Mehr als ein Jahrzehnt nach Titanic traten Kate Winslet und Leonardo DiCaprio gemeinsam in einem weiteren Film auf. Zwar lösen sie auch 2008 Schiffstickets für eine Atlantik-Überquerung, doch damit haben sich auch schon die Gemeinsamkeiten, denn der Regisseur heißt diesmal nicht James Cameron sondern Sam Mendes. Der Brite hatte bereits in seinem oscar-prämierten Kinoerfolg American Beauty die US-Vorstadt alles andere als vorteilhaft dargestellt und haut diesmal – zwar etwas behutsamer aber mindestens genauso treffsicher – in die selbe Kerbe.
In den Fünfzigern führen Frank und April Wheeler mit ihren beiden Kindern ein übersichtliches Leben in der Revolutionary Road eines Vorortes von Connecticut. Während Frank alltäglich für einen öden Bürojob in die City fährt, versucht sich April damit abzufinden, dass sie Hausfrau und keine Schauspielerin ist. An Franks dreißigsten Geburtstag schlägt April vor, noch einmal völlig neu zu beginnen und alle Zelte abzubrechen. Nach anfänglichen Zweifeln ist auch Frank von der Idee angetan nach Paris zu gehen und dort einen Neustart zu wagen. Doch die Realität ist tückisch, denn Frank droht eine Beförderung und April wird schwanger…
Während sich viele Nebenfiguren wie Karikaturen aufführen, spielen Kate und Leo ihre Parts äußerst gradlinig. Sie ist absolut glaubhaft als junge Frau, die noch nicht glauben will, dass sie ihr Leben schon fast hinter sich hat. Bei seinen Wutausbrüchen schimmert gelegentlich das immer noch vorhandene nicht so recht zur Rolle passende Babyface durch. Eine Klasse für sich ist Michael Shannon in der Rolle eines nervenkranken Bekannten, der sich als Einziger traut unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Auf hohem Niveau (und bei niedrigem Erzähltempo) gelang Sam Mendes eine packende Charakter- und Beziehungsstudie, die auch dazu einlädt über die eigene Lebensführung nachzudenken.
1983 schrieb John le Carré, der britischen Experten für Spionage-Geschichten wie Der Spion, der aus der Kälte kam oder Dame, König, As, Spion, seinen Roman Die Libelle (Originaltitel The Little Drummer Girl) über die junge britische Schauspielerin Charlie, die vom israelischen Geheimdienst angeworben wird, um eine palästinensische Terror-Organisation zu unterwandern. Charlie entwickelt dabei Verständnis für die Motive der Palästinenser, fühlt sich aber zugleich zu ihrem israelischen Kontaktmann hingezogen.
John le Carré erzählt in seiner teilweise in Deutschland spielenden Geschichte von einer Spirale der Gewalt, aus der es keinen Ausweg zu geben scheint. Bereits 1984 wurde der Roman von George Roy Hill (Der Clou) verfilmt, wurde aber kein Erfolg. Dies lag möglicherweise an der eher originellen als passenden Besetzung. Klaus Kinski überzeugt nur bedingt als durchtriebener israelischer Geheimdienst-Chef, während die damals 38-jährige Diane Keaton etwas zu alt für die Rolle der Charlie ist.
Daher war es eine gute Idee Die Libelle 2018 neu zu verfilmen. Bereits die zwei Jahre zuvor entstandene Miniserie The Night Managermit Tom Hiddleston und Hugh Laurie adaptierte erfolgreich ein schon etwas betagtes Buch von le Carré. Die selbe Produktionsfirma konnte den Koreaner Park Chan-wook (Sympathy for Mr. Vengeance, Oldboy, Lady Vengeance) als Regisseur verpflichten. Dieser sorgt für sechs Stunden Hochspannung und setzt die knallbunten Klamotten der 70er-Jahre Zeit sehr stilsicher ein.
