Am 5. September 1995 erlebte in den USA die letzte Episode von Batman: The Animated Series ihre Premiere. Anschließend wurde in weiteren Trickfilm-Projekten mit dem Dunklen Ritter vergeblich versucht an die von Bruce Timm angerührte atmosphärische Mischung aus Cartoon und Crime anzuknüpfen. Doch erst drei Jahre später ist dies gelungen.
Hierzu verbündete sich Timm mit J. J. Abrams, Matt Reeves, sowie den Autoren Ed Brubaker und Greg Rucka, deren Batman-Comicreihe Gotham Central die Serie maßgeblich inspiriert hat. Stärker noch als bei The Animated Series hat sich Timms Team vom Look und der Erzähltechnik des US-Kinos der Dreißiger inspirieren lassen.
Dies wird bereits in dem großartigen komplett in Schwarzweiß realisierten Vorspann deutlich und zieht sich durch alle zehn Episoden der ersten Staffel. In jeweils in knapp 30 Minuten werden in sich abgeschlossene Geschichten erzählt, die sich zu einem faszinierenden Gesamtbild formieren. Eine der zentralen Figuren ist Barbara Gordon, die Tochter des Polizeichefs, die in Gotham als ebenso taffe wie idealistische Anwältin tätig ist.
Roter Faden der ersten Staffel, die auch von Bruce Waynes ersten Einsätzen als Batman erzählt, ist das tragische Schicksal des Staatsanwalts Harvey Dent, der im Sold des Gangsterbosses Rupert Thorne steht und einem Säureattentat zum Opfer fällt, nachdem bei ihm moralische Bedenken aufkommen. Da in der Serie zuvor bereits ein Horrorfilmstar namens Basil Karlo auftauchte, verwundert es kaum, dass die verätzte rechte Gesichtshälfte von Dent an Boris Karloff als Frankensteins Monster denken lässt.
Die letzten beiden Episoden erzählen mit viel Empathie davon, was es für den ehrgeizigen Harvey Dent bedeutet, in seinen Karriereplänen brutal ausgebremst zu werden. Ebenfalls sehr anrührend wird dargestellt, wie es in der Beziehung zwischen Bruce Wayne und seinem treuen Assistenten zunehmend menschelt und er diesen nicht mehr “Pennyworth“ sondern “Alfred“ nennt.
Es dürfte kaum ein Spoiler, sondern fast schon ein Klischee sein, wenn noch verraten wird, dass am Ende der ersten Staffel der ikonischste Batman-Schuke sein Erscheinen ankündigt.
Möglicherweise bereits seit Beginn unserer Zeitrechnung ist die mittlerweile auf vier unsterbliche Krieger angewachsene “Alte Wache“ unterwegs und darum bemüht auf der “richtigen“ Seite zu kämpfen. Verständlicherweise ist die Anführerin Andy ihrer schweißtreibende Tätigkeit etwas überdrüssig und nicht eben begeistert, als das Schicksal aus der frisch verstorbenen Soldatin Nile Freeman eine neue Unsterbliche ins Spiel bringt…
Zwar basiert der bei Netflix seine Premiere erlebende 70-Millionen-Dollar-Film auf einer Comicvorlage, deren Autor Greg Rucka (Whitout, Gotham Central) auch das Drehbuch zu The Old Guard schrieb. Doch trotz einer verwandten Thematik wird versucht, sich vom Superhelden-Kino abzugrenzen. Die durchaus mit Superkräften gesegneten Hauptfiguren tragen keine bunten Kostüme, sondern laufen in mausgrauen Alltagsklamotten herum.
Ein großes Plus des Films ist einmal mehr Charlize Theron, die in allen Genres zu Hause ist. Nachdem die 1975 in Afrika geborene Schauspielerin bereits 2004 einen Oscar für ihre Hauptrolle in Monstererhielt, hat sie auch immer wieder in Action-Rollen überzeugt. Dabei hatte leider manche Filme, wie Fast & Furious 8 oder Atomic Blonde, nicht die mitreißende Qualität von Mad Max: Fury Road.
