1962 erfand der große Comicautor René Goscinny gemeinsam mit dem Zeichner Jean Tabary die Serie Die Abenteuer des Kalifen Harun al-Pussah. Hauptfigur war jedoch der Großwesir Isnogud, der so gerne Kalif anstelle des Kalifen wäre. In zahllosen meist kürzeren Geschichten wird erzählt, wie tausendundein Putschversuche grandios scheitern.
Für eine Realverfilmung war lange Zeit Louis de Funès als Isnogud im Gespräch, der als kleinwüchsiger Wüterich in der Tat die Idealbesetzung gewesen wäre. Stattdessen entstand 2005 in Frankreich ein aufwändiger Isnogud-Film mit dem Comedian Michaël Youn in der Titelrolle. Dieser spielte danach den Billy the Kid in einem Lucky-Luke-Realfilm mit Til Schweiger.
Michaël Youn passt durch seine eher schlaksige Statur nur bedingt zur Rolle des Isnogud, Immerhin kriegt er die Wutausbrüche ganz gut gebacken, während Arno Chevrier als Mietsklave Tunichgut und vor allem Jacques Villeret als rundlicher Kalif Harun al-Pussah ihren Comic-Vorbildern durchaus ähneln.
Um auf Spielfilmlänge zu kommen, wurden noch Liebesgeschichten und Musical-Einlagen eingebaut. Dies geriet manchmal etwas albern, doch insgesamt ist Isnogud – Der bitterböse Großwesir keine völlig Katastrophe wie so mancher Realfilm mit Asterix oder Lucky Luke. Regie führte Patrick Braoudé, dessen Film Neun Monate in den USA von Chris Columbus als Nine Months mit Hugh Grant, Julianne Moore und Robin Williams neu verfilmt wurde.
Da der große Kinoerfolg von Isnogud – Der bitterböse Großwesir in Frankreich ausblieb, erlebte der schön ausgestattete Film seine Premiere bei uns mit vier Jahren Verspätung auf DVD. Für die deutsche Synchronisation konnten mit Rick Kavanian, Rüdiger Hoffmann, Oliver Kalkofe, Cosma-Shiva Hagen, Christian Tramitz und Badesalz große Namen gewonnen werden.
Extras der DVD. Synchronaufnahmen mit Rick Kavanian (16:35 min), drei französische Trailer (insgesamt 1:35 min)
Dieses außerhalb der regulären Reihe angesiedelte Abenteuer von Spirou und Fantasio ist eine Art Fortsetzung zu Émile Bravos meisterlichem Album Porträt eines Helden als junger Tor. Auch diese Geschichte spielt vor historisch gut recherchierten Hintergrund und lässt den Helden tatsächlich als Pagen im Brüsseler Hotel Moustic arbeiten. Allerdings ist Spirous Uniform diesmal nicht rot, sondern hat die graugrüne Farbe der Deutschen Wehrmacht.
Die Geschichte beginnt 1942 als die belgische Hauptstadt von Deutschen Truppen besetzt war und eine Geheimwaffe Flugzeuge der Luftwaffe zum Absturz bringt. Spirou und sein Kumpel sind im Widerstand tätig. Während Spirou im Hotel die Pläne der deutschen Heeresleitung ausspioniert (und sich vor den Avancen der männermordenden Wehrmachtshelferin Ursula Schickselgruber immer wieder in Sicherheit bringen muss), versucht Fantasio zwei notgelandete alliierte Piloten zu verstecken.
Obwohl innerhalb der Geschichte einige belgische Widerstandskämpfer zu Tode kommen, ist Operation Fledermaus weniger eine ernsthafte Abenteuergeschichte, sondern eher eine Ansammlung von Hommagen an die Frühzeit des frankobelgischen Comics. Im Hintergrund sind immer wieder Comicfiguren von Hergé oder Edgar P. Jacobs und gelegentlich auch die Zeichner selbst zu sehen. Wenn schließlich ein Panzer der siegreichen Alliierten durch Brüssel rollt, erscheint es etwas plump, wenn auf diesem das Wort “Obama“ zu lesen ist. Auch der Sinn eines Franquin-Denkmals mit Marsupilami im Hintergrund des Panels will sich nicht so recht erschließen.
Etwas sinnvoller erscheint es hingegen schon, wenn der Autor Yann, da er einige Ideen aus dem französischen Filmklassiker Die große Sause übernommen hat, auch die Hauptdarsteller Bourvil und Louis de Funès kurz auftreten lässt. Thematisch durchaus passend ist hingegen ein Gastauftritt der jungen Audrey Hepburn, die Spirou den Kopf verdreht. Die gebürtige Belgierin floh tatsächlich aus den von den Deutschen besetzten Holland und war später in Hollywood zunächst als Hauptdarstellerin für den Film Das Tagebuch der Anne Frank vorgesehen.
