Am 5. September 1995 erlebte in den USA die letzte Episode von Batman: The Animated Series ihre Premiere. Anschließend wurde in weiteren Trickfilm-Projekten mit dem Dunklen Ritter vergeblich versucht an die von Bruce Timm angerührte atmosphärische Mischung aus Cartoon und Crime anzuknüpfen. Doch erst drei Jahre später ist dies gelungen.
Hierzu verbündete sich Timm mit J. J. Abrams, Matt Reeves, sowie den Autoren Ed Brubaker und Greg Rucka, deren Batman-Comicreihe Gotham Central die Serie maßgeblich inspiriert hat. Stärker noch als bei The Animated Series hat sich Timms Team vom Look und der Erzähltechnik des US-Kinos der Dreißiger inspirieren lassen.
Dies wird bereits in dem großartigen komplett in Schwarzweiß realisierten Vorspann deutlich und zieht sich durch alle zehn Episoden der ersten Staffel. In jeweils in knapp 30 Minuten werden in sich abgeschlossene Geschichten erzählt, die sich zu einem faszinierenden Gesamtbild formieren. Eine der zentralen Figuren ist Barbara Gordon, die Tochter des Polizeichefs, die in Gotham als ebenso taffe wie idealistische Anwältin tätig ist.
Roter Faden der ersten Staffel, die auch von Bruce Waynes ersten Einsätzen als Batman erzählt, ist das tragische Schicksal des Staatsanwalts Harvey Dent, der im Sold des Gangsterbosses Rupert Thorne steht und einem Säureattentat zum Opfer fällt, nachdem bei ihm moralische Bedenken aufkommen. Da in der Serie zuvor bereits ein Horrorfilmstar namens Basil Karlo auftauchte, verwundert es kaum, dass die verätzte rechte Gesichtshälfte von Dent an Boris Karloff als Frankensteins Monster denken lässt.
Die letzten beiden Episoden erzählen mit viel Empathie davon, was es für den ehrgeizigen Harvey Dent bedeutet, in seinen Karriereplänen brutal ausgebremst zu werden. Ebenfalls sehr anrührend wird dargestellt, wie es in der Beziehung zwischen Bruce Wayne und seinem treuen Assistenten zunehmend menschelt und er diesen nicht mehr “Pennyworth“ sondern “Alfred“ nennt.
Es dürfte kaum ein Spoiler, sondern fast schon ein Klischee sein, wenn noch verraten wird, dass am Ende der ersten Staffel der ikonischste Batman-Schuke sein Erscheinen ankündigt.
Der Linienflug 815 der Oceanic Airline von Sydney nach Los Angeles kommt vom Kurs ab und stürzt über einer einsamen Insel ab. Wie durch ein Wunder überleben 48 Passagiere, die sich im hinteren Teil der Maschine befanden. Sie hoffen auf eine baldige Rettung. Doch die Insel befindet sich anscheinend in einem Funkloch und ist auch längst nicht so paradiesisch, wie anfangs vermutet.
Dass aus dieser nicht allzu vielversprechenden Ausgangssituation, die an ein Update von Jules Vernes Die geheimnisvolle Insel erinnert, viel mehr als ein abendfüllender Spielfilm herauszuholen wäre, ist eigentlich kaum zu vermuten. Doch die erste Staffel der 2004 gestartete TV-Serie Lost ist, dank sorgfältiger Machart und der komplexen Rückblendenstruktur (die andeutet, dass die überlebenden Fluggäste nicht zufällig auf der Insel sind), über die komplette Laufzeit von über 1000 Minuten unerhört spannend.
Die erste Season hinterlässt einen atemlosen Zuschauer, der kaum erwarten kann, wie sich die Situation und die Beziehungen der Charaktere weiterentwickeln. Der Serienschöpfer J. J. Abrams machte zuvor Jennifer Garner durch Alias zum Star und qualifizierte sich anschließend als Regisseur für Filme der Serie Misson: Impossible, Star Trek und Star Wars. Ebenfalls an der Entwicklung beteiligt war Damon Lindelof, der die Drehbücher zu Filmen wie Star Trek Into Darknessgeschrieben hat und Creator der Serie Watchmenist.