Auch The Old Guard kann leider nur bedingt überzeugen, was auch daran liegen dürfte, dass Theron ein eher unscheinbares Ensemble an die Seite gestellt wurde. Während Andys von Matthias Schoenaerts, Marwan Kenzari und Luca Marinelli gespielte Team-Mitglieder nur in den Action-Szenen überzeugen, können immerhin KiKi Layne als Rookie Nile und Chiwetel Ejiofor als interessant charakterisierter Gegenspieler Copley ein paar Akzente setzten.
Am Ende des Films wird die Möglichkeit einer Fortsetzung angedeutet, doch das erscheint nicht so spannend wie eine Rückkehr von Charlize Theron als Imperator Furiosa in einem weiteren Mad-Max-Film.
Um ihren ersten Star-Wars-Film Das Erwachen der Machtzu promoten, veröffentlichte die Firma Disney 2015 einige Bücher, die junge Leser mit dem von George Lucas geschaffenen Universum vertraut und neugierig auf die Fortsetzung machen sollten. Hierzu gehört auch Claudia Grays 2015 erschienener Roman Star Wars: Verlorene Welten, aus dem Yusaku Komiyama einem Manga machte, der in drei Taschenbüchern bei Panini erschienen ist.
Doch während es sich bei Claudia Grays Roman um eine Liebesgeschichte handelt, die sich am Rande der klassischen Star-Wars-Trilogie (Episode IV bis VI) abspielt, erzählte der vor allem als Comic-Autor bekannte Greg Rucka (Whiteout, Gotham Central) in seinem Roman Star Wars: Smuggler’s Run ein Abenteuer, das Han Solo direkt im Anschluss an die Zerstörung des ersten Todessterns erlebte. Im Auftrag von Prinzessin Leia brach er eher widerwillig zusammen mit Chewbacca im Millennium Falken auf, um einen wichtigen Rebellen-Agenten zu retten.
Ruckas Roman wurde mit Illustration von dem in Comic-Kreisen ebenfalls nicht unbekannten Phil Noto versehen. Doch dieser vor allem für seine einfallsreich gestalteten Titelbilder bekannte Künstler, kam nicht zum Zuge, als aus Smuggler’s Run eine Comic-Serie wurde.
Diese wurde von Panini Comics Deutschland als Fortsetzungsserie für das Monats-Magazin Star Wars Universum produziert. Als Zeichner kam der vor allem für die von Peter Mennigen geschriebene Comic-Reihe Malcolm Max bekannte Ingo Römling zum Einsatz.
Dieser hat zuvor bereits für Panini Comics zu den Animationsserien Star Wars Rebels und Star Wars Resistance gezeichnet.
Während es von Carlsen und Egmont groß gefeiert wurde, als Flix einen Spirou-Comic und Mawil ein Album mit Lucky Lukezeichnen durften, kommuniziert Panini sein „deutscher Zeichner im internationalen Einsatz“-Ereignis sehr viel verhaltener. Lediglich auf der Rückseite des ersten Sammelbands mit Römlings ersten Star- Wars-Abenteuern findet sich ein Hinweis, doch immerhin mit Ausrufezeichen!
Das ist etwas schade, denn Römlings Bilder brauchen sich nicht vor den übrigen Star-Wars-Comics zu verstecken, mit denen er mittlerweile in direkter Konkurrenz steht, da sein Comic in den USA bei IDW veröffentlicht wird.
In jedem Panel von Im Auftrag der Rebellion ist zu spüren, dass hier ein Traum in Erfüllung geht. Dazu ein Römling-Facebook-Zitat: “Ich habe mir schon lange gewünscht, den Millennium Falcon in Aktion zeichnen zu dürfen. Und Han Solo! Und Chewie! Huii! Fanboy-Moment!“
Carrie Stetko ist US-Marshal auf einem der einsamsten Flecken der Erde, der Antarktis. Drei Tage bevor dort der Winter mit ganzer Kraft zuschlägt und die für Monate letzten Versorgungsflüge Richtung Zivilisation starten, geschieht auf dem vereisten Kontinent etwas Schreckliches: ein Mord, der erste der Antarktis.
