Es ist erstaunlich, was für eine Menge Material Andreas Veiel (Blackbox BRD) in sechs Jahren zusammengetragen hat. Sein von Sandra Maischberger produzierter Dokumentarfilm zeigt aussagekräftige Ausschnitte und Bilder von den Dreharbeiten zu Leni Riefenstahls Filmen von Die weiße Hölle vom Piz Palü (1929) über Tag der Freiheit! – Unsere Wehrmacht (1935) bis hin zum 1954 mit zehnjähriger Verspätung uraufgeführten Tiefland.
Doch Veiel dokumentiert nicht nur die mehr als zweifelhaften Filme, die Riefenstahl im Dienste der Nationalsozialisten gedreht hatte, sondern auch ihren völligen Mangel an Selbstreflektion, den die Regisseurin öffentlich zur Schau stellte, bevor sie 2002 im Alter von 101 Jahren verstarb. In der Doku gibt es Aufnahmen, in denen sich Riefenstahl bei Interviews und in Talkshows wortreich rechtfertigt.
Zudem hatte Veiel auch Zugriff auf 700 Kisten mit Riefenstahls Nachlass und dort befinden sich Mitschnitte von Telefonaten, die sie für aufbewahrungswürdig gehalten hatte. Zu hören sind Gespräche mit wildfremden Menschen, die sich bei Riefenstahl dafür bedanken, dass diese ihre Propagandatätigkeiten so tapfer gegenüber den unverschämten Journalisten verteidigt hatte.
Aufschlussreich sind auch ihre Telefonate mit Albert Speer, der im September 1934 jenen Reichsparteitag organisierte, den Riefenstahl in Triumpf des Willens nach allen Regeln ihrer Filmkunst glorifizierte. Die Filmemacherin wollte von Speer erfahren, wieviel dieser für die Veröffentlichung seines während der zwanzigjährigen Haft im Spandauer Gefängnis geschriebenen Bestsellers Erinnerungen von den Verlagen erhalten hatte.
In Sachen TV-Interviews hatte jedoch Riefenstahl finanziell die Nase vorn und erstaunte Speer, als sie diesem mitteilt, dass sie für weniger als 5.000 Dollar nicht öffentlich auftritt. Dies ging jedoch nicht immer gut aus. Als sie nach einem Gespräch mit dem Schweizer Fernsehen darauf bestand, dass alle ihre Äußerungen zum Thema Holocaust nicht gesendet werden dürfen, erklärte der Interviewer diesen Sachverhalt den Zuschauern, verzichtete in der Sendung ganz auf Riefenstahl und zeigte stattdessen einen leeren Stuhl.
Auch das Gespräch, das Sandra Maischberger 2002 mit Riefenstahl zu ihrem 100. Geburtstag führte, ging in Sachen Nachruhm voll nach hinten los. Die ARD-Talkmasterin war seinerzeit von Riefenstahls nichtssagenden Antworten entsetzt und dachte: “Das kann doch nicht alles gewesen sein.“ Zwanzig Jahre später produzierte sie diesen entlarvenden Dokumentarfilm.
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