Ganz mithalten bei Porträt eines Helden als junger Tor kann Operation Fledermaus nicht, obwohl der zwischen Yves Chaland und Rob-Vel angesiedelte lockere Zeichenstil von Olivier Schwartz sehr gut zur Geschichte passt. Doch während Émile Bravo sich auch sehr stark für das Innenleben seiner Hauptfigur interessiert, setzt der Autor Yann (der Bravo die Grundidee für seine Geschichte lieferte und ebenfalls gemeinsam mit Olivier Schwartz den Comic Gringos Locos schuf) hauptsächlich auf eine turbulente Geschichte voller Querverweise und Anspielungen.
Als der kleine Angestellte Antoine Maréchal (André Bourvil) mit seiner Citroën 2CV „Ente“ nach Italien verreisen will, rammt ihn schon nach wenigen Metern die Luxuskarosse des schwerreichen Industriellen Léopold Saroyan (Louis de Funès).
Zur Wiedergutmachung darf Antoine in Léopolds Cadillac von Neapel nach Bordeaux fahren. Er nimmt das großzügige Angebot an, ahnt jedoch nicht, dass Saroyan ein schlitzohriger Schmuggler ist, der im Cadillac Diebesgut im Wert von mehreren Millionen Francs versteckt hat. Der gutmütige Antoine soll ohne Wissen Diamanten über die Grenze schmuggeln…
Im Vorspann des Filmes mag es etwas verwundern, dass zunächst der damals sehr viel populärere Name von André Bourvil und erst danach Louis de Funés genannt wird. Dies wiederholte sich zwei Jahre später als Gérard Oury (Die Abenteuer des Rabbi Jacob) in seinem besten Film Die große Sause wieder mit dem Komiker-Duo arbeitete.
Doch auch wenn de Funés in seiner Schurkenrolle nur die zweite Geige spielt, steuert er doch einige Kabinettstückchen bei, die ihm Gérard Oury quasi als Entschädigung ins Drehbuch geschrieben hatte. So ist es köstlich anzusehen, wie de Funés neidisch neben einem Bodybuilder unter der Dusche steht und seinen schmächtigen Körper vergeblich nach Muskeln absucht.
Zum Glück enthält die Blu-ray-Edition nicht nur die erste deutsche Synchronfassung von 1965, als der Film unter dem Titel Scharfe Sachen für Monsieur in die Kinos kam und Louis de Funés von Anton Reimer gesprochen wurde. 1976 wurde der Film unter dem Titel Louis, das Schlitzohr neu gestartet und hierzu entstand eine zweite deutsche Fassung mit dem vertrauten Stammsprecher Gerd Martienzen, die auch auf Special Edition enthalten ist.
Extras der Blu-ray: Die Dokumentation „Die Dreharbeiten von Louis, das Schlitzohr“ (82:42 min, wie alle Extras wahlweise mit deutschen Extras), Geschnittene Szene: Sicherheit auf der Straße (3:02 min), hier agiert Louis de Funés an der Serite von Michèle Morgan, der Ehefrau von Regisseur Gérard Oury und den französischen Trailer (3:19 min)
1964 trat Louis de Funès seine wohl populärste Rolle an. Als nicht durchgehend sympathischer und sehr leicht aufbrausender Dorfpolizist Ludovic Cruchot wird er an die Cote d`Azur versetzt. Von diesem Punkt an wechselt der Film von schwarzweiß auf farbig und de Funès war künftig Der Gendarm von St. Tropez. In dieser Funktion hatte er sich mit rasenden Nonnen, unbelehrbaren Nudisten und seinem Vorgesetzten den Adjutanten Jérôme Gerber (Michel Galabru) auseinander zu setzten.
Als alleinerziehender Vater musste er sich aber auch noch um seine lebenslustige Tochter Nicole (Genevieve Grad) kümmern. Dank des attraktiven Schauplatzes, guter Nebendarsteller und schwungvoller Musik (Douliou douliou, Saint-Trop! und natürlich dieser unvergessliche Gendarmen-Marsch) zählt Der Gendarm von St. Tropez neben Die Abenteuer des Rabbi Jacob und Die große Sause zu den besten Werken des französischen Star-Komikers.
Das hatte natürlich Folgen und schon ein Jahr später war Cruchot mit seiner Truppe unterwegs zu einem Polizeikongress in New York. Der Gendarm vom Broadway (1965) litt in der deutschen Fassung darunter, dass de Funès nicht von seinem Stammsprecher Gerd Martienzen synchronisiert wurde. Insgesamt gewinnt der Film durch seinen Schauplatzwechsel in die USA nicht unbedingt und verfügt nur selten über das Flair des Erstlings.