Im weiteren Verlauf von Lost ist mehr über die Figuren zu erfahren und es wird immer klarer, dass diese nicht ohne Grund an Bord der Unglücksmaschine waren. Die folgenden Seasons enthüllten einige kleinere Geheimnisse, warfen aber auch immer mehr zusätzliche Fragen auf. Die Insel beherbergte neben zusätzlichen Überlebenden noch eine Forschungsstation, aus den Rückblenden wurden Vorausschauen auf Dinge die kommen werden. Danach (Vorsicht Spoiler!) wurde es dann völlig abgefahren, denn nicht nur die Drehbücher waren voller Zeitsprünge, sondern die Überlebenden sprangen gleich mit.
Dies sorgte dafür, dass Lost für Gelegenheitsseher im TV kaum noch geeignet ist. Die komplexe (aber auch ganz schön wirre) Geschichte erschloss sich nur noch einem hochkonzentrierten Zuschauer und ist somit optimal für das Medium DVD/Blu-ray oder zum Streamen geeignet.
Es ist nicht einfach über das Ende von Lost zu schreiben, ohne zum Spielverderber zu werden. Wer schon zu viel weiß, büßt zweifelsohne einiges am nicht unbeträchtlichen Spaß an der sorgfältig produzierten abenteuerlichen Verwirr-Serie ein. Für mich war in der zweiten Season bereits die Luft raus, da sehr viel mehr Rätselfragen gestellt als gelöst wurden. Doch die sympathischen Darsteller, die aufwändige Machart und die weiterhin interessante Erzählstruktur mit Rückblenden (und später auch Blicken in die Zukunft) hielten mich trotzdem bei der Stange.
Am Ende der fünften Staffel explodierte eine Bombe auf der Insel, was darin resultierte, dass die finale sechste Season zwei in verschiedenen Paralleluniversen angesiedelte Geschichten erzählt. Zum einen geht es um die Überlebenden des Absturzes, die weiterhin mit ihrer geheimnisvollen Insel konfrontiert sind. Der zweite Erzählstrang beschäftigt sich damit, wie das Leben der Passagiere weitergegangen wäre, wenn ihr Flug sicher Los Angeles erreicht hätte (wobei es sich allerdings nicht exakt um jene Welt handelt in der die Rückblenden von Season 1 spielten).
Durch den Wechsel zwischen diesen beiden Erzählsträngen ergibt sich ein fast so spannendes Serien-Erlebnis, wie in der ersten Staffel. Eine ganze Weile sieht es so aus als wenn die Serie ein – wenn auch nicht allzu logisches, aber immerhin emotional – befriedigendes Ende finden würde. Doch – meiner Meinung nach – verbocken J. J. & Co. die Sache dann doch noch auf der Zielgrade. Die letzten 10 Minuten waren mir to much, auch wenn die letzte Einstellung das Ganze trotzdem noch recht schön abrundet.
Nach dem Genuss (das Wort wurde bewusst gewählt) von Episode IX stellt sich die Frage ob Episode VIII überhaupt nötig gewesen wäre. So ziemlich alles, was Rian Johnson zwei Jahre zuvor dem Star-Wars-Universum beigefügt (oder angetan) hatte, ignoriert J. J. Abrams in seinem Abschluss der Saga. Genau wie in Das Erwachen der Macht, versucht er auch hier die Frage zu beantworten, wie es George Lucas gemacht hätte.
Rey, Finn und Poe schippern ähnlich wie einst Leia, Luke und Han mit Chewbecca, zwei Robotern und dem Millennium Falcon durchs Universum. Sie treten an gegen den maskierten Kylo Ren und Rey vermutet, dass dieser – obwohl er Planeten zerstört – irgendwie doch ein prima Kerl ist. Zugleich fühlen sich sowohl Finn, Poe aber auch Kylo zu Rey hingezogen…
Das funktioniert oft ganz hübsch, zumal speziell Daisy Ridley als Rey und auch Jon Boyega als Finn mittlerweile nicht nur sympathische, sondern auch recht talentierte Darsteller geworden sind. Oscar Isaac (Poe) und Adam Driver (Kylo Ren) haben hingegen bereits außerhalb des Star-Wars-Universums als Darsteller geglänzt, doch ihnen gelingt es in Der Aufstieg Skywalkers nicht als sorgloser Draufgänger bzw. grüblerischer Grenzgänger zu überzeugen.
