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Walt Disney: Pinocchio (2022)

Gleich nach seinem Meisterwerk Schneewittchen und die sieben Zwerge drehte Walt Disney 1940 mit Pinocchio den meiner Meinung nach immer noch besten Zeichentrickfilm aller Zeiten. In den letzten Jahren hat sich die Disney Company immer wieder an Realfilmversionen der Animationsklassiker versucht. Die Resultate waren nicht immer so gelungen wie Maleficent mit Angelina Jolie, Tim Burtons Dumbo oder auch Cruella.

Walt Disney Pictures planten bereits seit 2015 eine am Zeichentrickklassiker orientierte Realverfilmung von Pinocchio. Die Wahl von Tom Hanks als Darsteller der Tischler Gepetto und von Robert Zemeckis (Zurück in die Zukunft) als Regisseur macht durchaus neugierig auf das Werk. Zemeckis hatte mit Filmen wie Falsches Spiel mit Roger Rabbit, Der Polarexpress, Die Legende von Beowulf oder Disneys Eine Weihnachtsgeschichte immer wieder die Möglichkeiten des Animationsfilms ausgelotet.

Cynthia Erivo als The Blue Fairy

Sein Versuch mit aktuellen tricktechnischen Möglichkeiten ein Update des auf Carlo Collodis Kinderbuchs von 1881 basierenden Disney-Meisterwerk zu drehen, ist leider total gescheitert. Selbst dort wo sich die Neuverfilmung an der Zeichentrickvorlage orientiert, ist sie dem Original hoffnungslos unterlegen. Das fängt schon mit der Eröffnungsszene des Zeichentrickfilms an, in der die Kamera spektakulär mitten durch ein nächtliches Dorf schwenkt und den Zuschauer grandios hineinzieht in die Geschichte von Gepetto, der sich einen kleinen Jungen geschnitzt hat.

Optisch hat Zemeckis dem nichts entgegen zu setzten und versucht es auch nicht einmal. Es gibt ein paar flaue Witze mit der später zu Pinocchios Gewissen werdende Heuschrecke Jiminy, die mit ihrem als Erzähler dienden Alter Ego eine Diskussion beginnt. Tom Hanks hat als Gepetto wenig mehr zu tun, als traurig drein zu schauen, obwohl das von Zemeckis zusammen mit Chris Weitz (About a Boy) verfasste Drehbuch, ihm als um seinen Sohn trauernden Witwer etwas exakter als der Disney-Film charakterisiert hat.

Was dabei gänzlich fehlt, ist der großartige Song Little Wooden Head, zu dem Gepetto im Zeichentrickfilm wild entfesselt mit seiner Pinocchio-Marionette durch die Werkstatt tanzt. Stattdessen ist ein lahmer Sprechgesang von Tom Hanks zu hören, auch Give a Little Whistle, die Erkennungsmelodie von Jiminy Cricket, wurde zugunsten von nicht wirklich guten neuen Liedern weggelassen. An den Wänden von Gepettos Werkstatt hängt auch bei Zemeckis eine Unmenge von originellen Holzspieluhren, doch diese sind fast immer mit geschnitzten Figuren aus Filmen wie Toy Story oder Dornröschen bestückt, was beim fünften Mal nicht mehr originell ist.

Zwar wird immer wieder versucht wird, markante Momente des Klassikers nachzustellen. Doch fehlen viele großartige Momente, es tauchen unnötige neue Nebenfiguren wie die Möwe Sofia oder die Marionettenspielerin Fabiana auf und im Finale verfügt der Riesenwal Monstro plötzlich auch noch über Knochenkamm und Tentakel, ohne dass er dadurch unheimlicher wirkt. In keinem Moment ist tricktechnische Innovation zu spüren und – schlimmer noch – nie entsteht der Eindruck, dass sich Mühe gegeben wurde, einem Meisterwerk Tribut zu zollen.

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