Doch bei Balduin der Heiratsmuffel (1968, völlig sinnloser deutscher Titel übrigens, alternativ hieß der Film auch Louis, der Schürzenjäger oder Der Gendarm heiratet ) war wieder alles bestens und äußerst amüsant. Im zweitbesten Film der Reihe bemüht sich Cruchot, kritisch beäugt von seiner Tochter, um die attraktive Offizierswitwe Josepha (Claude Gensac) und löst nebenbei eher zufällig einen Kriminalfall. In Balduin, der Schrecken von St. Tropez (1970) schließlich wurden Cruchot und seine Männer in den Ruhestand geschickt. Klar, dass sie dies nicht so einfach mit sich machen lassen.
Ende der 70er-Jahre folgten noch zwei letzte Gendarmen-Filme, die jedoch gegen die früheren Werke ziemlich abfielen. In Louis‘ unheimliche Begegnung mit den Außerirdischen (1979) und Louis und seine verrückten Politessen (1982, der letzte Film des französischen Komikers) ist ein sichtlich gealterter de Funès plötzlich wieder voll im Dienst und muss sich mit UFOs und Emanzipation herumschlagen. Manche Szenen zwischen Louis de Funès und Michel Galabru haben zwar einen gewissen Laurel & Hardy – Charme, doch insgesamt sind die beiden Spätwerke eher albern als lustig.
Zunächst erschienen alle Gendarmen-Filme in zwei völlig unchronologisch zusammengestellten DVD-Editionen.
Doch mittlerweile sind preiswerte DVD- und Blu-ray-Editionen mit allen sechs Filmen erschienen!
Über dem von der deutschen Wehrmacht besetzten Paris wird eine Maschine der Royal Air Force abgeschossen. Die dreiköpfige Besatzung muss mit dem Fallschirm abspringen. Der Anstreicher Augustin Bouvet (Bourvil) und Stanislas Lefort (Louis de Funès), Star-Dirigent der Pariser Oper, versuchen nun die Engländer vor den Deutschen zu verstecken und in Sicherheit zu bringen. Dabei geraten sie von einer turbulenten Situation in die nächste…
In der Originalfassung ist das Vergnügen an dieser oscar-nominierte Komödie von 1967 besonders groß, denn die Engländer und Deutschen sprechen hier konsequent durchgehend in ihrer Muttersprache und gerade daraus resultiert oft die Komik. Regisseur Gérard Oury (Louis, das Schlitzohr) sollte es 1982 noch einmal mit dem Belmondo-Film Das As der Asse gelingen, auf ähnlich turbulente Weise, vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs, Action und Humor in einer turbulent- spannenden Handlung zu vereinen.
Der zweistündige Film kam 1967 unter dem Titel Drei Bruchpiloten in Paris in einer ziemlich verstümmelten Fassung mit nur 100 Minuten Länge in die deutschen Kinos. Nachdem Gérard Oury 1973 bei Die Abenteuer des Rabbi Jacob erneut mit Louis de Funès zusammenarbeitete und dieser Film auch hierzulande große Triumphe feierte, kam 1974 unter dem Titel Die große Sause eine deutlich sorgfältigere (aber immer noch leicht gekürzte) Bearbeitung erneut in unsere Kinos. Bei TV-Ausstrahlungen läuft der Film zwar auch unter dem Titel Die große Sause, aber trotzdem wird immer wieder nur die unsägliche und deutlich kürzere Bruchpiloten-Version ausgestrahlt.
Für eine Neu-Edition, die zum 50. Geburtstag von Die große Sause auch als Blu-ray vorliegt, hat sich Studiocanal besonders viel Mühe gegeben. Neben der Originalfassung sind auch beide deutsche Synchronversionen von 1967 und 1974 enthalten, bei denen de Funès von Gerd Martiezen gesprochen wurde, sowie eine Kombination dieser beiden Versionen. Zudem gab es bei der ersten DVD-Veröffentlichung noch eine recht ordentliche neue Synchronisation von 2009 bei der Louis de Funès mit der etwas gewöhnungsbedürftigen Stimme von Michael Pan, die auf der Blu-ray allerdings fehlt.
Die Blu-ray von Studiocanal enthält neben dem 123 minütigen Hauptfilmin in 4K-Restauration den deutschen Trailer (3:56 min) und den französischer Trailer (1:31 min), sowie ein Wendecover.
