1965 stellte DC mit Hans von Hammer ziemlich überraschend einen an den “Roten Baron“ Manfred von Richthofen erinnernden adligen deutschen Jagdflieger des Ersten Weltkriegs ins Zentrum der Comic-Reihe Enemy Ace. Die von Robert Kanigher geschriebene Serie wurde kunstvoll von Joe Kubert in Szene gesetzt, der durch Comics wie Sgt. Rock Erfahrung mit Kriegs-Szenarios hatte.
Enemy Ace wurde kein dauerhafter Erfolg, doch ganz fallen (bzw. abstürzen) ließ DC Hans von Hammer nicht. So erzählte George Pratt 1990 in Enemy Ace: War Idyll (die deutsche Veröffentlichung erschien bei Carlsen unter dem Titel Der rote Baron) von einem stark gealterten von Hammer, der in einem deutschen Sanatorium Besuch von Journalisten erhält.
Von Hammer erkennt am Gesichtsausdruck des Mannes, dass dieser auch im Krieg war. Der Vietnam-Veteran erhofft, dass von Hammer ihm bei der Bewältigung seiner traumatischen Erinnerungen helfen kann.
Die teilweise fast schon surrealen Panel-Gemälde von George Pratt vermitteln die Schrecken des Krieges noch eindringlicher als die realistischen Zeichnungen von Joe Kubert.
Auch der Ire Garth Ennis (Preacher, Hellblazer), der ein großes Faible für War Stories und ganz besonders für die Kampfflugzeuge des Zweiten Weltkriegs hat, erzählte 2001 in der zweiteiligen Serie Enemy Ace: War in Heaven von einem stark gereiften Hans von Hammer.
Am Anfang der Geschichte hat sich dieser auf seine Burg in Bayern zurückgezogen. Doch 1942 erhält er Besuch von seinem alten Kameraden Peter Stalschmidt (kein Schreibfehler), der von Hammer überredet, ihn an die Ostfront zu begleiten und die dort kämpfenden jungen Piloten auszubilden.
Von Hammer landet mit seinem knallroten bemalten Jagdflugzeug auf einem 50 Meilen vor Stalingrad gelegenen Flugplatz. Dort macht er sich den überzeugten Nazi Hauptmann Engels zum Feind, nachdem er es ablehnt hat, auf dem Heckflügel seiner Maschine ein Hakenkreuz zu platzieren. Als von Hammer über Stalingrad abgeschossen wird, erlebt hautnah das durch die deutschen Angriffe verursachte Leid der Zivilbevölkerung.
Vollends zu einem Gegner des Nationalsozialismus wird von Hammer, nachdem er 1945 erneut in einem Luftkampf unterliegt und mit seinem Fallschirm im Konzentrationslager Dachau landet und mit dem dort herrschenden Grauen konfrontiert wird.
Die Freude, die er beim Steuern eines (natürlich rot lackierten) Kampfjets vom Typ Me 62 empfindet, verschwindet komplett. Er kapituliert nicht nur geistig, sondern Von Hammer ergibt sich der US-Truppe von Sgt. Rock und zerstört zuvor noch die Jets seiner Truppe.
Innerhalb der Geschichte spielt auch jener mystische schwarze Wolf eine Rolle, der von Hammer immer wieder erscheint und ihn diesmal in Stalingrad vor russischen Soldaten rettet. Doch auch dank der sehr realistischen Zeichnungen von Chris Weston und Russ Heath, aber vor allem durch seine sorgfältig recherchierte Geschichte, gelang Ennis mit Enemy Ace: War in Heaven ein weiterer erstaunlich anspruchsvoller Kriegs-Comic.
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