Bereits 1909 wurde die Horrorgeschichte Wij des russischen Autos Nikolai Gogol verfilmt und die Erzählung inspirierte auch Mario Bava zu seinem Klassiker Die Stunde, wenn Dracula kommt. 1967 entstand in Russland eine recht werkgetreue Verfilmung, während sich fast ein halbes Jahrzehnt später Oleg Stepchenko bei seiner Version von Wij sehr viele Freiheiten nahm.
Deutlich inspiriert von den Filmreihen Tanz der Teufel und A Chinese Ghost Story gelang Stepchenko ein opulenter und wild entfesselter Bilderrausch, der deutlich gewinnt, wenn er in 3D genossen wird.
Jason Flemyng (Gemma Bovery, X-Men – Erste Entscheidung) entdeckt in der Rolle des britischen Kartographen Jonathan Green im Transsylvanien des frühen 18. Jahrhundert ein abgelegenes Dorf voller Hexen und Dämonen…
Während Stepchenkos Wij bei uns unter dem Titel Fürst der Dämonen auf DVD und Blu-ray verramscht wurde, war der Film in Russland so erfolgreich, dass 2019 eine aufwändige Fortsetzung gedreht wurde. Diese bemühte sich noch stärker darum, ein internationales Publikum zu erreichen. Neben Flemyng war auch wieder Charles Dance (Game of Thrones) dabei. Hinzu kam noch Rudger Hauer (Blade Runner) in einer seiner letzten Rolle, sowie der aus Fluch der Karibik bekannte kleinwüchsige Martin Klebba.
Ein besonderer Coup war jedoch die Verpflichtung der beiden Action-Ikonen Jackie Chan und Arnold Schwarzenegger. Diese traten zwar bereits 2004 in In 80 Tagen um die Weltgemeinsam auf, haben jedoch erstmals in Iron Mask eine gemeinsame Kampfszene, die wirklich großartig und auch sehr humorvoll geraten ist.
Die Handlung des Films hingegen ist wieder äußerst wirr. Es geht auch um den Zaren Peter der Große, der als “Mann mit der eisernen Maske“ im von Captain James Hook (Schwarzenegger) geleiteten Tower of London einsitzt, genau wie ein mysteriöser fernöstlicher Meister (Chan). Das Drehbuch schlägt etliche Kapriolen, um es Stepchenkos Team zu ermöglichen, gemeinsam mit den Stuntleuten von Jackie Chan in China wild entfesselte Action zu drehen.
Das angenehm unberechenbare Resultat kann locker mithalten bei US-Quatsch wie Fast & Furious XX oder bei dem, was Jackie Chan ansonsten in den letzten Jahren in China produziert hat. Koch Media kann gar nicht genug dafür gedankt werden, dass der Film in einem schönen Mediabook auch als 3D-Version (und in 4K) erschienen ist. Freuen wir uns auf Stepchenkos Wij 3, der in Indien spielen soll.
Extras des Mediabooks: Der 121 minütige Hauptfilm auf Blu-ray in 3D und 2D sowie in 4K, ein sehr interessantes Making of in russischer und englischer Sprache (26:40 min, wahlweise mit deutschen Untertiteln), der englischsprachige Trailer (2:01 min), der deutsche Trailer (1:29 min), eine Galerie mit 21 Bildern und ein reich bebildertes farbiges Booklet.
In der ersten Hälfte der 60er-Jahre drehte der für seine billigen B-Pictures wie The Little Shop of Horror oder Das Vermächtnis des Professor Bondi bekannte Roger Corman acht Filme, die mehr oder minder auf den Werken von Edgar Allan Poe basierten.
Diese wurden in prächtigen Farben und imposanten Kulissen fast immer mit Vincent Price in Szene gesetzt. Der morbide Charme und die stilvolle Machart dieser in vergangenen Zeiten spielenden Filme kann locker bei den zeitgleich entstandenen legendären britischen Horror-Klassikern der britischen Hammer-Studios mithalten.
1960 entstand mit Die Verfluchteneine recht freie Interpretation von Poes Erzählung Der Untergang des Hauses Usher. Erzählt wird, wie Philip Winthrop (Mark Damon) seine Verlobte Madeline (Myrna Fahey) in ihrem abgelegenen Elternhaus besuchen will. Deren Bruder Roderick Usher (Vincent Price) ist dies gar nicht recht und er behauptet, dass auf Madeline ein Familienfluch lastet. Philip lässt sich nicht abweisen und erlebt schreckliche Dinge in dem düsteren Herrenhaus.
