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Thomas Mann – 1949: Rückkehr in eine fremde Heimat

Julian Voloj schrieb gut recherchierte Comic-Biografien über Marlene Dietrich, den Batman-Co-Schöpfer Bill Finger, den Ausnahmekünstler Jean-Michel Basquiat, den Erfolgs-Fußballer Oskar Rohr, die Schachlegende Bobby Fischer und die Freiheitsstatue.

Im Zentrum seines jüngsten Werks steht der Schriftsteller Thomas Mann und dessen erster Aufenthalt in Deutschland nach sechszehnjährigem Exil. Vom 24. Juli bis zum 3. August 1949 besuchten Mann und seine Ehefrau Katie die ihnen fremdgewordene Heimat. Thomas Mann nahm In West- und auch in Ostdeutschland Goethe-Preise entgegen.

Diese Auszeichnungen waren nicht unumstritten. In Frankfurt am Main wurde er von unverbesserlichen Nazis als „Deutschlandhasser“ angefeindet, und in Weimar hielten ihn einige SED-Funktionäre für einen „Knecht der Wallstreet“. In den USA, seiner damaligen Heimat, landete er wegen seines Besuchs in Ostdeutschland auf der Liste für “unamerikanische Umtriebe“.

Mit Unterstützung des Literaturwissenschaftlers Friedhelm Marx beschreibt Julian Voloj detailreich jene Reise, die die Manns auch nach München, Nürnberg und Bayreuth führte. Außerdem werden durch sinnvoll eingesetzte Rückblenden interessante Zusammenhänge hergestellt.

Es ist interessant zu erfahren, dass sich während der Nürnberger Prozesse der britische Chefankläger Sir Hartley Shawcross bei seinem Schlussplädoyer, in der Gegenwart von Thomas Manns Tochter Erika auf Goethe bezogen hat. Doch sein Zitat stammt gar nicht vom Dichterfürsten, sondern Thomas Mann hatte es Goethe in seinem Roman Lotte in Weimar in den Mund gelegt, natürlich “streng in dessen Geist konzipiert“.

Es wird gezeigt, wie Klaus Mann, kurz vor der Deutschland-Reise seiner Eltern, als Soldat der U. S. Army in München jenes Haus besucht, in dem er aufgewachsen ist. Er findet heraus, dass dort SS-Soldaten vom Lebensborn e. V. mit blonden Frauen zusammengebracht wurden. Im Comic erklärte Klaus Mann seinen US-Kameraden: “They turned our Home in an Aryan Baby Factory.“ Kurz danach nahm sich Klaus Mann das Leben. Seine Eltern entschieden sich dagegen, jene Villa zu besuchen, in der sie fast 20 Jahre gelebt haben.

In Plauen wird kurz erinnert an die Karikaturen von e. o. plauen, des Schöpfers von Vater und Sohn. In der dortigen Gaststätte gibt es kein Gäste- sondern nur ein Beschwerdebuch. Thomas schrieb hinein, dass er “vergeblich über Beschwerden nachgedacht hat“ und bittet dafür um Entschuldigung. Von derartigen Details und Querverweisen wimmelt es nur so in dieser faszinierenden Reisebeschreibung. Magdalena Adomeit hat ihre Zeichnungen zwar etwas arg blass koloriert, doch dem Lesefluss hat dies nicht geschadet.

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