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Jim Holdaway: Modesty Blaise

In etwas mehr als einem Jahr hat der Bocola Verlag einen meiner sehnlichsten Comicwünsche erfüllt. In sechs Bänden wurden alle vom großartigen Jim Holdaway gezeichneten Zeitungscomicstrips mit Modesty Blaise und Willie Garvin in optimaler Form veröffentlicht.

Die Vorlagen der bei Bocola zum Abdruck gekommenen Zeitungsstrips stammen aus sechs verschiedenen Quellen. Ebenfalls enthalten sind die nur im auch am Karfreitagen und am Weihnachtstag erscheinenden Glasgow Citizen abgedruckten Strips.

Das Vorwort zum fünften Band stammt vom US-Zeichner Walter Simonson (Alien – Der Comic zum Film), der völlig zurecht den großartigen Schwarzweiß-Zeichner Holdaway hochleben lässt. Zum Abdruck kommen auch noch einige beeindruckende Illustrationen, die Holdaway für die Storysammlung Pieces of Modesty angefertigt hat.  

Die letzten sechs Stories, die Haldaway gezeichnet hat, belegen auch was für ein genialer Texter sein britischer Peter O’Donnell war. In Bad Suki erzählt er zunächst von den Schattenseiten Swinging Londons. Nachdem Modesty und Wilie miterleben müssen, was eine junge drogensüchtige Frau durchgemacht hat, wird der Kampf gegen eine Drogenbande zu einer persönlichen Angelegenheit für das schlagkräftige Duo.
 

In Die Galeerensklaven setzt O’Donnell seine geballte Fantasie ein, um eine Situation zu schaffen, in der Modesty und Wilie an die Ruderbänke einer Trireme, eines Kriegsschiffs des Altertums, gekettet werden.

Der rote Greif ist eine wundervolle Geschichte, die Haldaway die Möglichkeit gibt, in atmosphärische Bildern das geheimnisvolle Venedig einzufangen. Als Modesty in der Lagunenstadt auf zwei Straßenkinder trifft, weckt das Erinnerungen an ihre harte Kindheit. Daher ist für sie die Schatzsuche in Venedig weniger wichtig, als zu Zukunft von Angelo und Francesca.

Das Vorwort zum sechsten Band stammt vom Comicautor Max Allan Collins, dessen Graphic Novel Road to Perdition von Sam Mendes erfolgreich mit Tom Hanks und Paul Newman verfilmt wurde. Collins reflektiert darüber, warum Modesty Blaise zwar international sehr erfolgreich war, aber in den USA nur von wenigen Zeitungen abgedruckt wurde.

Seine Antwort ist einfach, denn die Serie ist “sexy, brutal und clever“ und somit zu erwachsen für das US-Publikum. Dies belegt auch die Geschichte In der Hölle, in der O’Donnell von der ganz besonderen Beziehung zwischen Modesty und Willie erzählt, die zwar auf gegenseitiger Bewunderung, aber nicht auf sexueller Anziehungskraft, sondern auf fürsorglicher Freundschaft beruht.

Übernahme ist schließlich die letzte Geschichte, die komplett von Jim Holdaway in Szene gesetzt wird. Hier geht es um die Cosa Nostra, die alles dransetzt um die Londoner Unterwelt zu übernehmen. Ein befreundeter Polizist bittet Modesty und Willie um Hilfe, doch diese werden erst aktiv, nachdem ein befreundeter Wachmann Opfer eines Mafia-Raubüberfall wird…

Am 18. Februar 1970 starb Jim Holdaway im Alter von 43 Jahren an Herzversagen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er erst 24 Strips für die Geschichte Die Warlords des Phönix fertiggestellt. Damit es im täglichen Rhythmus weitergeht mit Modesty Blaise musste innerhalb von 24 Tagen ein neuer Zeichner gefunden werden.