Mit Asterix im Land der Götter entstand bereits der dreizehnte Kinofilm mit den schlagfertigen Galliern. Grund genug einmal einen Blick auf die wechselvolle Geschichte der Asterix-Verfilmungen zu werfen.
Am 14. Oktober 1967 war es endlich auch bei uns soweit: Die in Frankreich bereits irrsinnig erfolgreichen Asterix-Comics debütierten mit achtjähriger Verspätung (wenn einmal von Rolf Kaukas (Fix & Foxi) zwei Jahre zuvor unter dem Titel Siggi und Barbaras erfolgten Verschandelung der Serie abgesehen wird) in MV-Comics. Zu dieser Zeit lief in den französischen Kinos bereits ein erster Asterix-Zeichentrickfilm, der bei uns erst 1971 unter dem Titel des ersten Comics Asterix der Gallier gestartet wurde. Dieser recht schlichte Film war ursprünglich fürs Fernsehen geplant und entstand hinter dem Rücken von Goscinny und Uderzo. Diese waren von der Qualität des Filmes entsetzt und stoppten eine schon fast fertig gestellte Verfilmung des zweiten Asterix-Albums Die goldene Sichel.
Trotz seiner schlichten Machart war der Film in den deutschen Kinos der erfolgreichste ausländische Film des Jahres 1971 und Asterix der Gallier erhielt die Goldene Leinwand für mehr als drei Millionen Zuschauer (der erfolgreichste deutsche Film war im selben Jahr übrigens der erste Teil der dreizehnteiligen Reihe Schulmädchen-Report – Was Eltern nicht für möglich halten). Asterix der Gallier kam 1985 mit einer verbesserten Synchronisation in der Frank Zander die Hauptfigur spricht erneut in die Kinos.
Als zweiter Zeichentrickfilm folgte 1968 eine sehr gelungene Adaption des Albums Asterix und Kleopatra. (Seltsamerweise erschien der Comic Asterix und Kleopatra innerhalb der unchronologisch veröffentlichten deutschen Asterix-Comicreihe auch an zweiter Stelle.) Die kunstvoll ausgeführte Animation dieses Filmes, bei dem Goscinny und Uderzo auch Regie führten, weiß auch heute noch zu gefallen und auch die eingefügten Musical-Szenen im Disney-Stil nerven nicht allzu sehr. In die deutschen Kinos kam der Film bereits 1970, also ein Jahr vor Asterix der Gallier.
1975 gründeten Goscinny und Uderzo gemeinsam mit Georges Dargaud die Studios Idéfix und wollten dort ihrem großen Vorbild Walt Disney nacheifern. Sie starteten ihre Zeichentrick-Produktion mit Asterix erobert Rom. Dieser Film unterscheidet sich nicht nur durch einen sehr viel lockeren Zeichenstil von seinen beiden Vorgängern, sondern vor allem dadurch, dass nicht auf ein bereits existierendes Comicalbum zurückgegriffen wurde. René Goscinny dachte sich eigens für den Film eine neue Geschichte aus.
Die Story handelt von zwölf Aufgaben, die Asterix und Obelix von Julius Cäsar gestellt bekommen. Wenn sie diese, genau wie die großen Helden der Antike lösen, sollen sie die Herrschaft über Rom erhalten. Es versteht sich von selbst, dass es dabei nicht allzu heroisch zugeht, sondern reichlich Alltagssatire einfließt. Die beiden Helden müssen auch schon einmal gegen gnadenlose Bürokraten ankämpfen oder entscheiden welcher Wäschehaufen blütenweißer gewaschen wurde.
René Goscinnys Geschichte wurde seinerzeit in Frankreich nicht nur – wie bei uns – als Bildband, sondern auch als ein von Uderos Bruder Marcel (Mathias erzählt) gezeichnetes Comic-Album adaptiert. Bei uns ist dieser Comic in schwarzweiß als Fortsetzung in den Ausgaben 24 bis 29 der Fachzeitschrift Comixene.
Obwohl Asterix erobert Rom sehr erfolgreich war, entstand in den Studios Idéfix nur noch Lucky Luke – Sein größter Trick und bereits 1978 schlossen die Trickfilmstudios ihre Pforten. Die laufenden Betriebskosten waren einfach zu hoch um das Studio nach Goscinnys plötzlichen Tod noch am Leben zu erhalten.
So sollte es 10 Jahre dauern, bis mit Asterix – Sieg über Cäsarwieder ein gallischer Zeichentrickfilm in die Kinos kam. Der gar nicht einmal so übel animierte Film verknüpft recht geschickt die beiden Alben Asterix als Gladiator und Asterix als Legionär. Dies ist ein wenig schade, denn gerade das Leginärs-Album wäre eine ideale Grundlage für einen tollen abendfüllenden Film.