Carrie wird beauftragt, zusammen mit einem Vertreter der UN das Verbrechen aufzuklären. Die beiden bekommen es dabei nicht nur mit den widrigen Wetterverhältnissen mit Temperaturen von fast 85 Grad minus, sondern auch mit weiteren Morden zu tun…
Nachdem der Antarktis-Thriller Whiteout, der auf dem gleichnamigen Comic von Greg Rucka und Steve Lieber basiert, in den USA nicht einmal die Hälfte seines 35-Millionen-Dollar-Budgets einspielte, erscheint der Film bei uns gleich als (ziemlich mager ausgestattete) DVD- und Blu-ray-Edition. Dass der solide Antarktis-Thriller nicht sein Publikum gefunden hat, könnte auch daran gelegen haben, dass Joel Silver Whiteout unter seinem Horrorfilm-Label Dark Castle produzierte und dadurch falsche Erwartungen weckte.
Die Handlung des Comics wurde etwas vereinfacht und statt zweier weiblicher Hauptfiguren, bekam Kate Beckinsale (Underworld, Pearl Harbor) mit Gabriel Macht (Suits, The Spirit) als UN-Profiler einen männlichen Ermittlungspartner an die Seite gestellt. Es ist etwas schade, dass Whiteout nicht im Kino gezeigt wurde, denn trotz einer nicht allzu raffiniert erzählter Thriller-Handlung, kann der Film in Sachen Atmosphäre, Ausstattung und gut in Szene gesetzter Action durchaus punkten.
Carrie Stetko muss als US-Marshall in einem Mordfall ermitteln. Sie wird dabei nicht nur mit zahlreichen Verdächtigen konfrontiert, sondern auch noch mit Temperaturen von unter minus 30 Grad Celsius. Der Tote wurde gefunden in der Nähe von McMurdo, der größten Forschungsstation in der Antarktis. Gemeinsam mit der englischen Geheimagentin Lilly Sharpe versucht Carrie den Täter zu finden und gerät dabei in eine gefährliche Notlage im ewigen Eis.
Mit Whiteout gelang Greg Rucka (Gotham Central, Queen & Country) ein spannender Thriller, der weniger durch seine verzwickte Handlung sondern sehr viel stärker durch den interessanten Schauplätze am Südpol überzeugt. Rucka hat hierzu seine Hausaufgaben gemacht und liefert auch noch eine Übersichtskarte der Antarktis, die recht hilfreich bei der Lektüre ist.
Sehr gelungen ist auch das klare und realistisch ausgeführte Artwork von Steve Lieber, das an Jim Holdaways kontrastreich-elegante Zeichnungen zu Modesty Blaise erinnert. Im Nachwort dieses Bandes bedankt sich Lieber bei Rucka dafür, dass er sich durch dessen Story als Comiczeichner erstmals “endlich frei“ fühlte. Abgerundet wird das schöne Buch durch eine kleine aber feine Galerie mit Covern der Whiteout-Heftausgaben von Frank Miller (Sin City), Matt Wagner (Grendel), Mike Mignola (Hellboy) und Dave Gibbons (Watchmen).
Mittlerweile ist nicht nur die ebenso spannende Fortsetzung Whiteout – Melt erschienen, sondern auch Hollywood sind die Qualitäten des Comics nicht entgangen. Matrix-Produzent Joel Silver nahm für seine Dark Castle-Horrorfilmreihe eine Verfilmung in Angriff und konnte Kate Beckinsale (Underworld, Pearl Harbor) für die Rolle der Carrie Stetko gewinnen.
Bei uns erlebte dieser Film seine Premiere auf DVD und Blu-ray.
Das DC-Universum ist nicht gerade arm an Geheimorganisationen. Sowohl die Kriminellen als auch der Staat haben da einige, zum Beispiel: ARGUS, D.E.O., Spyral, Kobra Cult, Checkmate, Task Force X und Cadmus, um nur einige zu nennen, die hier eine Rolle spielen. Und mitten drin eine Amanda Waller, die nach ihren ganz eigenen Regeln spielt.
Jetzt tritt Leviathan auf und schaltet eine Organisation nach der anderen aus. Und in diesem Chaos versuchen die größten Detektive (Batman, Lois Lane, The Question, Manhunter, Huntress u.v.a.m) all ihr Wissen und Können zu koordinieren, um herauszufinden, wer hinter Leviathan steckt und was sein Ziel ist.
