Der Krämer Felix Ducharme ist gestorben. Seine Witwe Marie versucht dessen Gemischtwarenladen im kleinen kanadischen Nest Notre-Dame-des-Lacs weiter zu betreiben. Da sie eine “Zugezogene“ ist, wird sie dabei sehr misstrauisch von der eingeschworenen Dorfgemeinschaft (aber auch aus dem Jenseitsvon ihrem Mann ) beobachtet. Doch bei aller Skepsis wissen die Dörfler, dass sie den Laden genauso benötigen, wie Marie eine Lebensaufgabe.
Doch die noch recht junge Frau will sich nicht mit der Rolle der trauernden Witwe zufriedengeben, auch wenn es die Moral der 20er-Jahre und ganz besonders die Dorfgemeinschaft fordert. Sie verliebt sich zunächst in den falschen (weil aufs eigene Geschlecht fixierten) Mann und stürzt sich danach ein wenig zu heftig ins schillernde Leben der Großstadt Montreal. Nach ihrer Rückkehr ins Heimatdorf bringt sie nicht nur das Dorf zum Charleston-Tanzen, sondern auch noch zwei schrullige Waldläufer dazu, sich ihre Bärte abzurasieren…
Nachdem er seine sechsteilige Fantasy-Saga um Peter Pan fertigstellte, verwundert es zunächst, dass Régis Loisel ein eher “klein“ wirkendes Thema anpackt. Die in Das Nest erzählte Geschichte ist angenehm unspektakulär, zumindest was “Action“ angeht. Im Innenleben der Hauptfiguren passiert hingegen jede Menge. Nach und nach lernt der Leser die oft ganz schön verschrobenen Mitglieder der Dorfgemeinschaft kennen. Da ist etwa der alte Noel, der ein für den örtlichen Bach viel zu gewaltiges Schiff baut und dabei Unterstützung vom neuen Dorfpfarrer erhält, obwohl er sich nie in dessen Kirche blicken lässt.
Doch es ist nicht nur die heimelige aber auch gesellschaftskritische Geschichte, die diese Serie zu einem wahren “Nest“ für Comicfreunde macht, sondern auch die Zeichenkunst ihrer Schöpfer. Geschichte und Zeichnungen erarbeiten Loisel und Jean-Louis Tripp zusammen in ihrem Gemeinschaftsatelier in Montreal. Nachdem Loisel leicht und locker, aber bereits äußerst detailreiche Vorzeichnungen anfertigte, garniert Tripp die Bilder mit Licht, Schatten und Konturen.
Die Harmonie dieses Teamwork ist dem Resultat jederzeit anzumerken. Die Serie überzeugt sowohl dank der liebevoll gestalteten Bilder wie auch durch die entspannte Erzählstruktur und macht gespannt auf den weiteren Verlauf der Geschichte.
Nachdem Carlsen die Serie zunächst komplett in neun Hardcover-Bänden veröffentlichte, folgte eine dreibändige Gesamtausgabe. Leider kamen die sehr schönen Titelbilder der im ersten Hardcover-Band enthaltenen drei Alben nicht zum Abdruck und der Begleittext ist eher mittelprächtig ausgefallen. Doch es besteht Hoffnung, dass die nächsten Ausgaben dies durch den Abdruck von Skizzen und aussagekräftigen Hintergrundinfos wieder ausgleichen.
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