In dieser Hinsicht überzeugte dann der 1986 entstandene Film Asterix bei den Briten vollauf, denn hier wurde erfolgreich versucht eine der besten Goscinny-Geschichten so optimal wie möglich auf die Leinwand zu bringen.
Doch schon 1989 wurden erneut zwei Comicbände (diesmal Kampf der Häuptlinge und Der Seher) zu einem Film namens Asterix – Operation Hinkelstein verwurstet. Hierbei handelte es sich, bedingt durch den riesigen Erfolg den die Comics auch bei uns hatten, erstmals um eine deutsch-französisch Koproduktion. Das Drehbuch verfasste gemeinsam mit Yannik Voigt der deutsche Asterix-Verleger Adolf Kabatek, der auch die Comicreihe Abenteuer aus Onkel Dagoberts Schatztruhe getextet hatte.
Mit Asterix in Amerikakam 1994 eine rein deutsche Produktion in die Kinos. Regisseur Gerhard Hahn und Produzent Jürgen Wohlrabe hätten gut daran getan, sich stärker am zugrunde liegenden Album Die große Überfahrt zu orientieren und nicht andauernd nutzlose Kapriolen einzubauen. Ferner ist es mehr als fraglich ob Ottfried Fischer wirklich die optimale deutsche Stimme für Obelix ist.
Noch krasser wurde es allerdings als der Film 2003 unter dem Titel Asterix in Amerika – Die checken aus die Indianer noch einmal mit den Stimmen von Erkan und Stefan als Asterix und Obelix in die Kinos kam. Wer will kann schon drüber lachen, wenn aus Wildschweinen Döner werden und die Frau von Majestix plötzlich Krassemine heißt. (Die ersten sechs Asterix-Filme bekamen übrigens von Kinowelt bei der DVD-Veröffentlichung zusätzlich jeweils eine sächsische, hessische, bayrische, berlinerische, schwäbische oder kölsche Dialekttonspur spendiert).
Tricktechnisch jedenfalls ist Asterix in Amerika wohl der bis dahin gelungenste Asterix-Zeichentrickfilm. Besonders die Szenen mit der Ozeanüberquerung der Gallier bei sehr rauher computeranimierter See wissen zu überzeugen.
Dann war (erstmal) Schluß mit Zeichentrick und als deutsch-französisch-italienische Coproduktion kam 1999 Asterix & Obelix gegen Caesar in die Kinos. Nachdem Steven Spielberg zuvor erfolgreich aus der Familie Feuerstein einen Realfilm gemacht hatte, wurde dies auch mit den Galliern probiert und mit Gérard Depardieu die Idealbesetzung für die Rolle des Obelix gefunden. Inszeniert wurde der Film vom erfahrenen Komödienspezialisten Claude Zidi, der das Drehbuch gemeinsam mit dem auch als Regisseur erfahrenen Comickünstler Gerard Lauzier verfasste. Leider erzählt auch dieser Film keine der genialen Goscinny-Geschichten komplett nach, sondern ist eher eine Art “Best of“-Sampler. Da gibt es den Seher, die schöne Falbala (Laetitia Casta spielte später auch die Bardot), das Treffen der Druiden im Kanutenwald, eine Fischschlacht, Zirkusspiele und Machtintrigen gegen Cäsar. Also Handlung genug um zu verhindern, das lediglich protzig die durchaus vorhandenen Schauwerte und die guten Spezialeffekte (vom späteren Catwoman-Regisseur Pitof) “vorgeführt werden.
Die meisten Darsteller fügten sich auch sehr gut in das Gesamtgefüge ein. Zwar reißen Christian Clavier (Die Zeitritter) und Depardieu ihre Augen immer ganz weit auf, um auch wirklich wie die Comicvorlagen auszusehen, aber es wirkt und man nimmt ihnen die Rollen ab. Gut gewählt ist auch Louis de Funés alter Chef-GendarmMichel Galabru als Majestix und Marianne Sägebrecht als seine Frau. Nur Gottfried John als Cäsar nervt etwas. Rein optisch ist er zwar eine gute Wahl. Er sieht sich jedoch gezwungen einen Grimassenwettbewerb mit Roberto Benigni (Das Leben ist schön) anzutreten und ist diesem natürlich hoffnungslos unterlegen. Überhaupt ist Benigni als intriganter Römer Destructivus eine sehr gute Wahl. Goscinny hätte garantiert seine Freude dieser Figur gehabt und ihn vielleicht sogar in ein Comic-Album eingebaut.
