Herman Melvilles 1851 erstmals erschienener Roman Moby Dick wurde bereits einige Male verfilmt. Als vom weißen Wal besessener Kapitän Ahab waren u. a. Gregory Peck, Patrick Stewart und William Hurt zu sehen. Im Comic-Bereich wurde das Buch noch häufiger adaptiert, was ganz sicher daran liegt, dass es hier ohne Budget-Begrenzung – je nach dem Talent des Zeichners – relativ problemlos möglich ist einen angemessen bedrohlichen weißen Wal aufs Papier zu zaubern.
Natürlich gab es im Rahmen der Reihe Classics Illustrated (bei uns als Illustrierte Klassiker bekannt) bereits in den 40er-Jahren eine Comic-Adaption, bei der wie meist das Cover beeindruckender als der Inhalt des Heftes war. Sehr viel opulenter geriet 1990 eine von Bill Sienkiewicz für einen nur kurz andauernd Neustart des selben Labels gezeichnete Version von Moby Dick. 1998 schließlich adaptierte Will Eisner den Roman von Melville. Doch der seinerzeit ansonsten eher episch erzählende Gründervater der Graphic Novel fertigte die 900-seitige Buchvorlage auf nur 30 Comicseiten ab. Genau dort liegt auch das Problem bei den meisten Comic-Adaptionen, da sie zu atemlos erzählt sind und von Highlight zu Highlight eilen.
Dies gilt zum Glück nicht für die beim Splitter Verlag erschienene Comic-Version von Moby Dick. Diese mag vielleicht nicht ganz so stilsicher geraten sein wie Riff Reb’s‘ im selben Hause erschienene Comic-Version von Jack Londons Der Seewolf. Doch auf 120 Comic-Seiten kann der Autor Olivier Jouvray (Fluchttunnel nach West-Berlin) recht viele Aspekte von Melvilles iterarischer Vorlage unterbringen. So dauert es geschlagene 100 Seiten bis der weiße Wal im wahrsten Sinne des Wortes auftaucht. Bis dahin sind dem Leser der die Geschichte erzählende Matrose Ismael, der reich tätowierte Harpunier Queequeg, der aufrechte Erste Steuermann Starbuck und die ganze unter dem Regime von Kapitän Ahap leidende Mannschaft der Pequod ans Herz gewachsen.
Die stimmungsvoll in immer nur sehr wenigen Farben kolorierten Zeichnungen von Pierre Alary (SindBad, Belladonna) können sich nicht nur sehen lassen, sondern vermitteln auch sehr gut die Atmosphäre der Erzählung. Insgesamt dürfte dies die bisher beste Comic-Adaption von Moby Dick sein.
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