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Peeping Tom – Augen der Angst

1960 kamen im Abstand von zwei Monaten Filme in die Kinos, die von jungen sympathischen Männern handeln, die – wahrscheinlich aufgrund von schwer gestörten Elternteilen – zu Frauenmördern geworden sind.

Der von Alfred Hitchcock im Stile seiner billig produzierten TV-Serie gedrehte Psycho schockierte zwar dadurch, dass die scheinbare Hauptdarstellerin Janet Leigh (bzw. die von ihr verkörperte Marion Crane) bei einem grandios inszenierten Mord unter der Dusche umgebracht wurde, bevor der Film so richtig losging. Dennoch pder gerade dadurch wurde der schwarzweiße Schocker zu Hichcocks erfolgreichsten Film.

Im zwei Monate zuvor gestarteten Peeping Tom schockierte der britische Starregisseur Michael Powell (Der Dieb von Bagdad) ebenfalls dadurch, dass eine prominent besetzte Figur Mitten im Film brutal ermordet wurde. Zuvor drehte Powell mit der Tänzerin Moira Shearer seine erfolgreichen Ballettfilme Die roten Schuhe und Hoffmanns Erzählungen. Auch in Peeping Tom hat Shearer noch kurz die Gelegenheit ihr tänzerisches Können zu demonstrieren, bevor das von ihr verkörperte Starlet Vivian brutal ermordet wird.

Der als Kameramann bei seichten britischen Komödien und als Fotograf von softpornografische Postkarten tätige Mark Lewis ersticht Vivien mit einem präparierten Stativ. Dabei filmt er, wie Vivien zu Tode kommt und schaut sich diese und weitere ähnliche Aufnahmen daheim immer und immer wieder an. Der Österreicher Karlheinz Böhm spielte den Mörder so sanft und leidend, dass er die Zuschauer zu seinen Komplizen machte. Michael Powell setzte Peeping Tom in knalligem Eastman-Color kunstvoll und ohne Splatter in Szene. Doch die britische Presse schüttete Kübel voller Hass über den Film aus und die Karriere von Powell war beendet.

Dies war bei Karlheinz Böhm ähnlich. Der Star der Sissi-Trilogie wollte durch den britischen Thriller sein Image ändern und wurde nach Peeping Tom kaum noch für anspruchslose Rollen verpflichtet, ähnlich wie Anthony Perkins, der nach Psycho fast nur noch in Fortsetzungen des Hitchcock-Klassikers und weiteren Horrorfilmen zu sehen war. Doch Peeping Tom hat ein Happy End. Der 1990 verstorbene Michael Powell erlebte noch, wie sein einst verhasster Film durch Unterstützung von Martin Scorsese ein neues aufgeschlossenes Publikum fand und in die Liste der besten Filme des letzten Jahrhunderts aufgenommen wurde.        

Als der Film 2006 erstmals auf DVD erschien, wurde hierfür eine neue deutsche Fassung angefertigt, die sich stärker an der Originalfassung orientiert. Doch der ganz große Nachteil dabei war, dass nicht die Stimme von Karlheinz Böhm zu hören ist, der sich 1960 selbst synchronisierte, sondern mit Martin Lohmann ein neuer Sprecher zum Einsatz kam. Die neue Edition von Studiocanal präsentiert Peeping Tom auf DVD, Blu-ray und 4K Ultra HD in einer bestens restaurierten Version mit beiden deutsche Fassungen.  

Bonusmaterial der Blu-ray: Audiokommentar von Filmwissenschaftler Ian Christie (wie alle Extras, wahlweise mit deutschen Untertiteln), Intro von Martin Scorsese (2007, 2:05 min), Gespräch mit Sir Christopher Frayling (27:43 min), “Take me to your Cinema: Das Vermächtnis von Peeping Tom“ (37:18 min), “Über die Restaurierung“ (14:47 min), “The Eye of the Beholder“ (18:14 min), Interview mit Thelma Schoonmaker, der Witwe von Michael Powell (2007, 10:18 min), zwei englischer Trailer (2:27 min + 1:03 min), Galerie mit 26 schwarzweißen Fotos und ein 32-seitiges Booklet mit Texten David Parkinson

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Der Dieb von Bagdad

Der machgierige Großwesir Jaffar (großartig Conrad Veidt alias Major Strasser aus Casablanca) hintergeht den jungen Kalifen Ahmad und lässt ihn in ein finsteres Verließ sperren. Dort trifft Ahmad auf den Dieb Abu und beiden gelingt die Flucht. Es gibt zahllose Abenteuer mit Monstern, Dschinns und fliegenden Teppichen zu bestehen bis Ahmad endlich die geliebte Prinzessin Basra für sich erobert hat.

Der Dieb von Bagdad

Bereits 1924 ließ sich Douglas Fairbanks als Der Dieb von Bagdad von Raoul Walsh unter großem Aufwand in Szene setzen. Der englische Produzent Alexander Korda plante 1939 ein aufwendiges Farbremake des selben Stoffes. Die Neuverfilmung machte aus dem Titelhelden zwei Figuren. John Justin spielte den um seinen Thron betrogenen Ex-Kalifen und als trickreicher Straßenjungen Abu war der seinerzeit sechzehnjährige Inder Sabu zu sehen.

Der Dieb von Bagdad

Sabu debütierte 1937 im ursprünglich als Dokumentarfilm geplanten Blockbuster Elephant Boy. Nach Der Dieb von Bagdad war er als Mowgli in einer Realverfilmung von Rudyard Kiplings Dschungelbuch zu sehen. Eine hochinteressante Dokumentation auf dieser Blu-ray informiert über die fast schon märchenhafte Kariere von Sabu.   

Die Produktion von Der Dieb von Bagdad verlief recht chaotisch. Alexander Korda war unzufrieden mit dem Regisseur Ludwig Berger und inszenierte daher einige Szenen selber und verpflichtete zudem noch vier weitere Regisseure, darunter auch seinen Bruder Zoltan und Michael Powell.

Der Dieb von Bagdad

Dann kam der Zweite Weltkrieg und die Produktion wurde von England nach Hollywood verlagert. Die in Afrika geplanten Außenaufnahmen wurden in den Grand Canyon verlegt. Das dreifach Oscar-prämierte Resultat mag vielleicht ein wenig an eine Nummernrevue erinnern, ist aber bis heute die prächtigste Filmversion der Geschichten aus Tausendundeiner Nacht.

Eine Blu-ray von Koch Media enthält den 106-minütigen Films mit deutschem Vorspann in einer etwas ausgebremsten Farbenpracht. Im Bonusmaterial befindet sich ein englischsprachiger Trailer (2:39 min), der über eine deutlich bessere Bildqualität und sehr viel knalligere Farben verfügt. Zum Hauptfilm gibt es einen sich nur selten auf die gerade zu sehenden Szenen beziehenden Audiokommentar von Dr. Rolf Giesen. Dieser hält zudem auch noch (anscheinend auf einem Liegestuhl sitzend) zwei Monologe über Zukunft (50:35 min) und Vergangenheit (39:02 min) der Tricktechnik. Hinzu kommt die sehr interessante Doku “Sabu der Elefantenjungen“ (52:37 min, wahlweise mit deutschen Untertiteln), der deutsche Trailer (3:29 min), eine Galerie mit Bildern (9:53 min) und einen sehr sachkundig von Ernest Dickerson kommentierten britischen Trailer (3:11 min).

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