Nachdem 1980 in MAD eine in Comicform gestaltete Parodie zu Das Imperium schlägt zurück veröffentlicht wurde, erhielt das Satire-Magazin ein Abmahnungschreiben der Anwälte von George Lucas. Es wurde gefordert, dass die Ausgabe sofort aus dem Handel genommen, die Druckplatten zerstört, das Original-Artwork ausgehändigt und alle Gewinne sowie ein Schadensersatz überwiesen werden.
Doch die MAD-Redaktion hatte bereits zuvor einen Brief von George Lucas erhalten, der sich sehr darüber gefreut hatte, dass Autor Dick DeBartolo und der begnadete Zeichner Mort Drucker, die er für die “DaVincis der Comics“ hielt, seinen Film parodiert hatten. MAD-Herausgeber William Gaines schickte eine Kopie des Schreibens von Lucas an dessen Anwälte und schrieb noch „That’s funny, George liked it!“ drauf, womit sich die Sache erledigt hatte. Später sollte George Lucas in einem Vorwort zu dem Sammelband MAD about Star Wars schreiben, dass er das Satire-Magazin immer wieder vor seinen Anwälten geschützt hat.
Dieses Vorwort und Hintergrundinformationen zum Inhalt fehlen leider in diesem Sammelband, obwohl er das selbe Cover von Jack Rickard hat wie MAD about Star Wars. Doch es ist erfreulich, dass Panini die Reihe fortführt, in der bisher dicke Bücher mit Parodien zu Filmen und Superhelden, sowie zu Spion & Spion erschienen sind. Dies ist nicht selbstverständlich, denn das zuletzt nur noch vierteljährlich erscheinende deutsche MAD wurde im Dezember 2018 mit der Ausgabe 185 eingestellt und in den USA wird es nur noch für Abonnenten produziert.
Das MADs-Meisterwerke-Buch enthält auf 274 Seiten eine Zusammenstellung von Star-Wars-Parodien. Neben den von Mort Drucker mit gut getroffenen Karikaturen versehenen Film-Parodien, den sich fundiert über blödsinnige Momente lustig machenden Sergio Aragones und ein wenig Don Martin, sind vor allem exklusiv für das deutsche MAD erstellte Beiträge enthalten. Leider haben sich viele davon nicht gut gehalten und erreichen meistens weder die Qualität der liebevoll gezeichneten Cartoons von Martin Frei oder des sich 1999 durch mehrere Ausgaben ziehenden Struwwel-Vaders von Matthias Kringe, noch die lässige Rotzigkeit vom MAD-Urgestein I. Astalos.
Es könnte auch noch bemängelt werden, dass sich die Hinweise darüber, wann die Beiträge erschienen sind ausschließlich auf die Dino– bzw. Panini-Hefte beziehen, dass die deutsche Kolorierung bei manchem ursprünglich in Schwarzweiß erschienenen Beitrag nicht wirklich eine Verbesserung ist und dass frühere Beiträge, wie die schönen Star-Wars-Covers der Williams-Ära nicht berücksichtigt wurden.
Doch, wie bereits erwähnt, ist es erfreulich, dass Panini zumindest in dieser Form mit dem Satire-Magazin weitermacht und vielleicht auch noch den bereits angekündigten zweiten Band von MADs Meisterwerke: Superheldenherausbringt.
Hier einige Impressionen von meinem Comic Café, das am Sonntag den 22. Juli 2018 im Münchner Werkstattkino stattfand.
Zu Gast:
MAD-Zeichner I. ASTALOS
Nachdem er ein einwöchiges Praktikum beim Kauka-Verlag (Fix & Foxi) absolviert hatte, entdeckte Ivica Astalos das Satiremagazin MAD. Er nahm Kontakt zum Chefredakteur Herbert Feuerstein auf, der gerade an einer Neuausrichtung des Magazins arbeitete.
Ab 1975 arbeitete Astalos regelmäßig als Texter, Ideenautor und Zeichner für MAD. Gelegentlich benutzte er auch das Pseudonym “Hans (Johannes) Tischler“. Dies war die Übersetzung seines jugoslawischen Namens, den er bei politischen MAD-Beiträgen einsetzte, die “seltsam ausgesehen hätten mit einem ausländischen Namen“.
Neben eigenen Arbeiten zeichnete Astalos auch circa 10 Seiten der Serie Spion & Spion. Astalos blieb bei MAD an Bord, auch nachdem Feuerstein 1991 bei MAD aufhörte und das Magazin 1998 neu gestartet wurde. Seine in einem lässigen Stil zu Papier gebrachten Beiträge erschienen auch in Schweden, Norwegen, Ungarn und Chile. Sie wurden in vier Taschenbüchern veröffentlicht. Aktuell hat Astalos im Eigenverlag in zwei 100-seitigen Bänden die Highlights aus seinen beiden MAD-Schaffensphasen zusammengestellt.
Im Comic Café unterhielten wir uns mit I. Astalos über seine bisherigen und künftigen Projekte.
COMICS LESEN!
Fester Bestandteil des Programms ist die Expertenrunde “Comics lesen!“ die sich als Prüfstand für Neuerscheinungen versteht. Regelmäßig und kontrovers diskutiert Gastgeber Heiner Lünstedt in lockerer Runde über aktuelle Comics. Diesmal waren Igor Barkan (Zombiac), der Comiczeichner Rolf Boyke (alias boy) und Michael Khambekar zu Gast.
