Mit dem Schweden Alexander Skarsgård wurde ein neuer Kino-Tarzan gekrönt, der die Liane von Johnny Weissmüller, Lex Barker und Christopher Lambert übernahm. Bei seinem ersten Leinwand-Auftritt trägt er jedoch keinen Lendenschurz, sondern stellt sich in London voll bekleidet als John Clayton III, Lord Greystoke vor. Das ist ganz im Sinne vom Tarzan-Schöpfer Edgar Rice Burroughs, der den Herrn des Dschungels als jemanden beschrieb, der sich auch in der englischen Oberschicht behauptet, denn wahrer Adel setzt sich durch, selbst wenn Affen als Eltern-Ersatz dienten.
So weit, so werkgetreu, doch das Drehbuch zum neuen, vom Harry Potter-Regisseur David Yeates inszenierten Film, lässt Tarzan in einer Zeit agieren, als Edgar Rice Burroughs noch ein kleiner Junge war. Während dessen Tarzan seine ersten literarischen Abenteuer kurz vor dem Ersten Weltkrieg erlebte, ist der neue Kino-Dschungelfürst bereits knapp 30 Jahre früher aktiv und engagiert sich handgreiflich gegen belgische Kolonisten, die in seiner alten afrikanischen Heimat die Sklaverei wieder eingeführt haben. Nicht ungern verlässt er seinen englischen Adelssitz, ist aber nicht eben froh darüber, dass ihn seine eigensinnig Gemahlin Jane (Margot Robbie, die Harley Quinn aus der DC-Comicverfilmung Suicide Squad) mit in den Dschungel begleitet…
Bemerkenswert an Legend of Tarzan ist, dass zwei tatsächlich existierende Charaktere eine wichtige Rolle spielen und beiden von Quentin-Tarantino-Stammschauspieler verkörpert werden. Samuel L. Jackson ist als US-Politiker George Williams Washington zu sehen, der Tarzan bittet ihn in den Kongo zu begleiten. Dort bekommen sie es mit dem belgischen Offizier Léon Rom zu tun, den Christoph Walz mit geballter Bösartigkeit auf die Leinwand zaubert.
Trotz seines Budgets von 180 Millionen Dollar ist Legend of Tarzan immer wieder anzusehen, dass hier häufiger Computeranimationen als echte Landschaften und Tiere zum Einsatz kamen. Die halbwegs ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus will nicht immer so recht zu der naiven (aber werkgetreuen) Abenteuerlichkeit der Geschichte passen. Doch die durch die Bank guten Darsteller reißen eine Menge raus und manchen den Film zu einer insgesamt recht erfreulichen Wiederbegegnung mit Tarzan.
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