Recht viel Aufsehen erregte 2014 die von Gaby von Borstel (Textbearbeitung) und Peter Eickmeyer (Bilder) realisierte Adaption von Erich Maria Remarques Roman Im Westen nichts Neues. Auch bei seinem neuen Werk beruft sich das Duo wieder auf Remarque. Der Titel Liebe Deinen Nächsten bezieht sich auf einen 1941 erschienenen Roman über Emigranten, den Remarque, der genau wie die Protagonisten des Buchs vor den Nazis fliehen musste, im Exil verfasste.
In ihrem Buch Liebe Deinen Nächsten verarbeiten Eickmeyer und von Borstel die Eindrücke, die sie im Sommer 2016 gewonnen haben, als sie drei Wochen an Bord des Rettungsschiffs MS Aquarius verbracht haben. Sie erlebten mit wie hunderte von Flüchtlingen, die versuchten das Mittelmeer mit nicht hochseetüchtigen Booten zu durchqueren, gerettet werden konnten.
Die erste Hälfte des Buchs beschreibt ein wenig zu ausführlich Ausstattung und Besatzung der MS Aquarius. Doch dann wechselt Stil und Tonart der Erzählung. Ursprünglich plante Eickmeyer das gesamte Buch mit nachträglich am Computer kolorierten Tuschebildern zu illustrieren. Doch dann fand er, dass der Computer eine Distanz schuf, “die ab der ersten Rettung nicht mehr da war“. Daher hat von da ab nur noch von Hand gemalt.
In der Tat wirkt dieser Teil des Buchs sehr viel lebendiger, doch manchmal kommt schon die Frage auf, ob es wirklich nötig war einige von Eickmeyers Bilder riesengroß auf Doppelseiten abzubilden. “Liebe Deinen Nächsten“ ist eher ein Bilderbuch oder eine Bildreportage als ein Comic. Anstatt Sprechblasen gibt es teilweise recht ausführliche Hintergrundinformationen zu den geretteten Menschen und Reflektionen darüber, ob wir wirklich plötzlich einer Flüchtlingskrise ausgesetzt sind.
Insgesamt gelang von Borstel und Eickmeyer eine interessante Mischung aus selbst erlebten, von Fremden erzählten und hochgerechneten Elementen. Abschließend sei noch angemerkt, dass pro verkauftem Exemplar von Liebe Deinen Nächsten 1 Euro an SOS Méditerranée geht. Diese Organisation betreibt die MS Aquarius.