Bezeichnenderweise wurde nach dem Erfolg von Asterix & Obelix gegen Caesar als zweites Abenteuer für einen Realfilm wieder zu Asterix und Kleopatra gegriffen, dem optisch wohl ansprechendsten Comic der Serie. Ursprünglich war Isabelle Adjani für die Rolle der Kleopatra im Gespräch, doch Monica Bellucci war sicherlich auch keine schlechte Wahl. Von der Besetzung des ersten Filmes waren bei Asterix und Obelix: Mission Kleopatra nur noch Clavier und Depardieu dabei, während der glücklose Architekt Numerobis von James Debbouze, dem einarmigen Darsteller aus Die fabelhafte Welt der Amélie gespielt wurde.
Nachdem der erste Realfilm teilweise auch in den Münchener Bavaria-Studios gedreht wurde (woraus mittlerweile eine kleine Touristenattraktion geworden ist), war Mission Cleopatra eine rein französische Angelegenheit. Insgesamt kann der Film sehr viel stärker überzeugen als sein Vorgänger. Das Comicalbum wird recht werkgetreu und tricktechnisch gelungen umgesetzt. Die Piraten z. B. ähneln erstaunlich exakt ihren gezeichneten Vorbildern. Wenn der Comic-Erzählung im Film neue Gags hinzugefügt wurden, sind diese oft erstaunlich gelungen. Etwas Punktabzug gibt es für den unmotivierten Einbau einiger Musiknummern aus den 70er Jahren. Doch ansonsten bietet Asterix & Obelix: Mission Kleopatra beste Unterhaltung, ohne die zugrunde liegende Comicvorlage allzu sehr zu verwässern.
Da der Film jedoch nur in Frankreich wirklich gut lief entstand 2006 als nächstes wieder ein Zeichentrickfilm. Als Vorlage wurde das AlbumAsterix und die Normannen gewählt. Dieser neunte Band der Reihe erschien erstmals 1966 und zeigt Goscinny und Uderzo auf der Höhe ihrer Kunst. Der Filmtitel lautet jedoch Asterix und die Wikinger, weil der Begriff “Wikinger“ den Produzenten als international etwas bekannter erschien. Passenderweise entstand der Film großteils in Dänemark. Dort gibt es eine leistungsfähige Trickfilmindustrie wie spätestens die auch international erfolgreichen Filme Hilfe, ich bin ein Fisch und Terkel in Trouble belegen, die beide ebenfalls von Stefan Fjeldmark inszeniert wurden.
Der Film beginnt bei den wilden und furchtlosen Wikingern. Diese und ihr Anführer Maulaf wissen nicht, was es bedeutet, Angst zu verspüren. Angeblich soll dieser Zustand ja Flügel verleihen. Daher starten sie eine Expedition um den “Angst-Champion“ zu finden. In Gallien treffen sie treffen auf Grautvornix. Asterix (zu dem die deutsche Stimme von Christian Tramitz nicht so recht passen will) und Obelix sollen aus diesem verweichlichten Majestix-Neffen einen gallischen Krieger machen. Doch die Wikinger sehen in dem ängstlichen Jüngling ihren Champion.
Asterix und die Wikinger kann sich sehen lassen und ist technisch der bisher gelungenste Asterix-Trickfilm. Die Hauptfiguren glichen auf der Leinwand noch nie so stark ihren Comic-Vorlagen. Inhaltlich wurde die Geschichte etwas gestreckt und ergänzt. So entführen die Nordmänner Grautvornix jetzt in ihr eisiges Heimatdorf, damit er ihnen dort das Fürchten und Fliegen beibringt. Dies ist optisch natürlich reizvoller als wenn – wie im Comic – nahezu die komplette Geschichte in Gallien spielt. Auch das Personal des Comics wurde aufgestockt. Über SMS, die Brieftaube von Grautvornix wollen wir mal besser schweigen. Deutlich besser kommt da schon der intrigante Wikinger-Seher Kryptograf (auch durch die deutsche Stimme von Dieter Hallervorden) und recht allerliebst ist der Neuzugang Abba. Dass Grautvornix sein Herz an diese aufmüpfige rotzöpfige Häuptlingstochter verliert erscheint völlig nachvollziehbar und ist eine hübsche Ergänzung des Albums, das insgesamt angemessen und ansprechend verfilmt wurde.