Brian Michael Bendis orchestriert hier eine große Anzahl von altbekannten Figuren und kombiniert sie mit neuen Charakteren, die er eingeführt hat – zum Beispiel Red Cloud, die es sogar mit Superman aufnehmen kann und Mitglied der ebenfalls mysteriösen neuen Gruppe Invisible Mafia (aus dem ersten Band) ist. Hier beginnt also die lange Agenten- und Kriminalgeschichte, die das DC-Universum noch das ganze Jahr beschäftigen wird. Leviathan möchte an Superman ran – so viel ist klar. Und um das zu erreichen, entführt er Clark Kent.
Die genauen Ziele und Beweggründe sind unklar: Man darf gerne mit rätseln und sich selbst als Detektiv betätigen. An einer Stelle sagt Leviathan, er möchte auf derselben Seite wie Superman kämpfen und er hat Talia Al Ghul in der Organisation “Leviathan“ entmachtet, weil sie gegen Superman ist. Über seinen Plan, andere Helden zu rekrutieren sagt er: “Wenn alle sehen, dass das, was wir aufbauen, das ist, wofür sie ihr ganzes Leben lang gekämpft haben und gestorben sind, werden sie sich uns anschließen.“
Bleiben Sie dran! Bendis jedenfalls scheint jetzt schon die Marschrichtung für das kommende DC-Universum übernommen zu haben.
Wenn es um starke Frauen im DC-Universum geht, ist der Autor Greg Rucka („Gotham Central„) immer die erste Wahl für die Editoren, ihn die Geschichten der Heldinnen schreiben zu lassen. So auch geschehen bei der neuen Batwoman! Und das er der richtige dafür ist, das stellt er hier wieder einmal unter Beweis!
Ihren ersten Auftritt hatte die neue Protagonistin innerhalb der Maxiserie “52“ in der siebten Woche. Nun wird es Zeit, ihre Herkunft und Origin mal genauer darzustellen. Für “52“ (aus den Jahren 2006/07) war er zusammen mit Geoff Johns, Grant Morrison und Mark Waid das Autorenteam.
Und nun in Detective Comics erfahren wir die tragische Herkunftsgeschichte der Heldin, wir erfahren, dass sie einer der reichsten Familien von Gotham City entstammt und dass sie und ihre eineiige Zwillingsschwester Beth bei einem Restaurantbesuch an deren zwölften Geburtstag zusammen mit ihrer Mutter gekidnappt werden. Ihr Vater Colonel Jake Kane ist bei der Army und bei einem Befreiungsversuch werden die Mutter und Beth, so scheint es, beide getötet. Kate strebt eine Karriere in der Army an, aber aufgrund ihrer sexuellen Orientierung – sie ist homosexuell – wird da nichts draus.
Durch eine Begegnung mit Batman inspiriert, beginnt Kate eine Ausbildung zum Kampf gegen das Verbrechen. Ihr Mentor und größter Unterstützer dabei wird ihr eigener Vater Jake. Nach den Ereignissen von FINAL CRISIS und BATTLE FOR THE COWL beginnt eine Geheimorganisation – die Religion des Bösen – in Gotham City wieder zu erstarken. Batwoman scheint sehr viel über diese Organisation zu wissen und es scheint auch so, dass persönliche Gründe sie antreiben, sich mit ihnen auseinanderzusetzen.
Aufgrund ihrer vielen Zeit – vornehmlich nachts – die sie mit dem Fall verbringt, geht auch ihre Beziehung mit Renee Montoya in die Brüche. Wir erleben einen kurzen Flirt mit Maggie Sawyer und lernen Bette Kane kennen; sie ist – ohne dass es ihre Cousine Kathy wüsste – als Flamebird ebenfalls als kostümierte Vigilantin unterwegs.
Die neue Führerin der Religion – sie nennt sich Alice – entführt Colonel Kane und plant ganz Gotham City zu zerstören. Bei der finalen Konfrontation mit Alice stellt diese sich am Ende als die tot geglaubte Schwester Beth heraus.
Rucka lässt hier einige von ihm geschaffene Charaktere (z. Bsp. Kyle Abbot) wieder auftreten, die er vor zehn Jahren ebenfalls in Detective Comics erschaffen hatte. Es macht unheimlich viel Spaß, den spannenden Geschichten und interessanten Handlungen von Rucka zu folgen. Die extrem vielseitigen Zeichnungen von J. H. Williams III passen gut und für verschiedene Zeitlinien benutzt er verschiedene Stile.