Doch, genau wie zuvor schon in The Night Manager, war das ganz große Plus die gut ausgewählte Besetzung. Michael Shannon (Shape of Water) überzeugt als besessener israelischer Geheimdienst-Chef Martin Kurtz, während Alexander Skarsgård (Legend of Tarzan) als sein Mitarbeiter Gadi Becker ebenso attraktiv wie undurchsichtig ist. Das ganz große Plus ist jedoch Florence Pugh (Black Widow), die als Charlie sowohl die eitle Freude am (Schau-) Spiel mit dem Feuer, wie auch die zunehmenden Bedenken am Sinn ihres Tun glaubhaft an den Zuschauer bringt.
Jonah Hex ist eine ungewöhnliche Comicfigur aus dem Stall der Superhelden-Company DC. Der Cowboy mit der ungewöhnlichen Kauleiste und tragischer Vorgeschichte debütierte 1972 innerhalb der Comicreihe All-Star Western. Die Figur erfreute sich großer Popularität und erlebte auch Abenteuer außerhalb des Western-Genres, etwa im Bereich Science-Fiction oder bei der sich an ein erwachsenes Publikum richtenden DC-Tochter Vertigo.
Für die Hauptrolle eines Jonah-Hex-Films war auch Thomas Jane (The Punisher) im Gespräch, der den Charakter in einem im selben Jahr entstandenen animierten Kurzfilm aus der Reihe DC Showcaseseine Stimme lieh. Doch für den Kinofilm erhielt Josh Brolin den Zuschlag und macht als hartgesottener Ex-Soldat der Konföderierten eine gute Figur. Die Schurkenrolle ist bei John Malkovich ebenfalls in guten Händen und für das nötige Sex-Appeal sollte Megan Fox (Transformers) sorgen. Auch die Geschichte um einen fanatischen Südstaatler, der am 4. Juli 1876 zur 100-Jahres-Feier der USA in Washington einen terroristischen Anschlag mit einer Superwaffe verüben will, hat Potential.
Doch der Film spielte bei Herstellungskosten von knapp 50 Millionen Dollar in den USA nur ein Fünftel davon wieder ein, was dazu führte, dass Jonah Hex seine Premiere bei uns auf DVD und Blu-ray erlebt. Es verwundet, dass der Film (abzüglich des Nachspanns) nur eine Länge von circa 70 Minuten hat, obwohl unter den auf DVD und Blu-ray enthaltenden nicht verwendeten Szenen einige interessante Momente zu finden sind.
Bonusmaterial der Blu-ray: Sehr interessanter Bericht über die Comicfigur Jonah Hex (10:53 min); Während des Filmes ist es möglich Making-Of-Berichte einblenden zu lassen; Nicht verwendete Szenen (5:11 min)
Auch in seinem neusten Film zelebriert der Mexikaner Guillermo del Toro (Hellboy, Pacific Rim) seine Liebe zum US-Monsterfilm. Die Kreatur, die im Zentrum des Geschehens steht, ist eine Mischung aus Mensch und Amphibie. Dieser nahe Verwandte von Jack Arnolds Creature from the Black Lagoon würde nicht in die heutige Zeit passen. Vor dem Hintergrund eines liebevoll rekonstruierten Baltimores der 60er Jahre funktioniert der Kiemenmann jedoch bestens.
Dieses geheimnisvolle Wesen (Doug Jones) wird eines Tages in ein geheimes Militärlabor verfrachtet und soll dort vom rücksichtslosen Sicherheitschef Strickland (Michael Shannon) untersucht werden. Die stumme Elisa (Sally Hawkins) arbeitet als Reinigungskraft im Labor und freundet sich mit dem vermeintlichen Monster an. Als sie erfährt, dass Strickland das Geschöpf sezieren will, setzt sie alles daran um es zu befreien.
Diese Rettungsaktion setzt del Toro ebenso spannend wie skurril in Szene, wozu auch die hervorragende Besetzung beiträgt. Um Elisa hat sich eine illustre Truppe gescharrt. Ihr gelingt es ihre alles andere als stumme Kollegin Zelda (Octavia Spencer), ihren schwulen Nachbarn Giles (Richard Jenkins) und den russischen Spion Hoffstedler (Michael Stuhlbarg) um sich zu scharren.
