1971 drehte Dario Argento (Opera, Blind Glasses) mit Vier Fliegen auf grauem Samt seinen dritten Kinofilm. Genau wie bei den zuvor entstandenen Werken Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe, dessen italienischer Originaltitel wörtlich übersetzt Der Vogel mit den Kristall-Flügeln lautet, und Das Geheimnis der neunschwänzigen Katze handelte es sich um einen Giallo, wie die besonders blutige italienische Variante des Thrillers genannt wird, mit einem Tier im Titel.
Die Hauptrolle des Films sollte ursprünglich Michael York spielen, doch wegen Terminproblemen wurde er durch Michael Brandon (Dempsey & Makepeace) ersetzt. Für den Soundtrack war ursprünglich die Band Deep Purple vorgesehen, doch dann bekam (genau wie in Argentos beiden ersten “Tier-Filmen) wieder Ennio Morricone den Job, der sich dabei mit dem Regisseur verkrachte und erst 24 Jahre später bei Das Stendhal-Syndrom wieder mit ihm zusammenarbeitete.
Harmonischer verlief die Zusammenarbeit mit Bud Spencer, der Dario Argento bereits als Drehbuchautor schätzte und – obwohl er zeitgleich Vier Fäuste für ein Halleluja drehte – gerne eine kleine aber feine Rolle in Vier Fliegen auf grauem Samt übernahm. Er spielte den Landstreicher Gottfried, der – nicht völlig unpassend – einfach “Gott“ genannt wurde und für ein wenig Humor inmitten der mörderischen Handlung sorgte. Insgesamt gelang Argento hier eine fast schon perfekt ausbalancierte Mischung aus Thriller, Whodunit und Komödie.
Der Film war nach seinem Kinostart lange “verschollen“ und nur in merkwürdigen Heimkino-Editionen verfügbar. Doch 2016 hat sich Koch Media der Sache angenommen und den Film in einem schönen Mediabook mit einem reich bebilderten Text von Paul Poet auf Blu-ray (103:16 min) und DVD (99:02 min) herausgebracht. Die Bildqualität schwankt von passabel bis sehr gut, da der Film aus verschiedenen Fassungen von unterschiedlicher Güte zusammengeschnitten wurde.
Unter den vielen Extras der Mediabook-Edition begeistert vor allem ein spielfilmlanger Bericht über die Entstehung des Films. In “Der Fall der vier Fliegen“ (92:45 min) kommen zwar auch Dario Argento und Bud Spencer zu Wort, doch hauptsächlich ist es Co-Drehbuchautor Luigi Cozzi (“Star Crash“, “Die Abenteuer des Herkules“), der sich wortgewaltig an die Entstehungsgeschichte des Films erinnert. Ein schönes Spezial ist aber auch eine eloquent vorgetragene Analyse des Filmkritikers Antonio Tentori, der in “Autopsie einer Fliege“ (28:30 min) Bezüge zu weiteren Meilensteinen des italienischen Kinos herstellt. Als weiteres Bonusmaterial gibt es noch diverse Trailer und eine Galerie mit 88 Bildern, Plakaten und sonstigen Werbematerialien.
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