Heute dürfte kaum noch jemand den Magier Kalanag kennen, doch Mitte des letzten Jahrhunderts war er das, was später einmal Siegfried und Roy oder David Copperfield sein sollten. Eine aktuelle Dokumentation berichtet von einem rücksichtslosen Karrieristen, der seine Tricks nutzte, um alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Der 1903 in Stuttgart geborene Helmut Schreiber fühlte sich zeitlebens zur Zauberei hingezogen. Als angeblich promovierter Mitarbeiter machte er in den 20er-Jahren Karriere in der Filmindustrie. Unter seiner Leitung entstand 1939 der antisemitische Propaganda-Film Robert und Beltram. Obwohl Schreiber sich als Zauberer Kalanag auch im Umfeld von Adolf Hitler profilierte, ging seine Karriere – Simsalabim! – im Nachkriegs-Wirtschaftswunderland erst richtig los. Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass sich Kalanag das Wohlwollen der Alliierten dadurch erkaufte, dass er dabei half das vom NS-Bonzen versteckte sogenannte “Nazigold“ zu finden. Möglicherweise hat Schreiber sich auch einiges davon in die eigene Tasche gezaubert.
Es gibt Theorien darüber, dass er seinen aufwändigen Tourneen mit großer Gefolgschaft durch die Weltmetropolen nicht alleine durch Eintrittsgelder finanzieren konnte. Doch der Zauberer war auch einer der Urväter des Produktplacements, So waren etwa die Autos, die Kalanag auf offener Bühne verschwinden ließ, zugleich gut von den Herstellern bezahlte Werbemaßnahmen. Auch das letzte Kapitel im Leben Schreibers hat einen unangenehmen Beigeschmack, denn er war an vorderster Front dabei, als Bundeskanzler Adenauer plante einen TV-Kanal zu starten, der ein konservatives Gegengewicht zur angeblich linkslastigen Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sein sollte.
Die DVD-Edition von MFA+ enthält neben einer sehr unterhaltsamen 72-minütigen Doku mit “Simsalabim – Eine Reise mit Kalanag“ (24:23 min) und der Okkult-Show “Grenzen des Wissens“ (26:40 min) auch zwei von Helmut Schreiber verantwortet Probesendungen des vor dem Bundesverfassungsgericht gescheiterten “Adenauer-Fernsehens“. Hinzu kommen mit „Nach Südamerika in 3 Tagen“ (25:58 min), ein 1934 entstandener Zeppelin-Film von und mit Helmut Schreiber, ein Werbefilm zu Kalanags Zaubershow (6:17 min), Eiscreme-Reklame mit Schreibers Gattin Gloria de Vos (2:37 min), sowie ein 32-seitiges Booklet.
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