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Ronald Putzker: Zehn Punkte für Uganda

Ende des letzten Jahrtausends war der Wiener Ronald Putzker qualitativ und quantitativ mit Serien wie Anna Stein oder Alben wie Einsam stirbt Kolumbus in der deutschsprachigen Comiclandschaft sehr stark vertreten. Ich hoffe, ich tue ihm nicht unrecht, wenn ich das Album Zehn Punkte für Uganda als sein Comic-Comeback bezeichne.

Die vom auch als Kabarettautor tätigen Ferdinand Rieder geschriebene Geschichte spielt im Sommer 1985 im österreichischen Weinviertel, bietet viel Lokalkolorit, enthält aber auch ein Stück globale Historie. Hauptfigur ist der noch nicht ganz erwachsene Student Stefan Pribil, der auf dem Fußballplatz seines Heimatortes Unterolberndorf ein Rockkonzert mit Ostbahn-Kurti & Die Chefpartie veranstalten möchte.

Wie es der Zufall so will, zeichnete Ronald Putzker 1978 für diese Band nicht nur das Cover für die LP Liagn & Lochn, sondern auch eine Comicbeilage dazu. Doch zurück zu Stefan Pribil. Dieser leiht sich für das Konzert Geld bei der Wiener Halbweltgröße Charly. Als der Auftritt der Dialekt-Rocker wegen Regen abgesagt werden muss, gerät Stefan in große Schwierigkeiten…  

Der Comic handelt aber auch vom Afrikaner Ben, den es nach Unterolberndorf verschlagen hat. Genau wie Stefan interessiert sich Ben sowohl für Fußball als auch für die äußerst attraktive Monika. Doch die Weltgeschichte verhindert ein Eifersuchtsdrama, denn Ben organisiert im Hinterzimmer des Gasthauses zum Grünen Jäger ein Trefen, das nicht ohne weitreichende Folgen blieb.

Im Wirtshaus stellt er zusammen mit einigen Männern, die genau wie er vor Idi Amin aus Uganda geflüchtet sind, ein “10-Punkte-Programm“ zur Wiederherstellung der dortigen Demokratie auf. Zu dieser Gruppe gehört auch Yoweri Museveni, der 1986 zum Präsidenten von Uganda wurde (und leider auch nicht sehr viel demokratischer als sein Vorgänger agierte).

Zehn Punkte für Uganda vermittelt sehr gut die damalige Atmosphäre, auch weil der Comic durch Putkers ausgereiften Retrostil fast so wirkt, als wäre er 1985 entstanden ist. Ferdinand Rieders Geschichte funktioniert sowohl auf der zwischenmenschlichen als auch auf der politischen Ebene und ein achtseitiger, äußerst informativer Anhang vertieft die anregende Lektüre.

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