Nach dem liebevoll umgesetzten, aber leider nicht allzu erfolgreichen, Zeichentrickfilm folgte ein Jahr später mit Asterix bei den Olympischen Spielen wieder ein Realfilm mit Gérard Depardieu. Asterix hingegen wurde neu besetzt, statt Christian Clavier tritt jetzt Clovis Cornillac an, der bereits im Film Sky Fighters eine von Albert Uderzo gezeichnete Comicfigur verkörperte. Doch das ist nicht allzu wichtig, denn im Zentrum des Geschehens steht ein ganz anderer Gallier. Dieser heißt Romantix und begehrt ganz doll eine griechische Prinzessin namens Irina (Alice-Aushängeschild Vanessa Hessler). Da auch Cäsars machthungriger Ziehsohn Brutus ein Auge auf Irina geworfen hat, soll die Sache bei den Olympischen Spielen ausgetragen werden. Natürlich wird Romantix dabei von Asterix und Obelix unterstützt…
Leider wurde das Comic-Album Asterix bei den Olympischen Spielen nicht nur um diese noch halbwegs passende romantische Rahmenhandlung ergänzt, sondern die vier Drehbuchautoren haben Réne Goscinnys meisterliche Erzählung auch noch mit zahllosem weiteren Gerümpel vollgestopft. So hat der ohnehin schon äußerst zappelig vom Belgier Benoit Poelvoorde (Mann beisst Hund) gespielte Brutus zusätzlich auch noch allerlei nervige Sidekicks, darunter auch Michael “Bully“ Herbig (Der Schuh des Manitu) als stummer Legionär Redkeinstus. Eine gewisse Größe bekommt der Film durch Alain Delon, der recht selbstironisch als Cäsar auftritt und durch den kurz nach den Dreharbeiten verstorbenen Jean-Pierre Cassel (Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten), für den Mircaculix seine letzte Kinorolle war.
Auch in Sachen Ausstattung kann Asterix bei den Olympischen Spielen durchaus punkten und die computeranimierten historischen Großbauten haben Hollywood-Niveau. Außerdem wurde in Südspanien eine 265 Meter lange Rennstrecke errichtet, die für ein durchaus spannend inszeniertes Wagenrennen im Ben-Hur-Stil genutzt wurde. Hierbei fuhr für Germanien übrigens ein aus Kerpen stammender Lenker einen ferrarifarbenen Streitwagen. Wenn zum Schluss dann allerdings noch etliche weitere bekannte Sportler unnötige Gastauftritte absolvieren (ohne dass dabei schon der Abspann läuft) zieht sich der ohnehin schon zweistündige Film wie Kaugummi in die Länge. Insgesamt erscheint es bei all dem betriebenen Aufwand unverständlich, warum so wenig von Goscinnys Geschichte in den Film übernommen wurde. Wirklich komisch ist Asterix bei den Olympischen Spielen eigentlich immer nur dann wenn der Film nahe bei der Comic-Vorlage bleibt.
Der vierte Auftritt von Gérard Depardieu als Obelix fiel dann in Asterix & Obelix – Im Auftrag ihrer Majestät sehr viel weniger peinlich als erwartet aus. Es wurde sich hierbei leider nicht wie im äußerst gelungenen Zeichentrickfilm von 1986 ausschließlich auf das schöne Comicalbum Asterix bei den Briten konzentriert, sondern noch Elemente aus dem zuvor schon als Trickfilm abgefertigten Comic Asterix und die Normannen hinzugefügt.
Nachdem Alain Delon im vorherigen Realfilm als Julius Cäsar für einige wenige Glanzlichter sorgte, wurde auch diesmal wieder eine französische Kinolegende verpflichtet. Historisch alles andere als korrekt spielt Catherine Deneuve die englische Queen des Jahres 50 vor Christi. Doch sie macht dies so souverän, dass man es ihr durchgehen lässt.
Auch der neue Asterix-Darsteller Edouard Baer hat einen lässigen entspannten Charme der seinen beiden Vorgängern Christian Clavier und Clovis Cornillac abging. Etwas schade ist, dass auch die Briten von Franzosen gespielt werden, die in der Originalfassung nicht sehr überzeugend versuchen mit einem englischen Akzent zu sprechen. Wie viel Spaß hätten hier Auftritte von britischen Darstellern wie Simon Pegg oder Hugh Grant machen können.
Die Love Storys die Asterix und Obelix im Kino diesmal ziemlich ausführlich angedichtet werden, scheinen nicht so recht im Sinne der Comic-Vorlage zu sein. An manchen Gags hingegen – wie einem schönen optisches Zitat aus der Verfilmung von Frank Millers Comic 300oder wenn Julius Cäsar (diesmal nicht Delon sondern Fabrice Luchini) schwer atmend sagt “Asterix, ich bin Dein Vater“ – hätte René Goscinny bestimmt seinen Spaß gehabt.
