Während des Dritten Reichs, verliert Hans Boeckel (Hansjörg Felmy) mangels brauner Gesinnung seinen Job als Feuilleton-Redakteur, während sein rücksichtsloser Klassenkamerad Bruno Tiches (Robert Graf) auf die Moral pfeift und es sich als hohes Tier in der Partei gut gehen lässt. Auch nach dem Krieg schafft es Bruno wieder, das Schicksal zu seinen Gunsten zu lenken. Die Besatzer halten ihn für unentbehrlich und schnell steigt er zum angesehenen Geschäftsmann auf. Doch dann macht sich Hans daran, einen Artikel über Brunos braune Vergangenheit zu schreiben…
Die eher konventionelle Handlung von Wir Wunderkinder (1958) basiert auf einem Roman von Hugo Hartung. Dieser schrieb bereits Ich denke oft an Piroschka und Kurt Hoffmann machte schon aus diesem Buch einen äußerst liebenswerten Film. Dies trifft auch auf Wir Wunderkinder zu. Erzählt wird die Geschichte vom rechtschaffenen Hans, der beim Anblick der Nazis immer brav die Faust in der Tasche ballt und schweigt, anständig durchs Dritte Reich kommt, eine süße Dänin (wirklich süß: Johanna von Koczian) heiratet und in der Nachkriegszeit doch noch zum Widerstandskämpfer wird. Dieser Teil des Films bedient (eher charmant als routiniert) alle Elemente des gehobenen bundesdeutschen Kino-Lustspiels und die Zeitgeschichte ist dabei eher Kulisse.
Doch zum Glück gibt es noch eine zweite Ebene, die Wir Wunderkinder zur einzig wirklich gelungenen Verknüpfung aus Kino und Kabarett macht. Jemand hatte die geniale Idee Wolfgang Neuss und Wolfgang Müller (die bereits Hoffmanns Das Wirtshaus am Spessart zu einem großen Vergnügen machten) als Conférenciers einzusetzen. Das eingespielte Duo unterbricht die Handlung und schmettert Songs wie “Stimmung, es lebe die Nachkriegszeit, denn bald haben wir schon wieder Vorkriegszeit!“ Da bleibt kein Auge trocken und die eher biedere Geschichte wird satirisch zugespitzt.
Die Blu-ray der Reihe Filmjuwelen enthält neben dem 107-minütigen Hauptfilm noch die Dokumentation “Humor ist eine ernste Sache“, eine 49-minütige sehr interessante Dokumentation des Bayrischen Rundfunks von 1985 über den Regisseur Kurt Hoffmann, einen sehr lustigen Kinotrailer mit Wolfgang Neuss (1:56 min), sowie ein informatives 20-seitiges Booklet mit Texten von Reiner Boller
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