Diese Comics standen zur Debatte:
Mit OUTCAST gelang Robert Kirkman (The Walking Dead) ein faszinierendes Update zum Filmklassiker Der Excorzist.
Hier die Wertung der Expertenrunde:
In einem sehr eleganten Stil begehen Pascal Regnauld und Robert Seiter MORD FÜR MORD (Schreiber & Leser).
Hier die Wertung der Expertenrunde:
Trickfilme!
Matthias Schäfer hat wieder ausgewählte und besonders lustige Trickfilm-Klassiker vorgestellt und sachkundig kommentiert.
Danach fand wie immer ein gemütliches Beisammensein im Fraunhofer statt.
Hier Rolf Boykes Eindruck von der Veranstaltung :
Die nächste 2018er Termine sind der 07. Oktober und der 28. Oktober
Hier einige Impressionen von meinem Comic Café, das am Sonntag den 20. Mai 2018 im Münchner Werkstattkino stattfand.
Zu Gast: Franz Gerg
Franz Gerg ist einer der besten Comic-Zeichner Deutschlands. Der Szene blieb er weitestgehend unbekannt, da er fast ausschließlich Werbe-Comics zeichnet, diese jedoch auf einem international konkurrenzfähigen Niveau.
Franz Gerg studierte drei Jahre an der Berufsfachschule für Grafik und Werbung in München und begann dann als Werbegrafiker zu arbeiten.
1983 begann er mit der Arbeit an Max & Luzie, einem Werbe-Comic für die Allianz-Versicherungsgesellschaft, der bis Ende 2002 lief.
Seit Anfang 2004 gehört Franz Gerg zum Künstlerteam des Sparkassen-Werbecomics KNAX.
Zwischen 2004 und 2007 produzierte er außerdem den Comic Eddie Erdmann für die Kinderzeitschrift Eddie des Fertighausbauers SchwörerHaus.
Wir waren sehr erfreut uns mit Franz Gerg im Comic Café über seine bisherigen und künftigen Werke unterhalten zu können.
Im Rahmen der Veranstaltung stellte außerdem Andi Papelitzky seinen neuen Comic BOUNTILUS vor.
COMICS LESEN!
Fester Bestandteil des Programms ist die Expertenrunde “Comics lesen!“ die sich als Prüfstand für Neuerscheinungen versteht. Regelmäßig und kontrovers diskutiert Gastgeber Heiner Lünstedt in lockerer Runde über aktuelle Comics. Diesmal waren der Comiczeichner Rolf Boyke (alias boy), Rainer Schneider (Comicaze) und Igor Barkan (Zombiac) zu Gast.
Diese Comics stehen zur Debatte:
Die Biografie zu ELVIS PRESLEY von Philippe Chanoinat und Fabrice Le Hénanff ist bei Salleck erschienen.
Hier die Wertung der Expertenrunde:
In einem Band seiner mittlerweile auf 30 Ausgaben angewachsenen Reihe Künstler Biographien in Comicform hat sich Willi Blöß mit VINCENT VAN GOGH beschäftigt.
Hier die Wertung der Expertenrunde:
Danach fand wie immer ein gemütliches Beisammensein im Fraunhofer statt.
Hier noch einige Skizzen, die Rolf Boyke während der Veranstaltung gemacht hat:Die nächsten Termine sind der 1. Juli und der 22. Juli 2018!
Nachdem er ein einwöchiges Praktikum beim Kauka-Verlag (Fix & Foxi) absolviert hatte, entdeckte Ivica Astalos das Satiremagazin MAD. Er nahm Kontakt zum Chefredakteur Herbert Feuerstein auf, der gerade an einer Neuausrichtung des Magazins arbeitete. Ab 1975 arbeitete Astalos regelmäßig als Texter, Ideenautor und Zeichner für MAD. Gelegentlich benutzte er auch das Pseudonym “Hans (Johannes) Tischler“. Dies war die Übersetzung seines jugoslawischen Namens, den er bei politischen MAD-Beiträgen einsetzte, die “seltsam ausgesehen hätten mit einem ausländischen Namen“.
Neben eigenen Arbeiten zeichnete Astalos auch circa 10 Seiten der Serie Spion & Spion. Astalos blieb bei MAD an Bord, auch nachdem Feuerstein 1991 bei MAD aufhörte und das Magazin 1998 neu gestartet wurde. Seine in einem lässigen Stil zu Papier gebrachten Beiträge erschienen auch in Schweden, Norwegen, Ungarn und Chile. Sie wurden in vier Taschenbüchern veröffentlicht. Jetzt hat Astalos im Eigenverlag in zwei 100-seitigen Bänden die Highlights aus seinen beiden MAD-Schaffensphasen zusammengestellt.
Band 1 enthält unter dem Motto “Feuerstein & Co.“ zahlreiche schwarzweiße MAD-Beiträge aus den Jahren 1974 bis 1985, die sich über aktuelle Phänomene, “Sternstunden der Menschheit“ und immer wieder auf eine unverwechselbare Art über Märchen lustig machen. Der zweite Band beschäftigt sich mit der Zeit von 1998 bis 2017 für den Dino Verlag und für Panini tätig war. Als Titel wählte Astalos für seinen Rückblick auf diese Zeit “Kleine Brötchen backen“.
Sicher MAD hat heute nicht mehr den Stellenwert, den das Magazin früher hatte. Doch für gute Verkaufszahlen sorgen Hefte auf deren Titelbildern Donald Trump zu sehen ist. Auch Astalos hat sich auf den US-Präsidenten eingeschossen und seine aktuellen Beiträge sind oftmals politischer als zu Feuersteins Zeiten.