Doch das nur am Rande. Am wichtigsten ist, dass J. J. Abrams wieder eine großartige Show mit knalligen Momenten, einigen Überraschungen, Humor und vielen respektvollen Verbeugung vor den Klassikern gelang, die trotz einer Laufzeit von 142 Minuten keine Sekunde langweilt. Dass dies das Ende einer Legende ist, wollen wir jedoch nicht glauben, denn es gibt genausoviele römische Zahlen wie Sterne!
Bei der Heimkinoveröffentlichung ist es sehr erfreulich, dass Disney weiterhin auf 3D setzt. Andere Anbieter brachten Filme, die im Kino auch in einer räumliche Tiefe simulierenden Version liefen, wie etwa X-Men: Dark Phoenix oder Men in Black: International zwar in 4K aber nur als “flache“ Versionen heraus. Nicht so bei Disney, hier erscheinen weiterhin die Animationsfilme (Ausnahme: Chaos im Netz) und die Beiträge des Marvel Cinematic Universe in sehr schön gestalteten 3D-Editionen.
Bei Das Vermächtnis der Skywalker wurde für die 3D-Edition ein Steelbook mit Wrap-Around-Cover und kleinen Bilder der Hauptcharaktere auf dem Bookrücken spendiert. Auch das Bonusmaterial mit einem 126-minütigen Making Of kann sich sehen lassen. Hinzu kommen noch diese Dokus: „Die Speeder-Jagd auf Pasaana“ (14:16 min), „Dreharbeiten in der Wüste“ (5:59 min), „D-0: Schlüssel zur Vergangenheit“ (5:33 min), „Warwick & Sohn“ (5:37 min, über Warwick Davis und seinen auch am Film beteiligten Sohn Harrison) und „Die Kreaturen“ (7:46 min). Viel besser kann ein Film nicht präsentiert werden!
Das waren noch Zeiten als Steven Spielberg das Publikum mit von ihm inszenierten oder produzierten Filmen wie E. T., Unheimliche Begegnung der Dritten Art, Gremlins, Die Goonies oder Poltergeist überraschte, leicht schockierte und vor allem amüsierte. Alle diese Werke spielen in einer gesichtslosen US-Vorstadt, handeln von altklugen Kindern mit ebensoviel Tatendrang wie Medienkompetenz und von ihren überforderten Mittelklasse-Eltern. Es ist nur konsequent, wenn J. J. Abrams eine (lustigerweise auch noch von Spielberg produzierte) Hommage an Filme dieser Art im Jahre 1979 spielen lässt.
Der Auftakt von Super 8 ist grandios: Im Stahlwerk von Lilian, Ohio wird an einer Tafel die dreistellige Zahl von unfallfreien Tagen auf einen umgeändert, in der nächsten Einstellung sitzt ein 13-jähriger Junge namens Joe Lamb einsam auf einer Schaukel und trägt einen schwarzen Anzug. Joes Vater ist der Sheriff des Ortes und möchte nicht, dass sein Sohn weiterhin gemeinsam mit seinen seltsamen Freunden auf Super 8 einen Zombie-Film dreht. Doch Joe lässt sich bremsen, verliebt sich in die Hauptdarstellerin des Amateur-Films (der während des Nachspanns komplett gezeigt wird) und muss sie aus den Klauen eines Monsters befreien, das aus einem Transport-Güterzuges der Air Force entkommen ist…
Wenn Super 8 versucht zunehmend spannender zu werden, verliert der Film etwas an Subtilität und die seltsame Gegenlicht-Dramaturgie befremdet etwas. Doch ansonsten beschwört Abrams echtes Spielbergsches Frühwerk-Feeling. Dies liegt ganz sicher auch an seinem Komponisten Spezi Michael Giacchino, der für J. J. Abrams bereits Alias, Lost, Mission Impossible IIIund Star Trek vertonte. Mit dem mehr als 100 Musiker umfassenden Hollywood Studio Orchester und einer Hammondorgel sorgte Giacchino für sanfte aber bedrohliche Töne in der Tradition von John Williams oder Jerry Goldsmith. Die Soundtrack-CD konzentriert sich auf den Orchester-Score, erfreut durch lange Laufzeit und nicht verwendete Bonus-Tracks.
