Es ist skurril, dass wenige Tage nach Barbara Yelins Die Giehse Moritz Stetters Die Knef erscheint. Die beiden Comicbiografien können kaum unterschiedlicher sein und sind beide auf ihre Art sehr gelungen.
Yelin verdichtet das Leben der Theaterlegende Therese Giehse zu einer dreißigseitigen Graphic Novel, die sie in einem teilweise fast schon abstrakten Stil mitreißend zu Papier gebracht hat.
Moritz Stetters Zeichenstil und Farbgebung hingegen lassen an Pop Art denken. Eingeleitet von Comicbildern zum Hildegard-Knef-Song Es hat alles einen Anfang präsentiert er auf 200 Seiten unglaublich viele Aspekte, Fakten und Anekdoten eines bewegtes Künstlerlebens: Die durch Goebbels Gnaden ermöglichten erste Rollen bei der UFA, das Überleben im durch permanente Luftangriffe zerbombten Berlin, die Flucht vor den Russen in Wehrmachtsuniform,
der Erfolg im Nachkriegsdeutschland mit dem DEFA-Film Die Mörder sind unter uns, die gescheiterte Hollywood-Karriere, die Freundschaft zu Marlene Dietrich, der bundesdeutsche Skandal wegen einer fünfsekündigen Nacktszene in Die Sünderin, der Riesenerfolg mit dem Broadway-Musical Silk Stockings und schließlich der Neustart durch selbstverfasste Songs und autobiografische Bücher.
Für etwas Struktur im wilden Ritt durch das Leben von Hildegard Knef sorgen die einfallsreich von Stetter bebilderten sieben Strophen ihres Hits Von nun an ging’s bergab. Dieses Motto des von Knef verfassten Chansontextes ist zwar Unterstatement, doch auf der anderen Seite hatten Knefs Erfolge auch ihren Preis. Stetter erzählt daher auch von gescheiterten Beziehungen, einer komplizierten Schwangerschaft und sehr vielen Krankhausaufenthalten.
Moritz Stetter hat zweieinhalb Jahre an dieser fast schon monströsen Comicbiografie gearbeitet. Diese wird abgerundet durch ein illustriertes Dramatis Personae, einen sinnvoll gegliederten Zeitstrahl, das originelle Nachwort Superwoman der Filmhistorikerin Daniela Sennwald und den Hinweis auf Stetters großartige Playlist mit Knef-Songs, die auf Spotify und Tidal zu finden ist.
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