Roger Corman stand mit 300.000 Dollar ein für seine Verhältnisse beachtliches Budget zur Verfügung. Dennoch ließ er keine Möglichkeit aus, um den Film teurer aussehen zu lassen, als er tatsächlich war. So drehte er die Szene als Philip durch eine trostlose karge Landschaft zum Familiensitz reitet in einem Gebiet, in dem gerade ein Waldbrand stattgefunden hat.
Wenn (Vorsicht, Spoiler!) am Ende das House of Usher abbrennt, war dies in Wirklichkeit eine Scheune, die angerissen werden sollte. Corman gab dem Besitzer 50 Dollar und durfte das Gebäude vor laufender Kamera abfackeln…
Das Bonusmaterial der Blu-ray von Die Verfluchten enthält ein interessantes Gespräch mit Mark Damon, der für seine Darstellung des Philip Winthrop einen Golden Globe erhalten hat und erzählt, dass er es war, der gemeinsam mit Roger Corman eine Schauspielschule besuchte, die Idee mit den Poe-Verfilmungen hatte. Er beschreibt Corman als sehr nervösen Regisseur und fragte oftmals den Kameramann Floyd Crosby, ob seine schauspielerische Leistung in Ordnung war.
Nachdem Die Verfluchten sehr erfolgreich in den Kinos lief, drehte Corman ein Jahr später gleich zwei weitere Poe-Verfilmungen. In Das Pendel des Todesagierte Vincent Price an der Seite von Barbara Steele, die ein Jahr zuvor durch Mario Bavas Die Stunde, wenn Dracula kommt zur Horror-Ikone wurde. Doch der Film gehört ganz und gar Price, der scheinbar nahtlos vom Gepeinigten zum Peiniger wird.
Price spielt diesmal den spanischen Edelmann Don Nicholas Medina, der ein auf den Klippen am Meer gelegenes Schloss bewohnt. Er erhält Besuch von Francis Barnard (John Kerr), dem Bruder seiner gerade verstorbenen Ehefrau Elisabeth. Einst hatte der Vater von Don Nicolas seine untreue Ehefrau lebendig eingemauert. Hat die ebenfalls zum Ehebruch neigende Elisabeth ein ähnliches Schicksal erlitten?
Die Blu-ray von Das Pendel des Todes erhält als Bonus noch einen fünfminütigen Prolog, der sieben Jahre nach der Premiere mit der Darstellerin Luana Anders gedreht wurde, um den Film für die TV-Ausstrahlung zu verlängern.
Ebenfalls 1962 drehte Corman mitLebendig begraben seinen einzigen Poe-Film ohne Vincent Price. Die Hauptrolle übernahm Ray Milland, der für Billy Wilders Das verlorene Wochenende einen Oscar erhalten hat und etwas zurückhaltender als Price agierte.
Milland spielte den wohlhabenden Guy Carrell, der Angst davor hat, genau wie sein Vater lebendig begraben zu werden. Natürlich passiert genau dies, doch der Film hat noch einige Überraschungen zu bieten.
Die Blu-ray von Lebendig begraben enthält ein interessantes Interview mit Roger Corman, der davon erzählt, wie er den Film zunächst selbst produzieren wollte, aber dann doch wieder bei AIP landete.
Anschließend drehte Corman noch den Episoden-Film Schwarze Geschichten – Der grauenvolle Mr. Xund danach er den Eindruck, dass er sich innerhalb seiner Poe-Reihe ständig wiederholen würde und schlug einen etwas anderen Weg ein. Er bat den Autor Richard Matheson auf der Grundlage des Gedichts Der Rabeeine Horror-Komödie zu schreiben. Dennoch wurde der Film so beworben, als wenn es eine weitere auf Schocks setzenden Poe-Verfilmung wäre.
Die Besetzung von Der Rabe ist besonders glanzvoll ausgefallen. An der Seite von Vincent Price sind diesmal Boris Karloff, Peter Lorre und ein junger aufstrebender Darsteller namens Jack Nicholson zu sehen. Price spielt den Zauberer Craven, der um seine verstorbene Frau Lenore trauert und Besuch von seinem Kollegen Bedlo (Lorre) erhält, der vom bösen Magier Dr. Scarabus in einen Raben verwandelt wurde. Es kommt zu einem Duell der Zauberer…
Das Resultat schlägt einen etwas freundlicheren Grundton an, als die vorherigen Poe-Filme. Roger Corman stellte Der Rabe schneller als erwartet fertig und war daher der Meinung, dass Boris Karloff ihm noch zwei Drehtage “schuldete“.
