Drei Jahre nachdem er seine skurrilen Erlebnisse am Rockzipfel von Gérard Depardieu ziemlich mitreißend dokumentierte, kehrt Mathieu Sapin zur politischen Comic-Berichterstattung zurück. Zuvor hatte er in Campagne présidentielle François Hollande bei seinem Wahlkampf begleitet.
Wenn ich Sapins neues Werk richtig deute, ist Comédie Française ein wild wucherndes Nebenprodukt, das entstanden ist, weil es dem Zeichner nicht gelungen ist, Comic-Hofberichterstatter von Emmanuel Macron zu werden.
Stattdessen tischt er uns recht ausführlich die Biografie von Jean Baptiste Racine auf, der seine erfolgreiche Karriere als Autor von Tragödien aufgab, um Königlicher Chronist von Ludwig XIV. zu werden. Sapin hat sich recherche-mäßig voll reingekniet.
Doch seine Versuche Humor zu erzeugen, indem er unterstellt, es hätte bereits im 17. Jahrhundert Internet und TV-Berichterstattung gegeben, wirken etwas gequält. In dieselbe Schublade gehörten die wie Fremdkörper wirkenden Anekdoten von den Dreharbeiten zu Sapins ersten Spielfilm Le Poulain. Großes Kino sieht anders aus.
Doch wenn er das liefert, was die meisten Leser von ihm erwarten, ist Sapin großartig. In krakeligen Bildern vermittelt er intime Eindrücke von kurzen Begegnungen mit der „First Lady“ Brigitte Macron oder dem frischgebackenen Präsidenten, der mehr Interesse an Depardieus Telefonnummer als an Sapins Comics hat.
Höhepunkt ist die Schilderung einer von Macrons “grand débats“, die sich vor dem Hintergrund der Gelbwesten-Aufstände bis in die Morgenstunden zieht. Hier wirken die scheinbar direkt vor Ort entstandenen Zeichnungen so lebendig, dass der Leser glaubt dabei zu sein. Mit sehr viel weniger Racine wäre Comédie Française ein Meisterwerk geworden.
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