So wie es aussieht ist mit Asterix & Obelix – Im Auftrag ihrer Majestät die Geschichte der Real-Verfilmungen mit Gérard Depardieu beendet und die Zukunft gehört der Computer-Animation. 2014 entstand auf der Grundlage des 17. Asterix-Album Die Trabantenstadt der Animationsfilm Asterix im Land der Götter und einmal mehr ist der Comic der Verfilmung haushoch überlegen.
Der Film ist dort recht gut, wo er nah bei Goscinnys und Uderzos Geschichte bleibt. Der Auftakt in dem der Imperator Cäsar das gewaltige Bauprojekt, durch das er das kleine gallische Dorf endlich zu einem Teil des römischen Imperiums machen möchte , als Modell vorstellt, funktioniert auch im Kino bestens. Doch immer wenn versucht wird, die clever ausgeklügelte Geschichte um neue Ideen zu ergänzen, geht dies ganz schön in die Hose. Ziemlich viel Raum in der Geschichte wird dem Römer Keinbonus eingeräumt, der mit seiner Frau und dem ach so niedlichen Söhnchen eher widerwillig in die Trabantenstadt zieht. Ganz blödsinnig wird es, wenn sich Obelix gegen Ende des Films in eine Art wütenden King Kong verwandelt.
Die Computeranimation ist auf einem halbwegs soliden Niveau, sieht allerdings eher nach Videogame als nach Pixar aus. Wenn ein Römer oder ein Gallier gerade keinen Text aufzusagen hat, steht er unbeweglich im Hintergrund herum. Während die digitalisierten Versionen von fast allen liebgewonnenen Bewohner des Dörfchens im Kino dabei sind, fehlt leider die attraktive Frau des Greises Methusalix, anscheinend wäre es zu aufwendig geworden dieses auch noch zusammenzupixeln.
Es ist schon sehr schade, dass auch diesmal das Potential der Comicvorlage nur ansatzweise ausgeschöpft wurde. Dies ist jedoch nicht wirklich verwunderlich, denn Rom wurde nicht an einem Tag erbaut und auch die ersten Asterix-Comics wie etwa Die goldene Sichelhatten noch nicht die Qualität der späteren Alben. Im Laufe der Jahre haben sich Goscinny und Uderzo sowohl inhaltlich wie auch zeichnerisch gegenseitig auf ein danach im Comicbereich nie wieder erreichtes Niveau hochgeschaukelt. Dabei haben sie auch immer wieder mit den Möglichkeiten des Mediums Comic gespielt und dessen Vokabular um originelle Ideen wie ewa Sprechblasen in Form eines Formulars oder gefüllt mit ägyptischen Hieroglyphen, die zugleich auch Bilderrätel sind. An den Kinofilmen hingegen arbeiteten immer wieder andere Teams und dadurch war es hier bisher leider nicht möglich hier sich im Laufe der Zeit etwas wirklich einzigartiges zu erarbeiten, das der Comicvorlage gerecht wird.
Auch Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks ist wieder computeranimiert. Erstmals seit Asterix erobert Rom von 1976 kommt wieder eine Geschichte ins Kino, die nicht auf einer (oder mehreren) Comic-Vorlagen basiert. Trotz guter Ansätze ist das Resultat eher albern ausgefallen. Mit der in Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks aufgebotenen Tricktechnik wäre es jedoch möglich gewesen erstmals eine rundum gelungene Adaption der klassischen Asterix-Comics zu realisieren. Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal.
Der vierte Realfilm Asterix & Obelix im Reich der Mitte muss diesmal ohne Gérard Depardieu als Obelix auskommen. Der Ersatzmann Gilles Lellouche verfügt zwar nicht über die Leibesfülle seines Vorgängers, doch er wurde täuschend echt zu einem Depardieu-Double zurechtgeschminkt. Den Asterix spielte Guillaume Canet (Die schönste Zeit unseres Lebens), der auch Regie führte.
Vincent Cassel lieh Julius Cäsar sein markantes Gesicht und als Cleopatra ist Marion Cotillard, die Ehefrau von Guillaume Canet, zu sehen. Diese spielt im Film noch eine zweite Rolle. Als Gasthausbesitzerin Bibine hat sie große Ähnlichkeit mit Edith Piaf, die sie 2007 in der Biopic La vie en rose verkörperte.
Bemerkenswert ist noch, dass das französische Comic-Urgestein Piere Richard als Miraculix zu sehen ist. Ursprünglich sollte der Film in China gedreht werden, doch Corona kam dazwischen. Als Ersatzlocation fungierte Marokko und auch am Computer wurden entsprechende Locations zusammengebastelt. Es stand ein Budget von über 70 Millionen Euro zur Verfügung. Das ist auch durchaus zu sehen, vom Humor eines René Goscinny fehlt jedoch leider jede Spur.