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Joe Sacco: Palästina

Im Winter 1991/92 verbrachte der in Malta geborene US-Amerikaner Joe Sacco zwei Monate in den besetzten Gebieten Palästinas. Seine Eindrücke hat er in einem kräftigen an Underground-Meister Robert Crumb erinnernden Zeichenstil zu Papier gebracht. Erzähltechnisch betrat Sacco mit Palästina und dem Vorgänger Bosnien jedoch absolutes Comic-Neuland und er selbst bezeichnet sich als Cartoon-Journalist. Die zahlreichen Gespräche, die Sacco mit sehr vielen Palästinensern und einigen Israelis führte, setzte er ohne den erhobenen Zeigefinger und so direkt in Szene, dass der Leser den Eindruck hat dabei zu sein.

Joe Sacco: Palästina

Im hochinteressanten Vorwort des Buches schreibt der aus einem „arabisch-protestantischen“ Umfeld stammende Schriftsteller und Literaturdozent Edward W. Said, dass die „Flut von Saccos Comicbildern und -texten in ihrer kompromisslosen Schärfe und – wo es die extreme Situation, die darin zum Ausdruck kommen soll, erfordert – ihrer manchmal grotesken Überzeichnung“ einen Gegenpol bildet zu „salbungsvollen Berichten über israelische Siege und demokratische Errungenschaften.“

Joe Sacco: Palästina

Saccos zunächst in Form von neun Comicheften erschienenen Berichte streifen scheinbar ziellos umher, vermitteln aber gerade dadurch den Eindruck, dass der Autor hier nicht belehren sondern seine selbst vor Ort gewonnenen Erkenntnisse über die Leiden der Palästinenser unter der brutalen Willkür der israelischen Siedler und Soldaten möglichst ungefiltert mitteilen möchte.

Joe Sacco: Palästina

Im Schlusskapitel erzählt Sacco von drei israelischen Soldaten, die einen palästinensischen Jungen verhören und dabei dem starken Regenguss aussetzen, während sie selbst trocken unter einem Vordach stehen. Mit dieser selbst vor Ort erlebten leider alltäglichen Geschichte gelingt Sacco ein eindringliches Gleichnis zur verfahrenen Situation in Palästina. Sacco schlussfolgert, dass der Junge bestimmt nicht denken wird: „Eines Tages werden wir eine bessere Welt haben, und diese Soldaten und ich, wir werden uns als Nachbarn grüßen.“

Süddeutsche Zeitung Bibliothek - Graphic Novels I

Palästina erschien 2011 auch in der Reihe Süddeutsche Zeitung Bibliothek – Graphic Novels.

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Der Tel Aviv Krimi

Eigentlich scheint es in der ARD keinen Mangel an Krimi-Formaten zu geben. Doch neben dem allwöchentlichen “Tatort“ am Sonntag wird dort fleißig an einer Krimi-Reihe mit „Traumschiff“-Appeal für den Donnerstag gebastelt. In „Der Athen Krimi“, „Der Urbino-Krimi“, „Der Kroatien-Krimi“ „Der Bozen-Krimi“ oder gar „Der Island-Krimi“ (mit Franka Potente) wird das Ermittlung bei Mordfällen mit Sightseeing kombiniert.

Der Tel Aviv Krimi

Für sich betrachtet ist der zweiteilige Auftakt von „Der Tel Aviv Krimi“ eine recht spannende Angelegenheit. Bevor es die Kommissarin Sara Stein in die israelische Hafenstadt verschlägt, hat sie noch ihre Koffer in Berlin. Der neunzigminütige Serienauftakt “Tod in Berlin“ zeigt wie gut die taffe Polizistin in der deutschen Multikuli-Metropole zurechtkommt. Ihre jüdischen Wurzel spielen bei dem Mord an einer israelischen DJane mit palästinensischem Freund natürlich eine gewisse Rolle. Doch die Auflösung des Falls (Vorsicht Spoiler!), zeigt, dass nicht alles gleich einen politischen Background hat.

Der Tel Aviv Krimi
Während der Ermittlung hat Sara Stein einen israelischen Musiker kennen und lieben gelernt, Daher ist sie nicht unglücklich als sie in dessen Heimatstadt Tel Aviv versetzt wird. Ihre neuen Kollegen freuen sich jedoch weniger über die neue Kollegin, die bei ihrer ersten Ermittlung nur scheinbar die falschen Fragen stellt. Das ganz große Plus dieses zweiteiligen Serien-Auftakts ist neben der oft etwas düsteren Optik die Hauptdarstellerin Katharina Lorenz. Die Burg-Schauspielerin hat keins dieser omnipräsenten TV-Gesichter (was sich natürlich ändern kann), sondern spielt unaufgeregt eine Frau, die ihren Mann steht, aber trotzdem verletzlich ist. Wenn die Serie das Niveau hält, bleibe ich dran.

