Genau wie seine Roman Colorado Kid und Später hat Stephen King in den USA auch Joyland zunächst in der Reihe Hard Case Crime als billiges Paperback mit bewusst trashig gehaltenen Cover (siehe unten) veröffentlicht. Erst zwei Wochen später folgte dann die doppelt so teure Hardcover-Ausgabe.
Joyland wirkt ein wenig wie ein locker zusammen gezimmertes Gegenstück zu Kings einem Jahr zuvor erschienenen (ge)wichtigen Werk Der Anschlag. Hier lud er den Leser zu einer detailliert ausgearbeiteten Zeitreise in die gar nicht so glorreichen 50er- und 60er-Jahre ein und ließ seinen Protagonisten gar versuchen das Attentat auf John F. Kennedy zu verhindern. Joyland hingegen spielt zwar in den 70er-Jahren, doch dies in erster Linie weil es seinerzeit in den USA noch Freizeitparks gab, die weniger perfekt als Disneyland waren und hinter deren bunter Fassade durchaus das pure Grauen lauern konnte.
Das Buch ist eine nahezu perfekt abgeschmeckte Mischung aus Love-, Crime und Ghost-Story. Für zusätzliche Faszination sorgte der Background eines ums Überleben kämpfenden Vergnügungsparks an der Küste von North Carolina. Hauptfigur ist der etwas naive noch jungfräuliche Student Devin Jones, der im Sommer 1973 einen Ferienjob im Joyland antritt, auch um darüber hinwegzukommen, dass ihm seine erste große Liebe Wendy langsam aber sicher den Laufpass gibt.
Auf andere Gedanken kommt Devin auch dadurch, dass im Vergnügungspark der Geist einer dort ermordeten jungen Frau in der – wie originell! – Geisterbahn herumspukt. Dieser Teil der Geschichte inklusive der Entlarvung des Serial Killers ist King nur bedingt originell geraten. Sehr viel überzeugender gelang King der Einblick in dem Alltag eines Freizeitparks, inklusive der Beschreibung der Schwierigkeiten bei Bullenhitze zur Belustigung der Kinder im Hundekostüm herumzutanzen.
Richtig mitreißend schildert Stephen King, der nicht nur ein Spezialist für Horror sondern auch für das Zwischenmenschlich ist, Devins sich langsam aufbauende Liebesgeschichte zur 10 Jahre älteren Annie, der alleinerziehenden Mutter eines schwerbehinderten Jungen. Hier (Vorsicht Spoiler!) gibt es zwar kein Happy End aber dafür wird die Erkenntnis vermittelt, dass jeder einzelne glückliche Tag zählt um uns Licht für die Schattenseiten des Lebens zu spenden.