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Popeye – Bibliothek der Comic-Klassiker

Ich hatte schon nicht mehr daran geglaubt, doch gut zweieinhalb Jahre nach dem ursprünglichen Erscheinungstermin, wurde Carlsens Bibliothek der Comic-Klassiker um einen Band über E. C. Segars Popeye ergänzt. Das Warten hat sich gelohnt.

Popeye - Bibliothek der Comic-Klassiker

Das Buch kommt im Pappschuber und Querformat daher und enthält farbige Sonntagsseiten die zwischen 1933 und 1938 in den Zeitungen veröffentlicht wurden. Darunter befinden sich auch die beiden Geschichten Plünder Eiland und Goldfund am Schlangenbach, sowie die Onepager- Sammlung Popeye, Papi und Popi.

Popeye - Bibliothek der Comic-Klassiker

Außerdem gibt es noch ein sehr interessantes (und unerlässliches) Vorwort von Alexander Braun (Will Eisner – Graphic Novel Godfather). Dieser widmet sich dem vermeintlichen Antisemitismus durch die Figur George W. Geezil dem Erzfeind von Popeyes Freund Wimpy, der in der deutschen Ausgabe Kolja K. Kauzich heißt. (Anmerkung hierzu: E.C. Segar war Jude). Mehr über Popeyes Entstehungsgeschichte und Wissenswertes aus dem Segar-Universum ist im Nachwort von Ralph Trommer zu erfahren.

Popeye - Bibliothek der Comic-Klassiker

Die Übersetzung stammt von Matthias Wieland, dem einige gelungene Sprüche eingefallen sind, um Segars Popeye-Kauderwelsch in die heutige Zeit übertragen. Beispiel: „Das ist dein Problem, Wimpy: Man reicht dir den kleinen Finger und du nimmst gleich die ganze Anatomerie“. Überhaupt braucht der Band den Vergleich mit der legendären Popeye– Ausgabe des Mare Verlags von 2006 nicht zu scheuen, sondern ist eine gute Ergänzung dazu, lediglich die Geschichte Plünder Eiland ist in beiden Ausgaben enthalten.

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Zu Segars Humor wurde vermutlich schon alles gesagt. Deutlich wird bei dieser Zusammenstellung, wie mannigfaltig dieser gerade in den Onepagern daherkommt. Mal gibt es Slapstick, dann geht es surreal oder grotesk zu. Bisweilen gleiten die Geschichten auch ins Melancholische oder Dramatische ab, bleiben dabei aber immer human und lebensbejahend.

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Wie kein anderer Comiczeichner war Segar ein Chronist der Depressions-Ära der 30er-Jahre, der wusste, was sein Publikum brauchte. Sein oft unterschätzter, vermeintlich simpler Federstrich, der die Mimik seiner Protagonisten auf den Punkt bringt, unterstreicht die Bodenständigkeit von Popeyes (und E.C. Segars) Charakter.  Die hier gezeigte Welt – irgendwo zwischen Vaudeville-Humor und purer Poesie – bringt Segar stimmig bis in den letzten Kringel zu Papier.

Popeye - Bibliothek der Comic-Klassiker

E.C. Segar starb 1938 mit nur 44 Jahren. Was wohl aus Popeye geworden wäre, hätte sein Schöpfer sich ihm länger als zehn Jahre widmen können? Fakt ist, dass kein Popeye-Zeichner nach Segar je wieder dessen Niveau erreicht hat. Hier sind sie nun endlich, die originalen, unverstellten Popeye-Comics vom Meister.

Matthias Schäfer

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Uli Oesterle: Kopfsachen

In seinem neuen Comic Vatermilch wird Uli Oesterle vom Absturz eines gut situierten Familienvaters in Alkoholsucht und Obdachlosigkeit erzählen. Für diese fiktive, aber zum Teil auch biografische Geschichte über den eigenen Vater erhielt Uli Oesterle 2016 den recht hoch dotierten Comic-Buchpreis der Berthold-Leibinger-Stiftung, der für Graphic Novels in der Entstehung vergeben wird. Vatermilch wird in vier Bänden bei Carlsen erscheinen.