Die letzten Strips von Jim Holdaway

Die Wahl fiel überraschend auf Enrigue Badia Romero, der in seinem Geburtsort Barcelona lebte und kein Wort englisch sprach. Peter O’Donnell hat Romero in seinem Leben nur dreimal getroffen, bezeichnet den Spanier aber dennoch als guten Freund.

Der erste Strip von Enrigue Badia Romero

Er ist sich aber sicher, dass der weitere Erfolg der Serie auch einer Dame namens Elena Garcia zu verdanken ist, die seine “ziemlich detaillierten Skripte“ anscheinend verlustfrei ins Spanische übersetzt hat.

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Modesty Blaise – Band 3

„Man nannte sie öfter einen weiblichen James Bond, aber das ist das Letzte, was sie ist. Bond ist einer der großartigen Roman-Charaktere des zwanzigsten Jahrhunderts, aber er existiert nur, während er auf Mission ist – er hat kein Heim, keine Freunde, keine Interessen.

Modesty Blaise hat das alles: Sie hat einen kleinen Kreis sehr naher Freunde, sie ist an vielen Dingen interessiert und sie hat ein Privatleben, das immer gegenwärtig ist und mit den Ereignissen, nicht Missionen, in die sie auf die eine oder andere Art verwickelt wird. Für den Britischen Geheimdienst hat sie in fünfundneunzig Comic-Storys und einundzwanzig Romanen nur zweimal gearbeitet.“

Dies sagte der Autor Peter O’Donnell in einem Interview über seine 1963 geschaffene Comicstrip-Heldin. Die drei in diesem Sammelband enthaltenen Comicgeschichten belegen die Aussage sehr gut. Im ersten Abenteuer Top Traitor machen sich Modesty Blaise und Willie Garvin zwar auf die Suche nach dem verschwundenen Geheimdienstchef Sir Gerald Tarrant, doch der Grund dafür ist kein Auftrag. Die einzige Motivation für ihren Einsatz ist ihre Freundschaft zu Tarrant. 

Der Einstieg in die aus 118 Zeitungsstrips bestehende Story The Vinkings ist sehr interessant mit der kriminellen Vergangenheit der beiden Hauptfiguren verknüpft. Ein junger Mann namens Olaf, der einst äußerst schlampig für Modesty Blaise arbeitete, ist mittlerweile in der Bande des egozentrischen Magnus, der sich für den “letzten Wikinger“ hält. Modesty lehnt das Angebot von Olafs wohlhabenden Vater ab, Olaf aus den Fängen von Magnus zu befreien. Doch als sie von dessen Ehefrau um Hilfe gebeten wird, tritt Modesty zusammen mit Wilie gegen Magnus und seine Wikinger an.

Auch in der Geschichte The Head Girls ist es kein Auftrag des britischen Geheimdienstes, der Modesty auf eine gefährliche Mission sendet. Zufällig trifft sie bei einem gemeinsamen Urlaub mit Willie auf Industriespione und eine Organisation, die angehende Sekretärinnen dazu ausbildet die Geheimnisse ihrer zukünftigen Chefs an sie zu verraten. Die Story gipfelt schließlich in einer Konfrontation mit Modestys Erzfeind Gabriel.

Doch es sind nicht nur die raffiniert und mitreißend erzählten Geschichten, die diesen schwarzweißen Zeitungsstrip auch nach 60 Jahren immer noch lesenswert machen, sondern ebenso die großartigen Bilder von Jim Holdaway, der unvergleichlich elegant mit Pinselstrichen und Schwarzflächen arbeitet. Genau wie bei der Veröffentlichung des Klassikers Prinz-Eisenherz hat sich Achim Dressler vom Bocola Verlag auch hier großen Aufwand betrieben, um die einzelnen Strips in bestmöglicher Qualität präsentieren zu können. Aus dem Archiv des englischen Lizenzgeber erhielt er hierzu sehr viel bessere Druckvorlagen als die vorherigen Verleger.

Es ist zu hoffen, dass in dieser weltweit einzigartigen Gesamtausgabe alle von Peter O’Donnell geschriebenen Comics mit Modesty Blaise erscheinen werden.       

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