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Garth Ennis: Out of the Blues

Seine größten Erfolge feierte Garth Ennis mit Serien wie Preacher oder The Boys, die sich mit Mystery oder Superkräften beschäftigen. Doch am besten ist der 1970 in Nordirland geborene Autor, wenn er sich an der Realität orientiert. So platzierte er mitten in seiner für DC/Vertigo getexteten Hellblazer-Storyline die Geschichte Heartland, die ganz ohne Grusel-Elemente und die Hauptfigur John Constantine auskommt. Stattdessen vermittelt Ennis sehr sensibel, dass es  in einer Stadt wie Belfast, in der die Anwesenheit schwer bewaffneter Militäreinheiten als völlig normal angesehen wird, kein “normales Leben“ gibt.

Garth Ennis: War Stories

Krieg ist immer wieder ein Thema im Werk von Garth Ennis und er gibt unumwunden zu, dass er Angebote in Richtung “Luftkämpfe im Zweiten Weltkrieg“ sofort unterschreibt. Doch bei aller Begeisterung für Flugzeuge wie die Spitfire oder den “Fighter-Bomber“ De Havilland Mosquito, ist Ennis – ganz im Gegensatz zu kontinentaleuropäischen Serien wie Tanguy & Laverdure – in seinen Geschichten nicht nur daran interessiert, technische Gerätschaften so imposant wie möglich zu präsentieren.  Vor einem gut recherchierten Background versucht er auch zu vermitteln, dass es kein Spaß ist, in den Krieg zu ziehen.

Garth Ennis: Out of the Blues

Die Hauptfiguren in den War Stories von Ennis sind keine makellosen und sterilen Helden wie Buck Danny oder Dan Cooper. Es ist völlig unklar, ob sie am Ende der Geschichten noch am Leben sind und weitere Abenteuer erleben werden. 2003 ließ Ennis in der von Gary Erskine gezeichneten War Story Archangel den schottischen Piloten Jamie McKenzie ein Himmelfahrtskommando überleben. Nachdem dieser bei Luftkämpfen in einem per Katapult von einem Schiff gestarteten Marine-Jagdflugzeug dem Tod ins Auge geblickt hatte, beschloss Jamie seiner Freundin Beth einen Heiratsantrag zu machen. Zuvor hatte er Angst davor, dass er sie zur Witwe machen könne…

Garth Ennis: Out of the Blues

2019 kehrte Ennis zu Jamie McKenzie zurück. Auch Out of the Blues beginnt wieder mit einem missglückten Flugmanöver, wodurch Jamie bei seinem Vorgesetzten in Ungnade fällt. Doch Group Captain Broome hat nicht nur Jamie auf dem Kieker, sondern wirft auch ein Auge auf Beth. Ähnlich wie schon Archangel ist auch Out of the Blue in seiner Mischung aus Soap-Elementen und  – diesmal an der norwegischen Küste stattfindenden – spektakulären Kampfszenen für einen Ennis-Comic relativ konventionell erzählt. Doch interessante Nebenfiguren wie Jamies indischer Co-Pilot Ranjaram oder sein väterlicher Freund Captain Oxblood, der schon in Archangel dabei war, verleihen der Geschichte Würze.

Garth Ennis: Out of the Blues

Der wohl faszinierendste Charakter des Comics ist Jamies alter Kumpel Paddy Wallis, den Beth einst als Adonis bezeichnet hatte. Doch der ehemalige Frauenschwarm hat sich bei einem Absturz schlimme Brandwunden zugezogen, seine Lebensfreude ist jedoch geblieben. Paddy zeigt Jamie das Örtchen East Grinstead, das 1943 Ziel eines massiven deutschen Bombenangriffs war. Hier betrieb der Arzt Archibald McIndoe nicht nur ein auf die Behandlung von Brandwunden spezialisiertes Krankenhaus, sondern er ermuntere die Stadtbewohner auch dazu, seinen Patienten zu sich nach Hause einzuladen, um ihnen ein halbwegs normales Leben zu ermöglichen.

Garth Ennis: Out of the Blues

Die Begegnungen mit den entstellten aber lebensfrohen Freunden von Paddy in East Grinstead helfen Jamie dabei, seine eigenen Probleme zu relativieren und aus seiner Depression herauszukommen. Der Zeichner Keith Burns, mit dem Ennis auch den klassischen britischen Comic-Piloten Johnny “Red” Redburn wiederbelebte, ist in nicht nur in der Lage die spektakulären Flugmanöver bei den Luftkämpfe, sondern auch das Gefühlsleben der Figuren an den Leser zu bringen.