Die beiden auf 500 Exemplare limitierten Sammelbände sind für alle MAD-Freunde unverzichtbar. Sie kosten je 15 Euro, können direkt bei Astalos hier auf dessen Homepage bestellt werden und wer nett fragt bekommt bestimmt auch noch eine Widmung oder vielleicht sogar eine kleine Zeichnung.
Aus gegebenem traurigem Anlass hat I. Astalos unter dem Titel Zarenthron Geschichten im Eigenverlag einen Band mit Madiger Satire herausgebracht. Die ebenso bitterbösen wie treffsicheren Cartoons beschäftigen sich mit dem blutigen Wahnsinn, den Putin in der die Ukraine anrichtet und mit dessen lupenreinen Steigbügelhalter Schröder.
Bei den Vorschlägen um unabhängig vom Gas zu werden schimmert wieder der typische MAD-Humor durch, Astalos empfiehlt Gastgewinnung durch Millionen von Pupserm, Bierrülpser und Miefgewinnung in Umkleideräumen. Mit Going Mad!hat Astalos eine Autobiografie in Cartoon-Form veröffentlicht. Sein Cartoonband 40 verrückte Jahrekann hier direkt beim Erzeuger bestellt werden.
MAD startete 1952 als Comicheft. Die ersten 23 Ausgaben textete Harvey Kurtzman im Alleingang, während die Zeichnungen von Jack Davis, Will Elder, John Severin und Wally Wood stammten.
Bereits die vierte Ausgabe von MAD schrieb Satire-Geschichte. Hierfür zeichnete Wally Wood in beeindruckenden Wimmelbildern unter dem Titel Superduperman! die erste direkte Parodie auf eine populäre Comic-Reihe (wenn die Tarzan-Verarsche Melvin! aus Heft 2 ignoriert wird).
Der MAD-Herausgeber William M. Gaines war zunächst skeptisch, denn er beschäftigte für seine Rechtsangelegenheiten den selben Anwalt wie DC, der Verlag bei dem Superman erscheint. Daher riet der Jurist Gaines in MAD auf eindeutige Parodien populärer Figuren zu verzichten, um sich dadurch lästige Schadensersatzklagen vom Hals zu halten. Kurtzman blieb jedoch stur, denn ohne die Möglichkeit sich über andere Comic-Reihen lustig machen zu dürfen, sah er keine Zukunft für MAD. Er fand einen Anwalt, der empfahl ganz einfach mit dem Parodieren weiterzumachen. Zum Glück für die gesamte westliche Kulturlandschaft hat sich Gaines im Sinne von Kurtzman entschieden und MAD verulkte zukünftig alles was populär war.
Dieser Sammelband von Panini enthält Superhelden-Parodien, die zwischen 1953 und 2004 in MAD erschienen sind und startet logischerweise mit Superduperman! Dieser Comic liegt hiermit zum ersten Mal in deutscher Übersetzung vor. Das gebundene Buch orientiert sich zwar an der US-Edition Mad about Superheroes, wurde jedoch um Beiträge deutscher Zeichner wie I. Astalos, Matthias Kringe oder Guido Neukamm ergänzt. Außerdem ist die deutsche Edition gebunden, streng chronologisch geordnet, sowie großformatiger, farbiger und mit 276 Seiten sehr viel umfangreicher als die US-Ausgabe.
Das Vorwort stammt von keinem Geringeren als von Adam West, der in den sechziger Jahren im TV als Batman zu sehen war. Für West war es eine große Ehre, dass seine Serie 1966 im mittlerweile als schwarzweißes Magazin erscheinenden MAD gekonnt veralbert wurde. Die Zeichnungen voller treffsicherer Karikaturen stammten von Mort Drucker, MADs Experten für Filmparodien, der sich natürlich auch an Kinofilmen mit Superhelden abgearbeitet hat. Druckers Verarschungen der Superman- und Batman-Filme der siebziger, achtziger und neunziger Jahre sind alle enthalten (mit Ausnahme von Buttman Verschlugginer, der auch in Mad about Superheroes fehlenden Parodie zu Batman Forever aus dem US-MAD # 337) . Auch TV-Serien wieSuperman – Die Abenteuer von Lois & Clark oder Smallville bekamen dabei natürlich ihr Fett ab.
MADs Meisterwerke: Superhelden lädt ein zu einer Zeitreise durch fünf Jahrzehnte und zeigt, wie präsent die Strumpfhosenträger in allen Medien sind. Diese vergnügliche Exkursion wird in einem zweiten Band bis in die Gegenwart fortgeführt.
MAD, das „vernünftigste Magazin der Welt“, hat unsere Kulturlandschaft nicht nur veralbert und kommentiert, sondern sie sogar stärker geprägt und auch verändert als jeder andere Comic.
Die Anfänge: Geschichten aus der Bibel und aus der Gruft
Es wird immer wieder gerne behauptet MAD wäre von EC Comics herausgebracht worden, weil es durch drastische Zensurmaßnahmen in den USA nicht mehr möglich war Horror-Comics wieTales from the Crypt zu veröffentlichen. Doch genaugenommen ist MAD eher eine Fortsetzung des ES-Horrors mit komischen Mitteln.
