren heraus, auch wenn der Film als Ganzes ein wenig konfus und manchmal auch ein bisschen billig wirkt (besonders dann, wenn Stop-Motion durch verkleidete Schauspieler ersetzt wird). Vor allem aber ist Mad God das kompromisslose Werk eines Künstlers, der diesen Film einfach machen musste. Um nicht verrückt zu werden vielleicht? Wer weiß. Schließlich trägt Tippett seit einigen Jahren einen weißen Rauschbart, der ihn wie der liebe Gott aussehen lässt.

Matthias Schäfer

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