Obwohl die Serie in seiner Heimatstadt spielt, kommt Batman nicht im Titel von Gotham Centralvor. Die Comic-Reihe schildert den Kampf des Gotham City Police Departments gegen das Verbrechen. Dabei bekommen es die Cops natürlich auch mit Superschurken zu tun. Gleich im ersten Heft der 2002 gestarteten Serie taucht etwa Mr. Freeze auf, sehr viel später ist auch immer mal wieder kurz Batman zu sehen. Doch in erster Linie wird der ganz normale, gerade dadurch sehr spannende, Alltag einiger Menschen geschildert, die versuchen in einer Stadt mit hoher Kriminalität ihren Job zu erledigen und dabei ehrlich zu bleiben.
Paninis zweiter Gotham Central-Band enthält die in den US-Heften 6 bis 10 erzählte Storyline Doppeltes Spiel, die einer der absoluten Höhepunkte der leider nach 40 Heften eingestellten Serie ist. Das Cover ziert zwar Two-Face, doch die ersten vier Hefte erzählen einen hochspannenden Krimi ohne Superschurken und maskierte Rächer. Im Zentrum des Geschehens steht die Polizistin Renee Montoya, die 1992 aus der Batman-Zeichentrickserie ins Comic-Universum übernommen wurde. Jemand hat es auf Montoya abgesehen und verschickt an ihre Familie und Kollegen Fotos, auf denen sie eine Frau küsst.
Doch es kommt noch schlimmer, denn mit fingierten Beweisen wird versucht, Montoya einen Mord unterzuschieben und sie muss erleben, wie kaum ein Kollege zu ihr hält. Während Greg Rucka (Whiteout) die ersten fünf Hefte von Gotham Central gemeinsam mit Ed Brubaker verfasste, schrieb er Doppeltes Spiel im Alleingang. Dankenswerterweise enthält Paninis Sammelband zusätzlich noch zwei weitere von Rucka geschriebene Comic-Geschichten, die vor dem Start von Gotham Central entstanden und sehr hilfreich zum Verständnis von Doppeltes Spiel sind.
Beide Augen zu (aus Batman Chronicles # 16) spielt zu einer Zeit als in Gotham nach einem Erdbeben chaotische Verhältnisse herrschten. Innerhalb dieser sich durch viele DC-Serien ziehenden Storyline Niemandsland trifft Montoya auf Two-Face. Dieser wirft vor jeder Entscheidung eine Münze. Da diese scheinbar immer auf der richtigen Seite landet, ist Two-Face eine große Hilfe dabei, in Gotham wieder für Recht und Ordnung zu sorgen. Die Story Doppelte Glückwünsche (aus Detective Comics # 747) nimmt Bezug auf diese Ereignisse und thematisiert das besondere Verhältnis zwischen Montoya und Two-Face. Es wird aber auch schon angedeutet, dass die Polizistin – sehr zum Ärger ihrer erzkatholischen Eltern – kein Interesse hat, sich an einen Mann zu binden.
Diese beiden von Greg Rucka sehr interessant erzählten Geschichten, zeigen aber auch worin einer der Hauptreize von Gotham Central besteht, denn diese Storys wurden nicht von Michael Lark gezeichnet. Dessen auf den ersten Blick sehr unspektakulärer Stil scheint (genau wie David Mazzucchellis Artwork zu Frank Millers Batman: Year One) so gar nicht zu einer Comic-Serie aus dem Hause DC zu passen. Doch gerade Michael Larks sachliche und nüchterne Darstellung der ohne große Superhelden-Action auskommenden Geschichten, passt optimal zu Brubakers und Ruckas realistischen Blick auf Batmans Welt.
2003 brachte Warner parallel zum Kinofilm Matrix Reloaded die in Japan entstandene Trickfilm-Kollektion Animatrix heraus. Dieses Spielchen wiederholte sich fünf Jahre später.
Um Stimmung für den neuen Batman-Kinofilm The Dark Knight zu machen, erscheint unter dem Titel Batman: Gotham Knight eine Zusammenstellung von sechs je 12-minütigen Trickfilmen im japanischen Anime-Stil, die nach Superman: Doomsday und Justice League: The New Frontier als dritter Beitrag der Reihe DC Universe Animated Original Moviesveröffentlicht wurde. Die Regie der einzelnen Episoden übernahmen japanische Trickfilmer der Studios Madhouse, Production I.G., Be Train und Studio 4°C , während die Storys unter der Oberaufsicht von Bruce Timm (Batman: The Animated Series) von US-Autoren verfasst wurden.