Del Toro knüpft mit Shape of Water in seiner Mischung aus Poesie und Schrecken an seinen wohl besten Film Pan Labyrinth an. Das Resultat ist jedoch sehr viel weniger finster, sondern verfügt auch noch über perfekt getimte Musical-Elemente. Del Toro setzt einmal mehr scheinbar unvereinbare Elemente zu einem faszinierenden Gesamtkunstwerk zusammen. 2018 erhielt er daher den Regie-Oscar und Shape of Water wurde als „Bester Film“ prämiert.
Der 2006 entstandene Superman Returnswar sicher auch deshalb so unbefriedigend, weil Regisseur Bryan Singer, der besser daran getan hätte die X-Men–Trilogie zu beenden, so eifrig Richard Donners Superman-Filme von 1978 und 1980 kopierte, dass er sogar einen am Computer reanimierten Marlon Brando als kryptonischer Helden-Vater Jor-El einsetzte. In Man of Steel versuchen Regisseur Zack Snyder (Watchmen) und Produzent Christopher Nolan (The Dark Knight) alles anders zu machen.
Russell Crowe ist als Supermans Vater Jor-El sehr viel ruppiger aber auch körperlich aktiver als einst Marlon Brando in dieser Rolle. Der Planet Krypton sieht diesmal nicht wie ein strahlender Eispalast aus, sondern wie ein dem Untergang geweihtes finsteres Loch. Als Prolog hätte diese Variante ja noch durchgehen können, doch der ganze Film schlägt diese düstere eher zu Batman passende Tonart an.
Insgesamt kann attestiert werden, dass der Film sein Thema fast komplett verfehlt hat. Darin wie hier am Superman-Mythos vorbei gefilmt wird, ähnelt Man of Steel Singers Superman Returns.
Der Mann aus Stahl ist im Comic ein optimistischer, zupackender und oftmals auch etwas naiver Held, der seine Kräfte zum Wohl der Menschheit einsetzt- Er würde niemals töten, in diesem Film macht er es jedoch gleich zweimal. Einmal indirekt (Vorsicht Spoiler!), wenn er es – um seine Geheimidentität zu schützen – nicht fertigbringt seinen irdischen Adoptivvater zu retten. Dieser wird von Kevin Costner mit beeindruckender Leinwandpräsenz verkörpert, aber leider immer nur dann, wenn das Drehbuch es für einige Sekunden zulässt, bevor die nächste Krawall-Aktion-Szene kommt.
Ein weiteres Problem bei Man of Steel ist die völlige Abwesenheit von Humor, der inmitten der nicht enden wollenden Zerstörungsorgien im Kampfe mit General Zod (angemessen diabolisch: Michael Shannon) bitter nötig gewesen wäre. Superman ist diesmal kaum Clark Kent, niemals Reporter und – schlimmer noch! – es gibt keine amourösen Versteckspiele mit Lois Lane. Was besonders schade ist, denn Amy Adams ist als Lois Lane eine mehr als interessante Besetzung, während der Brite Henry Cavill in der Titelrolle sehr viel weniger blass wirkt als Anno 2006 Brandon Routh.
Insgesamt ist Man of Steel eine nicht ganz so große Enttäuschung wie Superman Returns. Die Schlussszene lässt gar an das Ende des 007-Films Skyfalldenken und macht etwas Hoffnung darauf, dass diesem mittelprächtigen Film (der sein 200 Millionen Dollar Budget bereits doppelt wieder einspielte) noch einige sehr viel bessere Fortsetzungen folgen könnten. Doch stattdessen kam 2016 Batman v Superman: Dawn of Justice in die Kinos.
Erst 2022 gelang Zack Snyders mit seiner vierstündigen Version des fünf Jahre zuvor im Kino verunglückten DC-Team-Ups Justice League ein vielschichtiges, oft auch erstaunlich humorvolles Epos, das tatsächlich in derselben Liga spielt, wie die Filme des Marvel Cinematic Universe.