Um dies zu belegen muss etwas weiter ausgeholt werden. Max Gaines, der Vater des MAD-Gründers, war, übrigens ähnlich wie der Duck-Master Carl Barks, ein Mensch der es in allen möglichen Bereichen versuchte, dort immer wieder scheiterte und schließlich in der Comic-Branche landete. Wobei in den depressiven dreißiger Jahren von einer “Comic-Branche“ noch gar nicht die Rede sein konnte. Comics gab es eigentlich nur als tägliche Strips in den Tageszeitungen und als farbige Beilage am Wochenende. Max Gaines fragte sich nun, ob es nicht auch möglich wäre diese Beilagen auch ohne die störende Zeitung direkt am Kiosk zu verkaufen.
Er kam mit einer Firma namens Eastern Color Printing ins Geschäft. Dort wurden Unmengen von Comicheften als Gratis-Werbegeschenke für Firmen produziert. Doch seltsamerweise hatte bisher niemand daran gedacht diese Hefte zu verkaufen. Gaines überzeugte die Firma indem er auf einigen dieser Gratis-Heften einen Preisaufdruck von 10 Cents stempelte. Da sich die Hefte prima verkauften, erhielt Gaines den Auftrag für Eastern ein Serie neuer Comic-Hefte zusammenzustellen. Hierfür erfand Gaines auch noch ganz nebenbei das noch heute gültige Format für US-Comic-Hefte. Im Mai 1934 erschien die erste Ausgabe von Famous Funnies und diese 64-seitigen Farbhefte hatten sofort Erfolg. Gaines wurde für seine Bemühungen nicht gerade belohnt, denn eines Tages fand er ohne Angaben von Gründen seine Bürotür plötzlich verschlossen vor. Doch Gaines blieb in der Comicbranche und fand sofort wieder Arbeit. Er verlegte ein Heft namens Popular Comics, das ebenfalls Zeitungsstrips veröffentlichte und damit noch mehr Erfolg als Famous Funnies hatte.
Max Gaines tätigte auch Geschäfte mit DC, angeblich ist die Idee ein Superman-Comicheft herauszubringen auch mit auf seinem Mist gewachsen. Gemeinsam mit DC entstanden arbeitete er an den All American (AA) –Comics mit Helden wie Flash, Hawkman und später auch Wonder Woman. 1944 gründete Gaines schließlich seinen eigenen Verlag namens EC. Dieses Kürzel stand für Educational Comics (also “Erzieherische Comics“), denn auch in den vierziger Jahren waren die Comics vielen Erziehern ein Dorn im Auge.
Daher verlegte Gaines Comics, die Wissen vermitteln sollten. Produkte wie diese trafen zwar nicht unbedingt den Geschmack der Zielgruppe, denn die Kinder benötigten mindestens 10 Ausgaben von Picture Stories from the Bible, um diese bei ihren Freunden gegen ein einziges Batman-Heft einzutauschen. Für das Image des Medium Comics waren Produkte wie Picture Stories from Science jedoch ganz gewiss nicht schlecht und dem EC -Verlag ging es recht gut. Doch eine Katastrophe sollte alles ändern: 1947 kam Max Gaines bei einem Bootsunglück ums Leben und seine Witwe bat ihren damals 25-jährigen Sohn das Geschäft zu übernehmen.
Im Gegensatz zu seinem Vater hatte es William M. Gaines nicht so mit Geschichten aus der Bibel. Er war eher ein Fan von spannenden und pointierten Radio-Hörspielen. Daher setzte er auf Kriminal-Comics. Gemeinsam mit dem etwas jüngeren Zeichner Al Feldstein, der eigentlich Teenie-Comics im Stile von Archie für EC zeichnen sollte, schuf er neben Schnulzen-Serien wie Modern Love oder Saddle Romances auch Anthologien mit Kriminal-Geschichten.
Es ging dabei meist um Kriminalfälle, die sich nicht in einer ominösen Unterwelt, sondern in der Familie oder am Arbeitsplatz abspielten, also in einer dem Leser vertrauten Umgebung. Ganz wichtig war hierbei auch die überraschende Wendung am Ende der Geschichte, die in der Tradition großer amerikanischer Short Story-Autoren wie O. Henry stand und zu ECs Markenzeichen wurde.
1950 versuchten sich Gaines und Feldstein an zwei Horror-Comics namens TheCrypt of Terror und The Vault of Horror, die von einem gewissen modrigen Crypt-Keeper bzw. seinem Kumpel dem Vault-Keeper anmoderiert wurden. Diese Stories wurden zunächst in zwei Ausgaben der EC-Serien Crime Patrol und War Against Crime versteckt.
Nachdem sie feststellten, dass sich die Krimi-Hefte durch die Horror-Beilage besser verkauften, starteten Gaines und Feldstein die Serien The Crypt of Terror (später umbenannt in Tales from the Crypt) und The Vault of Horror. Künstler wie Jack Davies, Graham Ingels, Bernie Krigstein oder Wally Wood schufen beeindruckend gezeichnete, gruselige Geschichten, deren Brutalitäten fast immer mit einem Augenzwinkern serviert wurden.
Bill Gaines änderte den Verlagsnamen in Entertaining Comics. Schon bald mussten 10 andere Comic-Hefte geopfert werden um diese gegen ein EC-Horrorcomic einzutauschen und ein Schriftsteller wie Stephen King gibt unumwunden zu, dass diese Comic-Reihen der Hauptinspirationsquelle seiner ersten Schreibversuche waren. (Später sollte er mit dem Film Creepshow den EC-Comics Respekt erweisen).
