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Barbara Yelin: Die Giehse

Therese Giehse war wahrscheinlich die beste deutschsprachige Schauspielerin ihrer Zeit. Sie war 1941 die erste Darstellerin, die Bertold Brechts Mutter Courage verkörperte und brachte zwanzig Jahre später Friedrich Dürrenmatt dazu, in seinem Stück Die Physiker dem Leiter der Irrenanstalt in einen von ihr gespielten weiblichen Charakter umzuändern.

Die Giese spielte Theater in schwierigen – oder wie sie es nannte “verdooften“ – Zeiten. Anfang 1933 war sie als jüdische, lesbische und linksstehende Frau gezwungen zu immigrieren, obwohl Adolf Hitler sie kurz zuvor als „völkische Künstlerin, wie man sie nur in Deutschland findet“ bezeichnet hatte. In der “neutralen“ Schweiz wurde es ihr und anderen Immigrierten sehr schwer gemacht, weiterhin in gesellschaftskritischen Theaterstücken oder beim politischen Kabarett aufzutreten.

Die Giese war von 1926 bis 1933 Mitglied des Ensembles der Münchner Kammerspiele und trat dort auch in der Nachkriegszeit auf. Das Theater bat Barbara Yelin (Gift, Irmina, Emmie Arbel) darum, eine Comicbiografie von Therese Giehse zu schreiben und zu zeichnen. Dabei stellte die Comickünstlerin fest, dass nur sehr wenig über Gieses Privatleben und ihre Beziehungen zu Erika Mann oder Marianne Hoppe bekannt war.

Yelin begann zu recherchieren und fand in Interviews und Briefen einige interessante Textestellen, die sie als schwarzunterlegte Texttafeln in die Comicbiografie einfließen ließ. Diese Giese-Zitate, wie “Ich bin ein alleiniger Mensch“ oder “Man lebt wahrscheinlich als denkender Mensch in jeder Zeit ungern“, sind die Höhepunkte der dreißigseitigen Graphic Novel, die Yelin in einem teilweise fast schon abstrakten Stil mitreißend zu Papier gebracht hat.

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