Die 1996 gestartete Filmreihe Mission: Impossible geht in die sechste Runde und der mittlerweile 56-jährige Tom Cruise spielt immer noch glaubhaft den Action-Helden Ethan Hunt. Etwas weniger überzeugt der diesmal etwas penetrante Versuch Hunt mit so etwas wie einem Charakter auszustatten. Mindestens zweimal zu oft ist im Laufe des Filmes zu hören, dass Ethan Hunt – ganz im Gegensatz zu seinen Geheimdienst-Vorgesetzten – eher eine Mission platzen als eins seiner Team-Mitglieder sterben lässt.
Auch die Beziehung zu seiner Ex-Frau, der Ärztin Julie (Michelle Monaghan), hat sich etwas seltsam entwickelt. Diese ist aus Sicherheitsgrünen abgetaucht, hält aber Kontakt zu Hunt, was diesen irgendwie motiviert. Der Auftakt von Mission: Impossible – Fallout ist etwas delikat. Hier ist zu erfahren, dass anarchistische Terroristen Atombomben in Rom, Jerusalem und Mekka gezündet haben. Zwar entpuppt (Vorsicht Spoiler!) sich dieses als Bluff, doch es wirkt etwas merkwürdigt, wenn in einem Film, in dem der prominenteste Scientologe die Hauptrolle spielt, die zentralen Kultstätten von drei Weltreligionen zerstört werden.
Ansonsten entstand hier eine wieder von Christopher McQuarrie (Edge of Tomorrow) inszenierte direkte Fortsetzung von Mission: Impossible – Rogue Nation. Gegner ist wieder der Anarchist Salomon Lane (Sean Harris), doch auch die Zusammenarbeit mit dem vom Superman-Darsteller Henri Cavill gespielten CIA-Agenten August Walker verläuft für Hunt alles andere als optimal. Doch dafür kann er sich auf sein von Ving Rhamses, Simon Pegg und Rebecca Ferguson verkörpertes Team verlassen.
Das Konzept der Reihe erscheint, mit in Paris und London gedrehten allzu vertraut anmutenden Verfolgungsjagden, ein wenig abgegriffen. Das Finale in Kaschmir (das zum Teil in Norwegen gedreht wurde) ist dann doch noch ein gelungener Abschluss und lässt auf weitere Filme hoffen, die wieder nahtloser an die unwiderstehliche Mischung aus Action und Humor anknüpfen können, mit der J. J. Abrams die Reihe 2006 in Mission: Impossible IIIrevitalisierte.
Nachdem Brian De Palma in Mission: Impossible und John Woo in M:I- 2 Tom Cruise als Ethan Hunt von Actionszene zu Actionszene hetzten, waren für den dritten Teil u. a. David Fincher und Oliver Stone im Gespräch. Das Rennen machte schließlich J. J. Abrams. Für den Drehbuchautor von Armageddon war dies die erste Kinoregie, doch er hat reichlich TV-Erfahrung und u. a. die Pilotfilme der von ihm kreierten Erfolgsserien Alias und Lost inszeniert.
Zwar gibt es auch wieder jenen Moment in dem Tom Cruise beim Abseilen gerade noch rechtzeitig bremst und – quasi in Missionarsstellung – wenige Millimeter über dem Erdboden baumelt, doch insgesamt ist Ethan Hunt diesmal sehr viel stärker als in den vorherigen Kinofilmen ein richtiger Mensch und sogar ein Teamspieler genau wie die Spezialagenten in der TV-Serie.
Selbst wenn Ethan Hunt etwas im Alleingang erledigen will, folgen ihm seine Kollegen, die eine Art Ersatzfamilie sind und sich umeinander sorgen. Passend zu diesem etwas realitätsnäheren Ansatz wird auch erstmals gezeigt wie diese perfekten Gesichtsmasken in Minutenschnelle angefertigt werden und wie der zugehörige Sprachchip ebenso schnell seinen Input erhält.
Die Besetzung der Schurkenrolle durch den Charakterdarsteller Philip Seymour Hoffman (Magnolia, Capote) ist ein großes Plus des Films. Gleich am Anfang wird gezeigt, wie der skrupellose Waffenhändler die Freundin von Ethan Hunt in seiner Gewalt hat und diesen brutal unter Druck setzt.
