Noch bevor er seine auch bei uns vielbeachtete Comicreportage Palästina (erschien zunächst bei Zweitausendeins und dann bei der Edition Moderne) herausbrachte, beschäftigte sich Joe Sacco mit dem Krieg in Bosnien.
Mit einigen Unterbrechungen verbrachte er von 1994 bis 1995 insgesamt vier Monate in der heftig umkämpften – und nur gelegentlich durch UN-Transporte versorgten – Stadt Gorazde. Er freundete sich mit einigen der eingeschlossenen Einwohner an. Hieraus resultierte das 2001 mit dem Eisner Award als „beste Graphic Novel“ ausgezeichnete Buch herausgebrachte Safe Area Goražde, das bei uns mit dem weniger zynischen Titel Bosnien erschienen ist.
Sacco, der sich als Cartoon-Journalist nennt, setzte seine Eindrücke und die ihm geschilderten Erlebnisse in einem an Robert Crumbs Underground-Comics erinnernden leicht karikierenden Stil um. Dies funktioniert erstaunlich gut, obwohl inmitten der erschreckenden Berichte von einstigen oftmals befreundeten Nachbarn, die urplötzlich zu erbitterten Feinden wurden, humoristische Momente eher Mangelware sind (aber durchaus vorkommen). Sacco vermeidet es die Konflikte noch zu schüren. Weder glorifiziert er die Bosnier, noch verteufelt er die Serben, deren aggressive Vertreter er als “Tschetniks“ bezeichnet, was laut Christopher Hitchens Vorwort eher eine “politische und historische als eine ethnische“ Gruppe ist.
Bei der Lektüre (und auch daran, dass Saccos Bosnien bei uns lange nach seinem Palästina erschien) fällt auf, dass wir über die Konflikte in Israel deutlich besser informiert sind (bzw. werden), als über die Probleme und Kämpfe im geografisch sehr viel näher gelegenen ehemaligen Jugoslawien. Eine große Stärke von Saccos Buch ist, dass er nicht nur seine selbst erlebten Ereignisse aus dem 90er- Jahren zu Papier bringt, sondern in klaren Zeichnungen gut nachvollziehbar darlegt, wie es zum Bosnien-Krieg kam.
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