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Charles Berbérian: Shamhats Liebhaber

Charles Berbérian schuf zusammen mit Philippe Dupuy die Erfolgsserie Monsieur Jean. In letzter Zeit hat er in Jukebox seiner Liebe zur Rock- und Popmusik Ausdruck verliehen und in Cinerama beschäftigt er ich auf eine ähnlich persönliche Nerd-Art mit den “besten schlechten Filmen“, die ihn prägten. Doch seine frühe Jugend verbrachte der 1959 in Bagdad geborene Berbérian in einem anderen kulturellen Umfeld.

Charles Berbérian: Shamhats Liebhaber

Als er “Mitte der 1960er-Jahre damit beschäftigt war, “im Irak aufzuwachsen“ brach sein Vater mit ihm zu einem Ausflug zu den Hängenden Gärten von Babylon auf. Der kleine Charles war nicht begeistert, denn er wäre lieber mit seinen Freunden zum Abkühlen ins Schwimmbad gegangen. Er hoffte darauf, dass es wenigstens “Rolltreppen geben, würde um von einem Garten zum nächsten zu kommen.“ Berbérian fand nur ein “Labyrinth aus kargen nackten Mauern“ vor und wollte nie wieder etwas mit Babylon zu tun haben.

Charles Berbérian: Shamhats Liebhaber

Sehr viel später wurde er durch Ausstellungsstücke im Louvre doch noch angefixt von der assyrisch-sumerischen Kultur. Einige Jahre nach Jens Harder machte sich Berbérian daran, den mit Abstand ältesten überlieferten Text der Menschheit als Comic zu adaptieren. Das durch zwölf teilweise stark beschädigte Tontafeln überlieferte Original des Gilgamesch-Epos wies etliche Lücken auf. Berbérian füllte diese nach seinem Gusto.

Charles Berbérian: Shamhats Liebhaber

Seine Version der Dreiecksgeschichte zwischen Gilgamesch, Enkidu und Šamḫat ist sehr gut lesbar, auch dank einer nicht eben kleinen Dosis kunstvoll aquarellierter Erotik.

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Jens Harder: Gilgamesch

Den mit Abstand ältesten überlieferten Text der Menschheit als Comic zu adaptieren, ist nicht wirklich der Traum jedes Comic-Zeichners. Das Original ist nach heutigem Sprachverständnis nur bedingt genießbar und zudem lückenhaft. Dabei ist der namensgebende Protagonist durchaus ein archetypischer Held, dessen Taten für sich sprechen.

Jens Harder: Gilgamesch

Teile der Geschichte finden sich sogar im wesentlich später aufgezeichneten Alten Testament wieder. Nun wäre es ein leichtes gewesen, sich am Plot zu orientieren und für die heutigen Leser aktuelle Phrasen zu verwenden. Für den Autor und Zeichner Jens Harder (ALPHA – directions) war dies keine Option, er präsentiert die prähistorische Geschichte um den König der Stadt Uruk im Duktus der vorhandenen Übertragungen.

Jens Harder: Gilgamesch

Die Umsetzung in einen Zeichenstil, der assyrisch-sumerischen Reliefs nachempfundenen ist, dient dem Umfeld des Epos ungemein, und Jens Harder gelingen großartige Bilder.

Jens Harder: Gilgamesch

Auf dem Cover ist übrigens nicht Gilgamesch, sondern sein Kumpel Enkidu abgebildet, der Held selbst ist auf dem Backcover zu sehen.

Jens Harder: Gilgamesch

Der Band geizt nicht mit Bonus- und Hintergrundmaterial und zeigt sich in schöner Aufmachung auf voll fettem Papier. Dabei gefällt vor allem seine zeichnerische Wucht, ohne gefällig zu sein. Natürlich bleibt es ein uralter Mythos, dessen auch philosophische Betrachtungen wir Nachgeborenen nur schwer nachvollziehen können. Und ist immer noch faszinierend.

Rainer Schneider

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