Gaines gelang es weitere talentierte Zeichner um sich zu versammeln und ermutigte diese dazu in ihrem eigenen Stil zu zeichnen. So entstanden neben den Horror-Heften auch Science Fiction-Comics, für die sogar eine anerkannte Genregröße wie Ray Bradbury schrieb (nachdem er sich zuvor darüber beschwert hatte, das Gaines einige seiner Stories plagiert hatte), und sehr realistische Kriegscomics. Diese Serien namens Two-Fisted Tales und Frontline Combat boten gut recherchierte Stories und glorifizierten den Krieg kein bisschen. Dies kam bei ehemaligen oder aktiven Soldaten gut an, die die Authentizität der Comics lobten, während Regierungsstellen wie J. Edgar Hoovers FBI gerade deswegen fürchteten, dass die realistische Brutalität der Geschichten die Moral der US-Truppen untergraben könne.
Die EC-Kriegs-Comics betreute ein gewisser Harvey Kurtzman. Als sich Kurtzman eines Tages bei Gaines darüber beschwerte, das Al Feldstein mehr Gehalt bezieht als er, wies ihn Gaines darauf hin, dass Feldstein ja schließlich auch fünf Heftserien betreute, während Feldstein “nur“ für die beiden Serien mit Kriegs-Comics verantwortlich war. Zuvor war es Kurtzman bereits gelungen humoristische Comics, u. a. inmitten von Marvels Superhelden-Heften, unterzubringen und ähnliches hatte er auch schon bei EC geschafft. Gaines bot daher Kurtzman eine Gehaltserhöhung von 50% an, wenn dieser in kürzester Zeit ein wirklich komisches Comicheft zusammenstellen würde. Kurtzman schlug den Titel Tales calculated to drive you Mad vor.
MAD unter Kurtzman
Ab 1952 erschien MAD in Form eines Comic-Heftes. Die ersten 23 Hefte enthielten jeweils Stories, die alle von Harvey Kurtzman getextet und fast ausschließlich von Jack Davis, Wally Wood, John Severin oder Bill Elder gezeichnet wurden.
Den Auftakt machte die Geschichte Hoohah! in der sich Kurtzman ausgiebig über den ECs Flaggschiff The Crypt of Terror lustig machen konnte, denn er hat sich immer nur sehr widerwillig für ECs Horror-Heftchen gearbeitet. Auch viele der Geschichten in den ersten drei MAD-Heften parodierten andere EC-Comicreihen und der Erfolg hielt sich zunächst noch in Grenzen. Dies sollte sich ab der vierten Ausgabe ändern.
Hierfür zeichnete Wally Wood in beeindruckenden Wimmelbildern unter dem Titel Superduperman! die erste direkte Parodie auf eine populäre Comicreihe, die nicht aus dem Hause EC stammt (wenn die Tarzan-Verarsche Melvin! aus Heft 2 ignoriert wird). Gaines war zunächst skeptisch, denn er beschäftigte für seine Rechtsangelegenheiten den selben Anwalt wie DC, der Verlag bei dem Superman erscheint. Daher riet der Jurist Gaines in MAD auf eindeutige Parodien populärer Figuren zu verzichten, um sich dadurch lästige Schadensersatzklagen vom Hals zu halten. Kurtzman blieb jedoch stur, denn ohne die Möglichkeit sich auch über andere Comic-Reihen lustig machen zu dürfen, sah er keine Zukunft für MAD. Er fand einen Anwalt, der empfahl ganz einfach mit dem Parodieren weiterzumachen.
Zum Glück für die gesamte westliche Kulturlandschaft haben sich Gaines (und die Rechtssprechung) im Sinne von Kurtzman entschieden und MAD verulkte in den nächsten Heften Comic-Reihen wie Prinz Eisenherz, Archie, Flash Gordon oder Little Orphan Annie, aber auch die Disney-Comics blieben nicht verschont. Der Maus-Zeichner Art Spiegelman sagte, das MAD die 60er-Jahre genauso stark geprägt hat “wie Gras und LSD“. Bewusstseinserweiternd war MAD ganz gewiss, denn der respektlose Umgang mit Autoritäten, Ikonen und Klischees machte Schule und es selbsternannten Meinungsmachern oder Moralaposteln nicht mehr so leicht Punkte bei der Bevölkerung zu machen. (Wenn man allerdings einmal den leidigen Rummel hierzulande um die Rechtmäßigkeit von Asterix-Parodien betrachtet, sieht es so aus, als wenn wir im Humor-Verständnis immer noch weit hinter den Amis der50er-Jahre herhinken).
Doch ganz so weit waren auch die USA im April 1954 noch nicht. Zeitgleich mit der zehnten Ausgabe von MAD erschien Fredric Werthams Buch Seduction of the Innocent, das anhand von zahlreichen Illustrationen aus EC-Heften nachzuweisen versucht, dass Comics für die Verführung und Verrohung junger Menschen verantwortlich sind.
Der “Erfolg“ des Buches war so gross, dass prompt Comic-Verbrennungen organisiert wurden. Etwas Öl in diese Feuer goss Gaines selber noch als er bei einer Anhörung ebenso treffend wie verletzend ausführte: “Dr. Wertham das harmlose Vergnügen an einer Horror Story begreiflich zu machen, ist ebenso schwierig wie einer frigiden alten Jungfrau die Freuden der Liebe zu erklären.“
Auch Gaines Erklärungen, dass die Cover der EC-Comics durchaus noch schrecklicher und blutiger hätten ausfallen können, überzeugte nicht so recht. Nach und nach musste Gaines alle seine erfolgreichen Horror-Comics einstellen, da diese ohne das Siegel Comics Code, das von der neu formierten Comics Magazine Association of America (CMAA) vergeben wurde, von den meisten Händlern nicht mehr verkauft wurden.