Garth Ennis: Out of the Blues
Ian Kennedy

Out of the Blues ist ganz gewiss nicht seine beste War Story, doch  Ennis, zeigt dass er auch fast durchgehend warmherzig erzählen kann, wobei er keineswegs die Schrecken des Zweiten Weltkriegs verharmlost. Über jeden Zweifel erhaben ist die schöne, leider nur in englischer Sprache vorliegende Hardcover-Ausgabe von Out of the Blues, die noch garniert wurde mit thematisch passenden Artwork von Ian Kennedy, der seit den 50er-Jahren britische Magazine mit beeindruckenden Cover-Gemälden versorgt.

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Heartland

1993 erzählten Garth Ennis und Steve Dillon im Heft Hellblazer # 70 (enthalten in Hellblazer Garth Ennis Collection, Bd. 3: Angst und Schrecken) davon, wie Kathy Ryan alias Kit nach ihrer gescheiterten Beziehung mit dem Mystiker John Constantine in ihre Heimatstadt Belfast zurückkehrte. Im Gegensatz zu den meisten Heften dieser Reihe gab es hier keinerlei Spuk- oder Mystery-Elemente, sondern die eindringliche Beschreibung der Alltagswelt in einer umkämpften Stadt.

Heartland
Ein Jahr später kehrten Ennis und Dillon zu dieser Storyline zurück und schufen etwas, das heute wohl als Graphic Novel bezeichnet werden würde. Im 58-seitigen Comic HEARTLAND (das ist auch der Titel des Hellblazer-Heftes # 70) fehlt jeglicher Hinweis auf John Constantine und wir erfahren mehr über Kathy Ryan, ihre vier Geschwister und deren Vergangenheit, die nicht eben harmonisch verlaufen ist.

Heartland

Plakative plötzliche Brutalität – sonst das Markenzeichen von Ennis und Dillon – kommt hier kaum vor, doch auf eine sensible Art wird vermittelt, dass so etwas wie ein “normales Leben“ in einer Stadt wie Belfast, in der die Anwesenheit schwer bewaffneter Militäreinheiten als völlig normal angesehen wird, kaum möglich ist.

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HEARTLAND erschien 2000 auf Deutsch beim nicht mehr existierenden SPEED-Verlag erschienen und kam auch in Paninis Hellblazer – Garth Ennis Collection, Bd. 5: Das letzte Gefecht zum Abdruck.

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Hellblazer – Garth Ennis Collection

Nun liegen sie komplett vor, die von Garth Ennis getexteten Geschichten mit dem Mystiker John Constantine. Den Anfang des fünften diesmal besonders voluminösen Hardcover-Bandes bildet die sich Anno 1994 durch die Hellblazer-Hefte 78 bis 83 ziehende Storyline Das letzte Gefecht. Hier bekommt es Constantine mit dem Teufel höchstpersönlich zu tun und einige liebgewonnene Figuren verlassen die Serie für immer.

Hellblazer - Garth Ennis Collection

Ennis und der 2016 verstorbene Zeichner Steve Dillon befinden sich hier bereits auf der Höhe ihrer Kunst. Genau wie bei ihren nächsten Meisterwerken Preacher und Punisher wechseln sich brutale überraschende Momente mit ruhigen nachdenklich machenden Dialogen und Monologen ab. Es geht dabei um nichts Geringeres als Gottes Unfähigkeit die Menschen gut sein zu lassen und Constantines Unvermögen wirklich von ganzen Herzen zu lieben, obwohl er in der Lage ist “mit minimalem Aufwand ein Maximum an Anhänglichkeit herauszukitzeln“.

Hellblazer - Garth Ennis CollectionDeutlich ruhiger als in Das letzte Gefecht geht es danach in der 58-seitigen 1997 als Hellblazer Special veröffentlichten Geschichte Heartland. John Constantine taucht hier gar nicht auf. Im Zentrum steht dessen ehemalige Freundin Kathy Ryan alias Kit, sowie ihre vier Geschwister und deren nicht eben harmonisch verlaufender Vergangenheit. Mit dieser erstaunlich gut geerdeten ganz ohne Hokuspokus auskommende Geschichte über das nicht eben leichte Leben in Belfast verabschiedete sich der Zeichner Steve Dillon von Hellblazer.

Hellblazer - Garth Ennis Collection

Garth Ennis kehrte 1998 noch einmal kurz zurück und konfrontierte John Constantine in der fünfteiligen Hellblazer-Miniserie Menschensohn mit den brutalen Auswirkungen einer vor langer Zeit aus verständlichen Gründen begangenen magischen Untat. Das zentrale Motiv der Figur, die durch seine Versuche Böses zu verhindern Böses anrichtet, wird hier schön drastisch herausgearbeitet. Die glatten fast schon cartoonmäßig anmutenden Zeichnungen vom Watchmen-Koloristen John Higgins sind etwas gewöhnungsbedürftig. Einziges Manko dieses prall mit beeindruckenden Geschichten gefüllten Hardcover-Bandes ist, dass die beeindruckenden Cover-Gemälde von Glenn Fabry leider meist nur sehr klein auf einer Viertelseite abgedruckt wurden.

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