Den Reigen eröffnet Have I Got a Story For You geschrieben von Josh Olson (A History of Violence). Hier geht es um einige Kinder, die sich versuchen gegenseitig mit ihren widersprüchlichen Geschichten über Batman zu übertreffen. Vorlage war eine Comicstory, von 1973, die sehr viel interessanter innerhalb der Batman Anmated-Reihe als Legends of the Dark Knight (teilweise im Look von Frank-Millers The Dark Knight Returns) adaptiert wurde. Die zweite Geschichte Crossfire stammt von Greg Rucka (Gotham Central), ist äußerst spannend und erzählt wie die Polizisten Allen und Ramirez mitten in einen Bandenkrieg geraten. Auch Field Test von Jordan Goldberg ist nicht ohne und zeigt wie ein sehr junger (und sehr japanischer) Bruce Wayne neue Wunderwaffen von Lucius Fox erhält.
David Goyer, der Drehbuchautor von Blade und Batman Begins, lässt anschließend in Darkness Dwells Batman gegen Scarecrow und Killer Croc antreten. Der Höhepunkt der Zusammenstellung ist Working Through Pain vom Comicautor Brian Azzarello (The Dark Knight III: The Master Race). Hier erfahren wir einige Details aus den Lehr- und Wanderjahren von Bruce Wayne, der von der fernöstlichen Expertin Cassandra das Ertragen von Schmerzen lernt, aber dann doch nicht zum Ghandi taugt.
Abschließend erzählt Alan Burnett in Deadshot wie Batman gegen den gleichnamigen Meisterkiller antritt. Diese Story strotzt nicht nur vor Action, sondern verdeutlicht auch die Abscheu des Dunklen Ritters gegenüber Schusswaffen.
Extras der DVD: Audiokommentar von Gregory Noveck, Dennis O’Neil and Kevin Conroy, nicht untertitelt;“Batman and Me: The Bob Kane Story“ (38:23 min), wie alle übrigenExtras wahlweise mit deutschen Untertiteln; „A Mirror for the Bat“ – Bericht über die Schurken (35:46 min); Vier Episoden aus der „Batman Animated“-Serie : „Heart of Ice“, „I Am the Night“, „Legends of the Dark Knight“ und „Over The Edge“, ohne deutsche Tonspur
Gotham City – die dunkle Stadt – eine Stadt wie ein Sumpf: Die wohl härteste Stadt im DC Universum ist zweifelsohne GOTHAM CITY. Die “Stadt der Schatten“ – Territorium für jede Art von Kriminalität und organisiertem Verbrechen und das Zuhause und der Tummelplatz von unzähligen Geisteskranken, Mördern und Freaks in abgefahrenen Kostümen. Schauplatz außergewöhnlicher Ereignisse Katastrophen und Schicksalsschläge ohne Zahl. Was ist dieser Stadt nicht schon alles widerfahren? Seuchen und ein Erdbeben – so schwer, dass sie sogar für kurze Zeit vom Rest von Amerika abgeschnitten wurde: Niemandsland.
Der Name soll auf Batman-(Mit-)Erfinder Bob Kane selbst zurückgehen: Spricht man ihn schnell aus, so hört es sich an wie “God damned“ – von Gott verdammt. Kane hatte am Anfang ganz klar seine Stadt New York vor Augen und die Zustände, die damals vorherrschten. Andere Erklärungsversuche für den Namen sind „homestead where goats are kept“ und wird ausgesprochen wie „goat ‚em“. Ferner ist “Goth“ (wie in Gothic) Bestandteil des Names, welches für “dunkel, düster und schaurig“ steht. Fakt ist auf jeden Fall, dass der Spitzname von New York seit dem 18. Jahrhundert Gotham City war und im öffentlichen Bild der Stadt war der Namenszug allgegenwärtig. Der Name ist bis heute Programm geblieben.
Was hat diese Stadt nicht alles schon erlebt! Wurde in DETECTIVE COMICS #31 (Sep. 1939) noch erwähnt, Batman würde in New York City leben, so änderte sich der Namen der Stadt in BATMAN #4 (Winter 1941) zu GOTHAM CITY – und dieser Name ist es auch noch heute.
