Es hat eine Weile gedauert bis Richard Harris nach dem Erfolg von Roter Drache und Das Schweigen der Lämmer mit Hannibal, den dritten Roman mit dem ebenso menschenfressenden wie kultivierten Dr. Hannibal Lecter veröffentlichte. Noch länger dauerte es zwangsläufig bis endlich 2001 der zugehörige Film in die Kinos kam, Jodie Foster war von Thomas Harrisʼ Buch entsetzt und sagte ab. Daraufhin war auch Jonathan Demme, der Regisseur von Das Schweigen der Lämmer, nicht mehr an einer Fortsetzung seines oscar-prämierten Meisterwerkes interessiert.
Mit Ridley Scott wurde ein vielversprechender Ersatzmann gefunden, der mit Sicherheit ein Garant für beeindruckende Bilder ist. Daher kann sich Hannibal wirklich sehen lassen. Vor allem die in Florenz gedrehten Szenen sind ein optischer Hochgenuss. Der im Vorspann nicht genannte (und unter seinem Make-up ohnehin nicht zu erkennende) Gary Oldman als Mason Verger, der einzige Mensch, der einen Angriff Hannibals überlebte, sowie Julianne Moore als die neue Darstellerin der FBI-Agentin Clarice Starling sind gut gewählt, auch wenn sie sehr viel weniger zu tun haben als Anthony Hopkins in der Titelrolle.
Ein Problem ist jedoch das Drehbuch. Zwar behauptet der Verleih, dass Harrisʼ Roman „sensibel simplifiziert“ und die „Beziehung zwischen Dr. Hannibal Lecter und Clarice „stärker betont“ wurde. Das ist nicht ganz richtig: Hannibal ist ein sehr viel dichteres und besseres Buch als Das Schweigen der Lämmer. Daher fiel es den Machern des Films sehr schwer auf irgendeinen der vielen beeindruckenden Momente des Romans zu verzichten. Daher hastet der Film trotz seiner 131-minütigen Laufzeit recht hurtig durch die Romanvorlage. Bis wenige Minuten vor dem Ende ist der Film eine sehr (und beinahe schon zu) werkgetreue Umsetzung des Buches, doch dann wurde doch noch etwas entschärft. Bei dem veränderten Ende kann von einer Vertiefung der Beziehung zwischen Hannibal und Clarice ganz gewiss nicht die Rede sein.
Fazit: Niemand sollte sich durch diesen Film von der Lektüre des (noch) besseren Romans abhalten lassen und wer das Buch schon vor einer Weile gelesen hat, bekommt durch den Film noch einmal einen opulenten Schnelldurchlauf dargeboten.
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