Danach erzählt Abrams wie es dazu kam und baut dadurch an Schauplätzen wie Shanghai oder dem Vatikan echte Spannung auf, ohne dass er es nötig hat beständig und immer materialintensiver an der Actionschraube zu drehen. Alles in allem wäre durchaus zu begrüßen, wenn diesmal nicht fünf Jahre auf die nächste unmögliche Mission gewartet werden müsste.
Als richtig gute Idee hat es sich nicht erwiesen Episode VIII fast komplett von Rian Johnson schreiben und inszenieren zu lassen. Dessen Science-Fiction-Thriller Looper mit Bruce Willis und Joseph Gordon-Levitt war zwar ganz nett, doch sicher kein Bewerbungsvideo für Star Wars. Während in Episode VIIvielleicht versucht wurde, zu sehr möglichst genau den Stil und die Tonart der klassischen Filme zu treffen, ist jetzt das genaue Gegenteil der Fall.
Viele Sequenzen wirken wie Fremdkörper und wollen sich nicht so recht ins Star Wars Universum einfügen. Besonders auffällig ist dies bei einer Sequenz in einem Casino mit angeschlossener Rennbahn. Diese blitzeblanken Räumlichkeiten voller “Upper-Class-Aliens“ wirken eher wie eine Hommage an Luc Bessons Das fünfte Element und passen nicht so recht in die von Georg Lucas kreierte “Zukunft mit Gebrauchsspuren“.
Auch ein an sich witziger Gag mit einem dampfenden Raumschiff, das nicht nur wie ein Bügeleisen aussieht, sondern auch wirklich eins ist, wirkt wie ein Fremdkörper in einer Filmreihe, deren Humor sich bisher aus der Handlung oder dem Zusammenspiel der Figuren ergeben hatte. Recht albern kommen auch so manche zwischenmenschlichen Kapriolen innerhalb der umständlich erzählten Geschichte daher.
Episode VII lebte auch davon, dass es sehr viel Freude machte Harrison Ford wieder als Han Solo zu sehen. Doch das hat sich jetzt ja leider erledigt. Als Neuzugänge konnten sich Daisy Ridley als Rey und John Boyega als Finn recht gut behaupten. Doch in Episode VIII drohen sie unterzugehen in einem Ensemble voller nicht wirklich charismatischer neuer Charaktere. Da nützt es auch wenig, wenn hier ansonsten zuverlässige Darsteller wie Laura Dern oder Benicio del Toro zum Einsatz kommen.
Viel zu lange dauert es, bis der 151-minütige Film doch noch in Fahrt kommt. Wenn Mark Hamill sich schließlich als Luke Skywalker im durchaus großen Finale einer übermächtigen Armee der First Order stellt, dann stellt sich doch noch echtes Star-Wars-Feeling mit Größenwahn, Pathos und John-Williams-Soundtrack ein. Erfreulicherweise hat J. J. Abrams mit Der Aufstieg SkywalkersEpisode IX wieder geschrieben und inszeniert.
Die Blu-ray-Edition enthält neben dem 151-minütigen Film (wahlweise mit Audiokommentar von Rian Johnson, wie alle übrigen Extras wahlweise mit deutschen Untertiteln) auf einer zweiten Scheibe umfangreiches Bonusmaterial: “Der Regisseur und der Jedi“, ein umfassendes Making Of (95 min), “Gleichgewicht der Macht“ (10:17 min), 3 Szenenanalysen (33:01 min), „Andy Serkis bei der Arbeit“ (5:49 min), sowie 14 Deleted Scenes (23:02 min)
Diesmal hat es keine vier Jahre, sondern nur drei Jahre gedauert, bis die 2009 von J. J. Abrams erstmals auf die Reise geschickte radikal verjüngte Crew des Raumschiff Enterprise zu einer neuen Mission aufbricht. Flankiert wurde der Kinostart von Star Trek Beyond von der überraschenden Meldung, dass auf Netflix nach 12-jähriger Pause mit Star Trek: Discovery wieder eine neue Star Trek TV-Serie startet.
Dem neuen Kinofilm fehlt ein wenig das gewisse Etwas, das die letzten beiden Kinofilme ausmachte. Star Trek – Die Zukunft hat begonnen (2009) lud mit viel Elan und Tempo in ein Paralleluniversum ein, in dem sowohl Platz war für Zachary Quinto (Heroes) als junger Mr. Spock, wie auch für Leonard Nimoy in seiner klassischen Rolle. Ein guter Griff war auch Chris Pine als jugendlicher Heißsporn James T. Kirk. Star Trek Into Darkness(2013) war eine nicht minder erfreuliche Fortsetzung mit einem wie immer beeindruckenden Sherlock Benedict Cumberbatch, dessen Schurkenrolle clever an den zweiten Star Trek-Kinofilm Der Zorn des Khan von 1982 angelehnt war.