Diese forderte er ein, um mit ihm (und Jack Nicholson) in Windeseile den angeblich auch auf Poe basierenden The Terror zu drehen. Dieser Film wiederum spielt eine gewisse Rolle in Peter Bogdanovichs Targets – Bewegliche Ziele, der ebenfalls zustande kam, weil Corman erneut zwei ihm seiner Meinung noch zustehende Drehtage bei Karloff eintrieb.
Auch die Blu-ray von Der Rabe verfügt über einige interessante Extras. Dazu gehören Interviews mit Corman und Richard Matheson, sowie der Inhalt der zum Film veröffentlichten Schallplatte „The Voice of Edgar Allan Poes The Raven“, auf der Karloff, Price und Lorre zu hören sind.
Den Abschluss der Reihe bildeten der eigentlich auf einer Geschichte von H. P. Lovecraft basierende Die Folterkammer des Hexenjägers, sowie die in England gedrehten Filme Satanas – Das Schloss der blutigen Bestie und Das Grab der Lygeia.
Die Reihe Perlen der Comicgeschichte des Bildschriften Verlags ist bereits auf acht Bände angewachsen. Präsentiert werden kommerziell produzierte Comics, die auch Freunden von skurrilen Geschichten viel Freude bereiten dürften. Im Zentrum des Buchs steht diesmal ein noch heute sehr agiler Antiheld aus Italien.
Die Schwestern Angela und Luciana Giussani schufen Anfang der sechziger Jahre mit Diabolik einen völlig amoralischen Helden. Sie begründeten damit zugleich ein ganzes Fumetti Neri genanntes Genre, dass es bis auf die Kinoleinwand schaffte. Bereits 1967 setzte Mario Bava (Die Stunde, wenn Dracula kommt) mit Gefahr: Diabolik dem Antihelden ein filmisches Denkmal und aktuell drehten die Manetti Bros. eine Diabolik-Trilogie.
Erstmals in der Comic-Geschichte war hier der Schurke die Hauptfigur. Dies schlägt sich auch in Diaboliks Maske nieder. Im Gegensatz etwa zum rechtschaffenden Zorro, ist Diaboliks gesamtes Gesicht verdeckt und nur die streng blickenden Augen sind zu sehen.
Den Erfolg der Serie versucht der italienische Autor Carlo Lucarelli wie folgt zu erklären: “Bald wurde den Lesern bewusst, dass Diabolik ein Krimineller war, aber nicht frei von Idealen. Eine Figur außerhalb der Gesellschaft, aber besser als viele andere in genau dieser Gesellschaft, die die Position von Macht und Ansehen besitzen.“
Die oft recht brutalen Schandtaten des Superverbrechers Diabolik erregten in der italienischen Öffentlichkeit so viel Aufsehen, dass die Schwestern sich schließlich gezwungen sahen die Figur etwas softer anzulegen. Ein Versuch des Ehapa Verlags die Serie auch bei uns zu etablieren scheiterte vor einigen Jahren schon nach sechs Ausgaben. Dies lag sowohl am ausgewählten Material als auch am hohen Preis. In Italien ist ein Comicheft kein Objekt für Sammler, sondern immer noch sehr erschwinglich und kann daher problemlos am Strand gelesen und dann sogar entsorgt werden.
Der gebundene Sammelband der Reihe Perlen der Comicgeschichte enthält drei herrlich trashige Abenteuer von Diabolik aus den Jahren 1968 bis 1973, sowie als Einleitung einen fundierten Text von Eckhard Friedrich.
1960 erregte der italienische Regisseur Mario Bava (Planet der Vampire) mit seinem in kontrastreichen schwarzweißen Bildern erzählten Werk Die Stunde, wenn Dracula kommt großes Aufsehen. Unter dem Titel Black Sunday wurde der Film in den USA ebenfalls ein großer Erfolg. Sein nächster Film Die drei Gesichter der Furcht lief dort als Black Sabbath und kein geringerer als Boris Karloff wirkte mit. Dieser Darsteller, der wohl für immer unser Bild von Frankensteins Monster prägen wird, fungierte auch noch als Moderator und am Ende des Films gar als Komiker.