MAD hingegen war der Öffentlichkeit bisher nur einmal unangenehm aufgefallen (bzw. in den Klassenzimmern gar nicht aufgefallen), als der Umschlag der Nummer 20 genau wie ein Schulheft gestaltet war. Um Kurtzman, dem ein lukrativer Job bei einem anderen Verlag angeboten wurde, zu halten schlug Gaines vor MAD künftig im Magazinformat herauszubringen. Kurtzman war begeistert und begann sofort den Markt abzuchecken. Er fand heraus, dass bei einem Magazin farbige Seiten nicht unbedingt erforderlich waren und trotzdem der Preis von 10 Cents auf 25 Cents angehoben werden konnte. Außerdem musste ein Magazin sich überhaupt nicht mit dem Comics Code herumärgern. Ein weiterer Vorteil war, dass nachdem schon so ziemlich jede populäre Comic-Reihe ihr Fett abbekommen hatte, jetzt noch zusätzlich alle möglichen Unarten des American Way of Life verulkt werden konnten. Dafür verzichtete MAD künftig auf Handlettering und setzte stattdessen Maschinensatz ein, um den Magazin-Charakter und die Bedeutung des gedruckten Wortes zu betonen. Das MAD-Magazin entfernte sich also etwas vom Medium Comic und sprach dadurch ein größeres Publikum an.
So erschien im Sommer 1955 als Ausgabe 24 The new MAD und die Legende will wissen, dass bereits die Arbeiter in der Druckerei Tränen lachten. Jedoch brauchte der qualitätsbewusste Kurtzman sehr lange um das Magazins zusammenzustellen. MAD erschien meist nicht wie geplant alle zwei Monate, sondern nur vierteljährlich. Dies machte trotz des großen Erfolgs des MAD-Magazines für Gaines, dessen Verlag immer mehr den Bach runterging, die weitere Zusammenarbeit mit Kurtzman nicht gerade leichter. Mit einem Angebot vom Hugh Hefner, dem Herausgeber des Playboys, in der Hinterhand forderte Kurtzman auch noch volle Kontrolle über das von ihm gegründete MAD. Für seine Weiterarbeit forderte er, dass MAD ihm künftig zu 51% gehören solle. Gaines war entsetzt. Er entschied sich Kurtzman gehen zu lassen und seinem loyalen Freund Al Feldstein zum MAD-Herausgeber zu machen.
Kurtzman brachte kurz darauf für Hugh Hefner das Satire-Magazin Trump heraus. Trotz guter Resonanz und Verkaufszahlen stellte Hefner das Blatt bereits nach zwei Ausgaben wegen der hohen Produktionskosten wieder ein. Dies hinderte Kurtzman nicht daran gemeinsam mit Will Elder die prachtvoll gestaltete Serie Little Annie Fanny für den Playboy zu gestalten. Von 1960 bis 1965 produzierte Kurtzman gemeinsam mit dem späteren Monty Python-Mitglied Terry Gilliam das Magazin Help!. Hier wurden die ersten Werke der späteren Underground-Stars Robert Crumb (Fritz the Cat) und Gilbert Sheldon (Freak Brothers) veröffentlicht. Bis zu seinem Tode im Jahre 1993 lehrte Kurtzman als Dozent für graphische Kunst an der New York School of Visual Arts.
Die übrige Gang von Idioten
Viele der Künstler des alten Teams hatten das Magazin gemeinsam mit Kurtzman verlassen und Hugh Hefner promotete sein neues Satire-Blatt im Time Magazin sogar damit, dass er behauptete, für ihn arbeitete jetzt die gesamte Belegschaft von MAD, einem kurzlebigen “satirical Pulp“. Al Feldstein, dem der Humor von Harvey Kurtzman teilweise ein wenig zu elitär und abgehoben war, musste komplett neu beginnen. Erfahrungen hatte Feldstein jedoch bereits als Herausgeber von Panic. Das ebenfalls bei EC erschienene Heft war die „only authorized imitation“ von MAD und brachte.es auf 12 Ausgaben.
Den Übergang von Kurtzman zu Feldstein markierte auch ein gewisser Alfred E. Neuman. Kurtzman hatte eine Postkarte mit dem zahnlückigen Segelohrträger entdeckt, deren Bildunterschrift Me Worry? lautete. Spätere Streitigkeiten um die Rechte an der Figur ergaben, dass dieser sorglose Bengel bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts überall auftauchte, ohne dass sein Ursprung genau dingfest zu machen war. Kurtzman platzierte jedenfalls eine Reproduktion der What – Me Worry?-Postkarte auf der Umschlagrückseite von MAD # 27. Die Leserschaft und auch Al Feldstein waren von dem putzigen Kerlchen recht angetan. Daher wurde Norman Mingo von Feldstein damit beauftragt aus dem Postkartenmotiv eine Identifikationsfigur für das Magazin zu machen. Seitdem Feldstein das MAD-Magazin übernommen hatte war Alfred E. Neuman auf den meisten Titelbildern zu sehen.