Nachdem sich J. J. Abrams bei seinem Relaunch Star Trek in Richtung von Star Wars neu interpretierte, bekam er ein interessantes Job-Angebot. Er durfte Star Wars: Das Erwachen der Macht inszenieren und gemeinsam mit Lawrence Kasdan schreiben. Für Star Trek Beyond stand er daher nur noch als Produzent zur Verfügung, aber nicht mehr als Regisseur. Dies war zu spüren und der neue Film wirkt wie eine mit Kino-Budget gedrehte Star-Trek-TV-Folge. Dies hat allerdings nicht nur Nachteile, denn die Streitgespräche des Dreigestirns Kirk, Spock und McCoy sind diesmal ähnlich amüsant, wie vor 50 Jahren in der klassischen Fernsehserie.
Jaylah (Sofia Boutella)
Am Drehbuch schrieb diesmal Simon Pegg (Es ist kompliziert) mit, der auch zum dritten Mal den Bordingenieur Montgomery Scott spielt. Wohl auch daher hat “Scotty“ diesmal sogar eine kleine Romanze mit der Außerirdischen Jaylah (Sofia Boutella). Im Finale des Films wird zwar das schauspielerische Potential von Idris Elba in der Schurkenrolle nicht voll ausgeschöpft, doch dafür der Song Sabotage von den Beastie Boys recht originell eingesetzt. Gewidmet ist dieser eher traditionsbewusste als innovative Film den 2015 verstorbenen Darstellern Leonard Nimoy und Anton Yelchin, der in Star Trek Beyond noch ein letztes Mal als Pavel Chekov zu sehen war.
Beim Betrachten von Jurassic World kam unweigerlich die Frage auf, warum erst zwei eher schwache Fortsetzungen zu Spielbergs Dino-Blockbuster auf die Zuschauer losgelassen wurden, bevor endlich ein wirklich interessantes Sequel folgte. Ähnlich sieht es bei Star Warsaus, denn spätestens jetzt muss sich George Lucas fragen lassen, ob es wirklich eine gute Idee war, gleich drei Prequels in die Kino zu bringen, in denen eigentlich nur erzählt wurde, warum Luke Skywalkers Papi zum Träger einer schwarzen Maske wurde.
Es ist nicht wirklich überraschend festzustellen, dass die weiteren Abenteuer von Luke, Han Solo und Prinzessin Leia eine sehr viel bessere Grundlage für einen neuen Star Wars-Film bilden. Die Handlung von Das Erwachen der Macht spielt 30 Jahre nach Die Rückkehr der Jedi Ritter. Mark Hamill, Harrison Ford und Carrie Fisher sind tatsächlich um 32 Jahre gealtert. Daher ist es sehr charmant, dabei zusehen, wie die nicht mehr ganz jungen Darsteller in ihren legendären Rollen auf die Leinwand zurückkehren.
Besonders viel Spaß macht dies beim mittlerweile 73-jährigen Harrison Ford, der bei seinen letzten Kino-Auftritten immer wie ein genervter alter Mann wirkte. Wenn Ford jedoch versucht mit seinem zerknautschten Gesicht, das selbe freche Han-Solo-Grinsen wie Anno 1977 zustande zu bringen, dann ist dies ein großer Moment, der durch die 3D-Fotographie noch gewinnt. Die alten Stars sind nicht wie befürchtet Nebenfiguren, sondern innerhalb der Geschichte genauso wichtig, wie die britischen Newcomer Daisy Ridley als schrott-sammelnde Hoffnungsträgerin Rey und John Boyega (Attack the Block) als ehemaliger Stormtrooper Finn, sowie BB-8, der neue Stern am Roboter-Himmel.
