Obwohl Stieg Larssons Geschichte mir durch die beiden Verfilmungen recht gut bekannt war, habe ich diese Comic-Adaption von Verblendung, dem ersten Roman der Millennium-Trilogie mit sehr viel mehr Vergnügen als erwartet verschlungen. Während bei Panini – ebenfalls in zwei Bänden – die kleinformatigere deutlich umfangreichere von zwei Zeichnern in Szene gesetzte US-Vertigo-Comic-Nacherzählung der selben Geschichte erscheint, setzt die “Euro-Version“ auf das klassische frankobelgische Album-Format.
In zwei Bänden in Tim und Struppi-Länge versucht der belgische Autor Sylvain Runberg (Mic Mac Adams) sowohl die Highlights der knapp 700-seitigen Bestseller-Vorlage zusammenzufassen, als auch ein paar eigene Akzente zu setzen, um sich von den Verfilmungen abzugrenzen. Einen Teil des Finales verlegte Runberg aus nicht wirklich nachvollziehbaren Gründen von Australien nach Japan. Lisbeth Salanders Zwillingsschwester Camilla, die in beiden Kinoversionen gar nicht vorkommt, spielt eine größere Rolle. Außerdem erfahren wir in einer Rückblende wie sich die Reporter Mikael „Kalle“ Blomkvist und Erika Berger kennenlernten.
Noch interessanter als die Erzählung ist jedoch der opulente Zeichenstil des Spaniers José Homs (Shi), der auch für die aufwändigen Farben verantwortlich war. Dessen Figuren – vor allem Lisbeth und Mikael – wirken sehr viel jünger als in den Filmen. Sie weisen eine gewisse “Niedlichkeit“ auf, was die Identifikation erleichtert, aber seltsamerweise der Geschichte bei den zahlreichen extremeren Momenten nicht im Wege steht. Auch im zweiten Millennium-Album, das die Story aus Larssons Roman Verblendung zu Ende erzählt, sind die Bilder von Homs auf einem unverändert hohen Niveau. In einem kleineren Format (24,4 x 17,2 cm) veröffentlichte Splitter außerdem noch eine Gesamtausgabe dieser Comic-Adaption von Larssons Verblendung.
Die beiden Millennium-Fortsetzungsromane von Stieg Larssons wurden in insgesamt vier weiteren Comic-Alben adaptiert. Verdammnis zeichnete leider nicht mehr José Homs (von ihm stammen aber immerhin noch die Cover) zum Einsatz, sondern die sehr viel sterileren Bilder stammen von dessen spanischen Landsmann Manolo Carrot alias Man. Bei der ebenfalls in zwei Bänden veröffentlichten Comic-Adaption des Trilogie-Abschlusses Vergebung kam noch einmal José Homs zum Einsatz, das große Finale übernahm dann jedoch leider wieder Man.
Lesbar und auch lesenswert ist diese Comic-Adaption allemal, doch leider wurde hier die Chance vertan, einen Welt-Bestseller durchgängig von einem Ausnahmekünstler als Comic in Szene setzen zu lassen.
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