Bis zu seinem Ruhestand im Jahre 1984 gelang es Feldstein zahllose neue Talente anzuwerben, die alle eine eigene umfangreiche Würdigung verdient hätten: Etwa Don Martin, der ab Heft 29 Wesen mit ganz krummen Füssen durch das Magazin schlurfen ließ, Mort Drucker, der ab Heft 32 seine gefürchtete Film- und TV-Parodien platzierte, Dave Berg (ab Heft 34) mit seinen immer treffenden Alltagsbetrachtungen, Sergio Aragones (ab Heft 76) der schnellste Cartoonist der Welt und Al Jaffee (ab Heft 91) das Bastelgenie mit den dummen Fragen, das mit seinen Fold-Ins dem Playboy und dessen Fold-Outs erhebliche Konkurrenz machte. Ebenfalls nicht unerwähnt bleiben soll der Kubaner Antonio Prohias, der schon zu Zeiten des kalten Krieges seinen weißen und schwarzen Spion aufeinanderhetzte. Heute wird Spy vs. Spy von Peter Kuper gezeichnet.
1962 verkaufte Bill Gaines MAD an Premier Industries, die es später an DC weiterveräußerten. Doch Gaines behielt volle Kontrolle über das Heft. Das Magazin florierte und Gaines konnte sich weiterhin locker erlauben auf Werbung zu verzichten und sein komplettes Team immer wieder zu ausgiebigen Reisen in alle Teile der Welt einzuladen. Nach Gaines Tod im Jahre 1992 übernahm im Aufrage von DC Joe Orlando den Job des Consultant Editor. Nach und nach gewann er das Vertrauen des MAD-Teams und die Gang von Idioten fällt immer weiterhin aktuell und treffend über den American Way of Life her.
Auf eine etwas bedenkliche Tendenz muss jedoch noch hingewiesen werden: Zwar kommt MAD immer noch ohne Werbung aus, doch auch Satire kann eine Art von Werbung sein, denn schlimmer als jede schlechte Filmkritik ist es, wenn ein neuer Film nicht in MAD parodiert wird. Seitdem das eigentlich unabhängige Satiremagazin zum Warner-Medienkonzern gehört, der den DC-Verlag kaufte, gibt es einige Liebesdienereien in Richtung des Mutterkonzerns: So erschien die amerikanische MAD-Ausgabe mit der Parodie zu Batman & Robin gleich mit vier (!) Variantcovern zum Film, was sicher mehr mit Promotion als mit Satire zu tun hat und es kam auch ein Sammelband heraus, der nur Verarschungen von Filmen aus dem Hause Warner enthielt. Es bleibt abzuwarten, ob die MAD-Macher in Zukunft die Hand die sie füttert überhaupt noch beißen dürfen?
MAD in Deutschland
Ab 1967 brachte der Williams Verlag MAD auch in Deutschland heraus.
Die Erscheinungsform war sehr stark an die amerikanische Ausgabe angelehnt. Chefredakteur war ab Ausgabe 32 Herbert Feuerstein, der 1971 einen Anruf erhielt, der sein Leben “komplett verändern“ sollte. Der Aachener Bildschriftenverlag suchte einen Übersetzter für das Feuerstein bestens bekannte Satire-Magazin MAD. Feuerstein war sofort begeistert und übernahm, zunächst noch gemeinsam mit Lutz Reinecke, der später den Verlag Zweitausendeins gründen sollte, ab Ausgabe 32 die Übersetzung und komplette Konzeption der deutschen Ausgabe von MAD.
Auch als mit Klaus Recht ein neuer Geschäftsführer das MAD-Ruder übernahm, konnte sich Feuerstein behaupten und handelte für sich sogar eine Gewinnbeteiligung heraus. Diese kam sehr gut zum Tragen, als in den 80er Jahren die Auflage auf 300.000 Exemplare gesteigert werden konnte. Feuerstein bemühte sich zunehmend darum auch eigene Beiträge zu produzieren. Dazu arbeitete er mit Zeichnern wie I. Astalos oder Dieter Stein zusammen.
In diesem Zusammenhang möchte ich etwas persönlicher werden: In meiner Schulzeit war MAD eine Weile (so zwischen dem zwölften und fünfzehnten Lebensjahr) ganz schön wichtig. Wer das neuste Heft hatte, war einen ganzen Tag lang der Größte. Alle hechelten die Artikel durch, erfreuten sich an Namen wie Kaputnik, Feinbein oder Jeremias Kartoffelkäfer und amüsierten sich über Parodien von Filmen die damals noch kein Mensch kannte. (Ein Freund namens Alfred (E.) Neuwald litt allerdings etwas unter der allgemeinen MAD-Begeisterung).
Mitte der siebziger Jahre hörte ich zufällig, dass der Freund eines Freundes schon mehrmals für MAD getextet hatte und von Herbert Feuerstein zum Dank auch noch zum Essen ausgeführt wurde. Als Film- und MAD-Fan stellte ich prompt einige Einfälle zum Thema “Schade, dass es sowas nur im Kino gibt“ zusammen. Ich erhielt eine freundliche Antwort von Herbert Feuerstein, der darum bat die Texte für einen dreiseitigen Beitrag, der dann von I. Astalos illustriert werden sollte, noch etwas zu ergänzen.
Nachdem ich dann u. a. noch textete: “In deutschen Sexfilmen sind Schulmädchen immer wohlgeformt wild und willig, aber in Wirklichkeit sind Schulmädchen meist wohlgenährt, wabblig, und würg.“, folgte recht schnell ein Brief mit einem Scheck über 150,- DM (damals ein Menge Geld, jaja) und damit war auch der “Leitspruch des Monats“ für MAD´s monatlichen Almanach (“Wo eine Villa ist auch ein Weg“) abgegolten.