Die Spezialeffekte sind natürlich allererste Sahne, es ist aber auch zu spüren, dass viele der Bauten und außerirdischen Kreaturen vom Film-Team tatsächlich in Originalgröße zusammen gebastelt wurden. Das Drehbuch hat Regisseur J. J. Abrams gemeinsam mit Michael Arndt (Little Miss Sunshine) und George-Lucas-Urgestein Lawrence Kasdan (Das Imperium schlägt zurück, Jäger des verlorenen Schatzes) verfasst, und der Soundtrack stammt natürlich wieder von John Williams. Es gibt zwar viele Anspielungen auf die großen Momente der klassischen Trilogie (gemeint sind natürlich nicht Episode I bis III), doch meistens gelingt es einen neuen Blick auf die alten Geschichten zu werfen, ohne dass so radikal erneuert wurde, wie Abrams dies in seinen beiden nicht unumstrittenen Star Trek Kinofilmen machte.
Auch beim zweiten Sichten in Heimkino macht “Das Erwachen der Macht“ viel Spaß und das Bonusmaterial auf der Blu-ray kann sich ebenfalls sehen lassen. Etwas enttäuschend sind die sieben nicht verwendeten Szenen. Diese sind im Einzelnen zwar nicht uninteressant, haben jedoch insgesamt nur eine Länge von 4 Minuten und werden nur in mäßiger Bildqualität mit einkopierten Timecode präsentiert. Ganz hervorragend ist hingegen ein ausführlicher 69-minütiger ausführlicher Bericht über alle Aspekte der Produktion vom Making-Of-Papst Laurent Bouzereau!
Die Blu-ray enthält neben dem 138-minütigen Film auf einer zweiten Scheibe noch zusätzliche Szenen (4:15 min, wie alle übrigen Extras wahlweise mit deutschen Untertiteln); Die Geheimnisse hinter “Das Erwachen der Macht“ (69:14 min); Drehbuchlesung der Schauspieler (4:01 min); Die Entwicklung von BB-8 (6:03 min); Kreaturen erschaffen (9:34 min); Der Lichtschwert-Kampf im Schnee (7:02 min); John Williams: Die siebte Sinfonie (6:57 min); ILM: Die visuelle Magie der Macht (7:55 min): UNICEF-Initiative „Force For Change“ (3:22 min)
Anders als der Titel Star Trek Into Darkness vermuten lässt, handelt es sich dabei um keine finstere Endzeitversion. Trotz einiger durchaus beängstigender Momente, erzählt der Film eine insgesamt optimistische Geschichte aus einer Welt in der einzelne Menschen, Aliens oder Mutanten eine Menge erreichen können, im Guten wie im Bösen. Chris Pine als Captain Kirk scheint dabei weniger aus der Zukunft zu stammen, sondern wirkt eher wie der etwas prahlerische aber durchaus sympathische Held aus einem Flash-Gordon-Serial der 30er Jahre. Es wird aber immer wieder klar, dass dieser Bruder Leichtfuß nur im Leben und Job klar kommt, weil er sich auf seine Crew verlassen kann und gelegentlich sogar mal Ratschläge annimmt.
Zachary Quinto als Spock verblüfft diesmal noch stärker als jugendliche Variante von Leonard Nimoy. Karl Urban als Dr. “Pille” McCoy hingegen ist ein etwas weniger wichtiger Charakter als in der TV-Serie oder den Filmen. Das Drehbuch räumt ihm längst nicht so viele erinnerungswürdige Momente ein, wie dem diesmal etwas arg zappeligen Simon Pegg als Scotty oder der sehr aktiven Zoe Saldana als Uhura, die mit der attraktiven Alice Eve noch etwas weibliche Verstärkung zur Seite gestellt bekam. Die recht vielschichtig angelegte Schurkenrolle ist bei Sherlock Benedict Cumberbatch in den besten Händen.
Der Film lässt das Raumschiff Enterprise abrupt aus der Lichtgeschwindigkeit abbremsen und wechselt auch ansonsten immer wieder sein Tempo. Intime Momente oder hochinteressante Moraldebatten gehen ebenso überraschend wie nahtlos in ganz große Actionszenen über. Der visuelle Reichtum des Films passt bestens zu einer sehr spannenden Geschichte, wobei bereits die ersten 5 Minuten eine prima Star Trek TV-Episode abgegeben hätten. Da J. J. Abrams für Disney mit Das Erwachen der Macht die siebte Star Wars Episode inszeniert hat, stand er bei Star Trek Beyond nur noch als Produzent zur Verfügung.