Ein Kind – Bonnie Lewis – ist entführt worden und die beiden Detectives Marcus Driver und Charlie Fields gehen einem Tipp nach, dem sie zwar keine großen Erfolgsaussichten zuschreiben, aber sie möchten nichts unversucht lassen – schließlich handelt es sich ja um ein Kind. Aber statt, dass sie in der angegebenen Hoteladresse irgendeine Spur von möglichen Entführern finden, steht ziemlich unvermittelt Mr. Freeze in der Tür und dieser tötet auch sogleich Fields und flieht. Für Driver ein schwerer Schlag, der ihn sehr persönlich trifft. Driver bittet den Commissioner Michael Akins, Batman aus diesem Fall herauszuhalten. Der Fall scheint noch komplizierter zu werden, als kurz darauf der Gehilfe von Mr. Freeze schockgefroren in einem Laster aufgefunden wird. Was hat Mr. Freeze vor? Die Ermittlungen der “Major Crimes Unit“ bringen aber keine Hinweise. Überall gehen sie möglichen Spuren nach: Juwelierhändler, ehemalige Gehilfen von Mr. Freeze, Einrichtungen von medizinischen Großgeräten. Das einzige, was sie ermitteln ist, dass Mr. Freeze wohl den Odessa Mob um sehr viele Diamanten erleichtert hat.
Immer wieder erinnert Driver sich an die Worte von Freeze und stellt sich die Frage, warum er ihn hat überleben lassen? Und plötzlich kann er eine Verbindung zu einem Event des bevorstehenden Abends ziehen: Freeze will dem G.C.P.D. eine Lektion erteilen und es muss etwas mit der Vergangenheit zu tun haben. Heute Abend bekommt der ehemalige Commissioner James Gordon die Ehrendoktorwürde der Gotham State University verliehen – und alle werden da sein! Die Zeit drängt und so willigt er ein, Batman zu rufen. Interessant ist die Bemerkung von Driver: “Wir rufen ihn mit dem Bat-Signal, damit er Mr. Freeze festnagelt, dürfen aber nicht zugeben, dass es ihn gibt!“
Trotzt eines Riesenaufgebots von Polizisten gelingt es Mr. Freeze unbemerkt auf das Dach der Universität zu gelangen und sich an der Klimaanlage zu schaffen zu machen. Aber er kann sein Ziel nicht erreichen, denn im letzten Moment erscheint Batman. Driver ist enttäuscht, dass diesen Fall die Polizei nicht alleine lösen konnte.
Detective Marcus Driver bekommt einen neuen Partner: Detective Romy Chandler. Zusammen sollen sie wieder in der Entführung ermitteln. Aber aus der Entführung ist mittlerweile der Mordfall “Bonnie Lewis“ geworden. Bonnie hatte in der Nacht ihres Verschwindens in der Nachbarschaft Babysitterdienst und war danach nicht mehr nach Hause gekommen. Eine nochmalige Befragung des Paares – Mr. Und Mrs. Combs – auf dessen Baby sie aufgepasst hatte, bringt keine neuen Erkenntnisse. Von Bonnies Eltern erhalten sie ein Tagebuch und gehen einigen Spuren nach: In der Schule ist sie wohl Nachstellungen von zwei Mitschülern ausgesetzt gewesen.
Noch ein anderer Fall beschäftigt die MCU: Ein Brandstifter treibt in Gotham City sein Unwesen. Man geht davon aus, dass es Firebug (Joseph Rigger) ist. Driver und Chandler machen die Jungen ausfindig und erfahren, dass die beiden von Bonnie Lewis einen Batarang stahlen, den sie auf der Strasse gefunden hatte. Sie meinten, so etwas sei nicht für Mädchen und außerdem wollten sie ihn über das Online-Aktionshaus G-Bay verkaufen….. sie kommen als Mörder nicht in Frage.
Noch zwei weitere Spuren gibt es: Von Molly – Bonnies bester Freundin – erfahren sie, dass Bonnie in dem Schrank von einer Nachbarin der Combs gestöbert hatte und peinliche Fotos gefunden hatte. Die andere Spur ist ein obdachloser Penner im Wald ganz in der Nähe der Combs – nach dem Babysitten pflegte Bonnie immer auf dem Nachhauseweg hierdurch zu gehen. Nachts warten Driver und Chandler dem Obdachlosen im Park auf – dieser leistet aber Gegenwehr und wird von Driver niedergeschlagen.