In diesem Episoden-Film erzählt Bava drei recht unterschiedliche Horrorgeschichten. Den Auftakt bildet eine etwas unspektakuläre Story um zwei Frauen und einen entflohenen Mörder. Sehr viel besser ist da schon Boris Karloffs Auftritt als legendärer russischer Vampir Wurdalak. Mit Sicherheit hat Tim Burton aus dieser Episode einige atmosphärische Anleihen für Sleepy Hollow entnommen.
Krönender Abschluss ist eine höllisch spannende Geschichte um eine Leichenwäscherin, die einer verstorbenen Spiritistin einen Ring klaut und dafür von der Toten terrorisiert wird. Diese in seltsam schimmernden Farben gedrehte Geschichte wird wohl keiner so schnell wieder vergessen. Insgesamt eine Horror-Anthologie, die auch heute noch eine ganz schöne Gänsehaut erzeugt.
Die Blu-ray von Koch Media enthält den Film sowohl in der europäischen Version (92 min, deutsche und italienische Tonspur) als auch in der etwas anders geschnittenen US-Fassung (92 min, nur englische Tonspur), jeweils mit deutscher, italienischer und englischer Tonspur. Außerdem gibt es noch einen Audiokommentar vom Bava-Experten Tim Lucas in englischer Sprache zur europäischen Fassung, ohne deutsche Untertitel; Weitere Extras: Featurette “Sabath, Bloody Sabath“ (15:25 min), ein Interview mit dem Darsteller Mark Damon (21:01 min); Italienischer Trailer (3:18 min); Britischer Trailer (3:21 min), Deutscher Trailer (2:47 min); Englischer Trailer (2:23 min); US-TV-Spot (0:54 min); US-Radiospots (1:07 min); Deutscher Vorspann (0:52 min); Galerie mit 67 Plakaten, Fotos und Werbematerialien; Leider fehlt die auf der DVD enthaltene hervorragende 60-minütige deutschsprachige Dokumentation “Mario Bava – Maestro of the Macabre“ in der u. a. John Carpenter, Tim Burton und Joe Dante zu Wort kommen.
Moldawien 1630: Die Inquisition verurteilt die junge Adlige Asa wegen Hexerei zum Tode. Ihr wird vom Henker brutal eine eiserne Dämonen-Maske auf das Gesicht genagelt, doch der danach geplante Scheiterhaufen fällt wegen eines Unwetters aus. 200 Jahre später stoßen Professor Kruvajan und sein Assistent Andre zufällig auf Asas Gruft. Als der Professor das Grab untersucht, belebt er Asa als er sich leicht verletzt und etwas Blut auf ihre Dämonen-Maske tröpfelt.
Mit dieser in beeindruckenden Schwarzweißbildern umgesetzten Schauergeschichte nach einer Vorlage von Nikolai Gogol, gelang dem ehemaligen Kameramann Mario Bava (Gefahr: Diabolik!, Die drei Gesichter der Furcht, Planet der Vampire) ein Meisterwerk des Genres, das den zeitgleich entstandenen englischen Hammer Film Productions an Atmosphäre und auch Spannung deutlich überlegen ist.
Störend ist lediglich der Versuch der deutschen Synchronisation, den Film auch noch das “Gütesiegel“ Dracula zu verpassen, obwohl es im italienischen Original überhaupt nicht um Vampire geht.
Der Zuschauer wird die kunstvoll-grausigen Bilder und die aufregende Babara Steele in der doppelten Hauptrolle wohl Zeit seines Lebens nicht vergessen. Erst recht nicht, wenn diese Blu-ray den Film in voller Länge und guter (wenn auch nicht perfekter) Bildqualität präsentiert.
Die neu produzierte Featurette “Eine Schauergeschichte“ (10:19 min) in dem ausführlich Bavas Sohn Lamberto zu Wort kommt, wie alle übrigen Extras wahlweise mit deutschen Untertiteln; Eine entfallene Szene in italienischer Sprache (2:00 min); “Vom Schneidetisch“ (3:19 min); Ein sehr interessantes und amüsantes Interview mit Barbara Steele (29:27 min) in englischer Sprache, Italienischer Trailer (3:18 min); Britischer Trailer (3:21 min); US-Trailer (2:12 min); US-TV-Spot (0:22 min); Deutscher Vorspann (2:05 min); Galerie mit 159 Plakaten, Fotos und Werbematerialien.