Mein Betrag, der dann in Ausgabe 125 erschien, spornte mich gewaltig an. Ich fühlte mich dadurch auch noch zum Zeichner berufen und lieferte Arbeitsproben für eine Filmparodie auf den James-Bond-Film Moonrakermit der ich Mort Drucker Konkurrenz machen wollte. Außerdem hatte ich noch tolle Ideen für einen Beitrag über Kaffeekannen der Zukunft. Diesmal fiel die Reaktion Feuersteins schon etwas verhaltener aus und (leider?) ich wandte mich anderen Dingen zu.
Nachdem ich I. Astalos persönlich kennenlernte, war dieser so freundlich einen Teil meines MAD-Beitrags noch einmal neu zu zeichnen, da die Originalzeichnungen nicht mehr auffindbar waren. Ich freute mich sehr, als der riesige Umschlag in meinem Briefkasten war…
Doch auch ohne meine Mitarbeit hielt das deutsche MAD noch eine ganze Weile durch, wobei Herbert Feuerstein bereits 1991 von Bord ging und im Fernsehen eine lukrative Anstellung als Harald Schmidts nerviger Punchingball fand. Zeitweilig verkaufte sich das deutsche MAD mit bis zu 300.000 Exemplaren sogar besser als zum selben Zeitpunkt das Mutterblatt in den USA. Doch die Beiträge waren nicht mehr allzu zeitgemäß. Das ganze Heft wirkte zuletzt nur noch lustlos zusammengestellt und schien sich auf alten Erfolgen auszuruhen. Als sich nur noch knapp 30.000 Hefte absetzten ließen, stellte das deutsche MAD 1995 mit Ausgabe 300 (vorerst) sein Erscheinen ein.
Drei Jahre nachdem MAD in Deutschland eingestellt wurde, fragte Warner an, ob der Dino Verlag Interesse daran hätte einen Neustart mit MAD zu wagen. Ab Oktober 1998 erscheint MAD wieder monatlich und genau wie in den USA hat es auch hierzulande mit seiner sinkenden Auflage zu kämpfen.
Leider wurde das zuletzt nur noch vierteljährlich erscheinende deutsche MAD wurde im Dezember 2018 mit der Ausgabe 185 eingestellt.
Doch es ist erfreulich, dass Panini weiterhin die dicke MADs Meisterwerke Bücher zu Themen wie Filme, Superhelden, Star Wars oder Spion & Spion herausbringt.
Zuvor wurde auf dem Comicfestival München 2017 50 JAHRE DEUTSCHES MAD unter anderen mit einer Ausstellung im Valentin Karlstadt Musäum gefeiert. Zu Gast waren MAD-Zeichner wie Peter Kuper (Spion & Spion), I Astalos oder Tom Bunk.In diesem Zusammenhang wurde auch Herbert Feuerstein, der ehemalige Chefredakteur des Satiremagazin MAD mit dem PENG!-Preis für sein Lebenswerk geehrt.
Neustart in den USA
Im Juni 2018 kam es zu einem Neustart von MAD. Die Redaktion sitzt fortan nicht mehr in New York, sondern im kalifornischen Burbank unweit von Hollywood. Neuer Chefredakteur ist Bill Morrison, der zuvor Chef-Zeichner der Simpson Comics war und gemeinsam mit Matt Groening Bongo-Comics gegründet hatte.
Das erste von Morrison verantwortete Heft trägt die Nummer 1 und hat ein neues MAD-Logo, das stark angelehnt ist an jenen Schriftzug, den die ersten 23 von Harvey Kurtzman im Alleingang geschriebenen Ausgaben trugen. Dieses waren noch reine Comic-Hefte, die sich über bekannte Genres und Figuren lustig machten. Auch das neue MAD ist wieder comic-lastiger als das alten Magazin (dafür aber auch etwas unpolitischer).
Es gibt eine Comic-Beilage namens POTRZEBIE (Kurtzman hat dieses polnisch-stämmige Wort gerne als Running-Gag verwendet), in der sich u. a. über Sidekicks von DC-Superhelden lustig gemacht wird. Recht witzig ist auch eine Parodie auf die Traditions-Serie Archie, die Tom Richmond zunächst klassisch und dann in seinem “realistischen“ Filmparodie-Stil fortgeführt hat. Auch MAD-Urgesteine wie Sergio Aragonés, Peter Kupper und (ab Nummer 2) auch Tom Bunk. Insgesamt macht der Neustart keinen schlechten Eindruck und könnte MAD vielleicht neue Leser erschließen. Dies war leider nicht der Fall, denn mittlerweile ist das Panini-MAD eingestellt und die US-Ausgabe soll künftig nur noch im Abonnement erhältlich sein.
Ein letztes Aufbäumen könnte die Ausgabe vom Oktober 2019 sein, die eine “Special Tarantino Time Warp Issue“ ist.
Im teilweise nostalgisch in Schwarzweiß gedruckten Heft, das auch kurz in Quentin Tarantinos Once Upon A Time in Hollywoodzu sehen ist, wird nicht etwa dieser Film parodiert, sondern unter dem Titel Lousy Law die fiktive Western-Serie Bounty Law in der Rick Dalton alias Leonardo DiCaprio die Hauptrolle spielt.