Uli Oesterle: Kopfsachen

Um den Lesern die Wartezeit zu verkürzen, wurden Uli Oesterles in unterschiedlichen Publikationen erschienenen Kurzgeschichten neu aufgelegt. In der Anthologie Kopfsachen sind Short Stories aus den Jahren 1999 bis 2016 enthalten. Sein Comicalbum Schläfenlappenphantasien erschien 1999 im Zwerchfell Verlag und  enthielt fünf recht unterschiedliche Kurzgeschichten. Das absolute Highlight ist zweifelsohne Vier Minuten sechsundvierzig. Der (Anti-)Held dieser Story hat seine Freundin an einen Vertreter für Hundebürsten verloren. Aus Frust geht er in seine Stammkneipe und wählt aus der Musikbox ein Stück von Tom Waits. Als er sich gerade so richtig seinem Kummer hingeben will, erscheint ihm der leibhaftige Tom Waits und baut ihn wieder so stark auf, dass sein nächster Musikwunsch ein Lied von Madonna ist.

Uli Oesterle: Kopfsachen

So kurz geschildert mag die Story vielleicht etwas banal klingen, aber Oesterle hat sie sehr souverän und auch eigen erzählt. Die dicken schwarzen Balken an den Seitenrändern mit der Waits-Lyrik sorgen dabei für eine sehr atmosphärische Umrahmung der Kneipenszenen. Ebenfalls recht gelungen ist Der Unsichtbare, die tragische Geschichte eines Durchschnittsmenschen, der von seiner Umwelt nicht wahrgenommen wird und nach seinem Tod einfach unter dem Asphalt verschwindet. Auch die restlichen drei Geschichten um Irrenhaus-Insassen, einen beinlosen Dieb und einen seltsamen Karnevalszwerg verfügen immer wieder über originelle Einfälle und sehr starke Bildsequenzen. Für Kopfsachen wurden diese Kurzcomics sehr einfühlsam von Thomas Gilke (Leroy & Dexter) mit der Schmuckfarbe Blau koloriert.

Uli Oesterle: Kopfsachen

Doch das ist noch längst nicht alles, was in Kopfsachen enthalten ist. Den krönenden Abschluss bildet die erstmals 2000 bei der Edition 52 veröffentlichte albumlange Story Frass. Im Mittelpunkt des tragikomischen Geschehens steht ein Gourmet, dem sein Geschmackssinn abhanden kommt, woraufhin er nur noch sich selbst mag.

Uli Oesterle: Kopfsachen

Sehr gelungen ist auch Oesterles Short Story Forever, die 2003 in den USA in The Dark Horse Book of Hauntings ihre Premiere erlebte und mit einer originellen Schlusspointe im makabren Stil der legendären EC-Comics endet.

Uli Oesterle: Kopfsachen

Dies ist auch bei Getrennte Wege der Fall, einem Comic in dem es zu einer Wiederbegegnung mit Oesterles bekanntester Figur Hector Umbra kommt. Der Sammelband Kopfsachen hat es wirklich in sich.

Uli Oesterle: Kopfsachen

Am 13. Juni 2018 erhielt Uli Oesterle als erster Comic-Künstler den seit 1961 alljährlich verliehenen Schwabinger Kunstpreis. Matthias Wieland hielt eine launige Laudatio und wies darauf hin, dass es bemerkenswert ist, dass Oesterle nicht im Bereich “Malerei und Grafik“ sondern in der Gattung “Literatur“ ausgezeichnet wurde. Es ist erfreulich, dass “Comic“ langsam aber sicher als gleichberechtigte Kunstform anerkannt wird, denn neben Uli Oesterle wurden noch der Kinobetreiber Thomas Kuchenreuther sowie dem Klavierduo Yaara Tal und Andreas Groethuysen mit dem Kunstpreis ausgezeichnet.

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