Inzwischen konnte die Polizei den Aufenthaltsort von Joseph Rigger – Firebug – ausfindig machen. Sie können ihn stellen, er stürzt sich aber aus dem Fenster; schwer verletzt bleibt er auf einem Autodach liegen. in seiner Wohnung finden die Polizisten aber kein Kostüm und keine Feuerwerfer. Im Krankenhaus erwacht, behauptet er alles über ein Auktionshaus als Sammlerstück verkauft zu haben – anonym. Einmal jedoch habe er sich mit dem Käufer getroffen, um ihn in den Gebrauch der Ausrüstung einzuweisen.
Die Ermittlungen treten auf der Stelle – da erkennt Driver, wie die verschiedenen Hinweise eventuell zusammenhängen könnten: Er bittet Combs aufs Revier um den vermeintlichen Täter – den Obdachlosen – zu identifizieren: Aber nicht nur die Polizei ist auf dem Revier, sondern auch der arg bandagierte Joseph Rigger. Von Combs unerkannt, erkennt er hingegen in Combs den Käufer seiner Ausrüstung. Eine eiligst durchgeführte Hausdurchsuchung ergibt tatsächlich, dass dort die Ausrüstung von Firebug versteckt ist. Bonnie hatte sie auch beim Rumschnüffeln in fremden Schränken entdeckt – das war der Grund für ihren Mord. Combs ist ein gelangweilter Millionär, der auf der Suche nach einem neuen Kick ist .Driver benutzt das Bat-Signal um ihn zu rufen. Stolz erzählt er Batman, dass sie den Fall ganz ohne seine Hilfe gelöst haben.
Atmosphärisch dicht kommen die Storys daher – Kriminalgeschichten aus dem Batman-Universum – und kommen (fast) ganz ohne die Fledermaus aus. Die Polizeieinheit in Gotham City bekommt hier Leben eingehaucht, ihre Arbeit und ihr Alltag werden hier vorgestellt. Zwischenmenschliche Dialoge von ganz normalen Menschen, die darüber hinaus noch Polizisten in Gotham City sind.
Die Zeichnungen sind handwerklich solide und sauber. Die überaus spannenden Geschichten werden durch die Zeichnungen von Michael Lark sehr gut transportiert – seine Licht- und Schatteneffekte heben die Stimmung hervor und tauchen die Handlungen und deren Orte in unvergleichliche – real wirkende – Bilder. Die Zeichnungen lassen den agierenden Personen die Hauptrolle. Lark versteht es, dass alle Personen einen ganz eigenen Charakter bekommen – seine Fähigkeit, dass alle Personen anders aussehen – aber dieselbe Person immer wieder gleich – ist beeindruckend und im Comicgeschäft in dieser Deutlichkeit eine Seltenheit. Die Personen haben alle eine Mimik und Gestik, die sehr klar herausgearbeitet ist und immer wiederkehrt. Mitunter hat man das Gefühl, einen Film zu sehen – die Übergänge sind fließend.
Die klare Aufteilung der Seiten in Panels gibt den Geschichten einen älteren Touch, was aber in keiner Weise als Nachteil wirkt – ganz im Gegenteil, sie unterstreichen den Lesefluss, die Handlungen und Dialoge. Die Serie wurde in Amerika mit vielen Preisen bedacht und man darf hoffen, dass durch die augenblickliche Fernsehserie GOTHAM das Interesse an dieser Stadt verstärkt geweckt wurde und dass weitere Bänder – der immerhin 40-teiligen Serie – bei uns veröffentlicht werden.
Norbert Elbers
Gotham Central: Bd. 1: In Erfüllung der Pflicht, enthält: US-Gotham Central: #1 bis #5 (Februar 2003 bis Juni 2003); Text: Greg Rucka und Ed Brubaker; Zeichnungen: Michael Lark; aus dem Amerikanischen von Christian Heiß; Prestige; Softcover: € 14,99, auf 555 Exemplare limitierter Hardcover: € 25,00; 124 Seiten; farbig; Cover von Michael Lark; Panini/DC Comics