Der Tel Aviv Krimi
Die ersten Folgen des “Tel Aviv Krimi“ erscheinen gleich nach der Ausstrahlung als Doppel-DVD.

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Asaf Hanuka: Der Realist

“Die Idee an sich ist egal, Hauptsache es hat ein witziges Ende. Etwas, das jeder Versteht, nicht nur Du!“ Dies antwortet seine Ehefrau dem Zeichner Asaf Hanuka („The Divine„) , nachdem dieser sie beim Entwerfen eines Comics um Rat fragte. Hanuka baut das Zitat gleich in einen Comic seiner Reihe “Der Realist“ ein, dessen Pointe (wenn ich den Comic richtig kapiert habe) darin besteht, dass auch dieser Onepager kein witziges Ende hat und wohl nur von Hanuka selbst restlos verstanden wird.

Asaf Hanuka: Der Realist

So richtig erschlossen haben sich mir längst nicht alle der knapp 180 in diesem Buch enthaltenen Comic-Geschichten, gefesselt hat mich “Der Realist“ dennoch. Asaf Hanuka erzählt zumeist aus seinem Leben als Familienvater und Illustrator in Tel Aviv. Die Onepager fügen sich zu einem interessanten Mini-Universum zusammen.

Asaf Hanuka: Der RealistAsaf hat einen kleinen Sohn, später kommt noch eine Tochter dazu. Die Beziehung zu seiner Frau und deren Eltern läuft alles andere als rund. Auch mit den politischen Verhältnissen in Israel ist Asaf alles andere als zufrieden. Nicht nur dadurch, dass er arabische Wurzeln und eine dunklere Hautfarbe als die meisten seiner Mitmenschen hat, eckt Asaf immer wieder an. Doch nicht nur die Schwierigkeiten des Familienlebens und Kommentare zum politischen Tagesgeschehen stehen im Zentrum der Kurzgeschichten. Manchmal enthalten die Stories kleine philosophische Erkenntnisse oder sind Liebeserklärungen an US-Superhelden wie Batman oder Hulk, aber auch an deren israelischen Kollegen Uri-On.

Asaf Hanuka: Der RealistDort wenn Asaf Hanukas Ideen etwas im Trüben bleiben, kommt stärker noch dessen großes Talent als Zeichner zum Tragen. Die zumeist entweder aus neun Panels oder einer großen Einzelzeichnungen bestehenden Onepager überraschen immer wieder durch ein interessantes Spiel mit Farben, Formen oder Formaten. Auch daher kann ich “Der Realist“ als anregende aber auch fordernde Lektüre empfehlen.

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Asterix: Die Odyssee – Ultimative Edition

1981 trug Albert Uderzos zweites selbst getextetes “Asterix“-Album nicht ohne Grund die Widmung “Für René“. Innerhalb der Geschichte taucht der 1977 verstorbene Asterix-Schöpfer René Goscinny von Uderzo dargestellt als jüdischer Händler Saul Nizahle mit Palmzweig höchstpersönlich auf und verabschiedet sich mit den Worten “Ich muss Euch jetzt verlassen.

Asterix Die Odyssee

Goscinny hatte es stets vermieden in seinen Geschichten seine jüdische Herkunft einzuarbeiten. Möglicherweise hatte er Angst davor, dass ihm vorgeworfen wird Propaganda für den Staat Israel zu machen. Uderzo hingegen sah keinen Grund Asterix und Obelix nicht auf eine Odyssee ins Heilige Land zu schicken. Auf der Suche nach dem Steinöl (= Erdöl), einer wichtigen Zaubertrank-Zutat, verschlug es das Duo nicht nur nach Jerusalem sondern auch in einen Stall bei Bethlehem.

Asterix: Die Odyssee - Ultimative Edition

Erinnerungswürdig dürfte das Album jedoch weniger wegen seiner Story sein, sondern in erster Linie durch die Figur des für die Römer spionierenden Druiden Nullnullsix, dem Uderzo das Aussehen des reifen Sean Connerys verpasste. Hier – und bei Nebenfiguren die die Gesichtszüge der Schauspieler Bernard Blier und Jean Garbin tragen – zeigt Uderzo seine Fähigkeit als begnadeter Karikaturist. Seine zeichnerischen Fähigkeiten kommen besonders gut zur Geltung in der großformatigen neu kolorierten “Ultimativen Edition“, die nach einer längeren Pause zum Glück (aber leider ohne das ansonsten übliche Bonus Material) fortgeführt wird.

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