Ende der 50er Jahre (er)fand Walt Disney eher zufällig eins seiner Erfolgsrezepte. Während der ambitionierte farbige Großfilm Darby O’Gill and the Little People (Das Geheimnis der verwunschene Höhle mit dem noch völlig unbekannten Sean Connery) an der Kinokasse kläglich scheiterte, räumte eine Billigproduktion gewaltig ab.
Der von Disney eher nebenbei produzierte schwarzweiße Streifen The Shaggy Dog (Der unheimliche Zotti) basierte auf der Geschichte Der Hund von Florenz vom Bambi-Schöpfer Felix Salten). Der Film erzählt vom Jungen Wilby Daniels, der sich in einen Hund verwandelt und seinen von Fred MacMurray verkörperten Vater ganz schön in die Verzweiflung treibt.
Disney kam also buchstäblich auf den Hund, ließ weitere Filme dieser Art wie Flubber (Der fliegende Pauker, wieder mit Fred MacMurray ) oder The Love Bug (Ein toller Käfer) folgen, drehte auch noch Fortsetzungen und Remakes dieser Stoffe und hatte damit teilweise größeren Erfolg als mit den Zeichentrickfilmen.
So entstand 1976 mit Shaggy D. A. (Zotti das Urvieh) eine Fortsetzung, in der ein mittlerweile erwachsen gewordener Wilby Daniels (Dean Jones, der in zahlreichen derartigen Disney-Komödien wie Ein toller Käfer mitspielte) politische Ambitionen hat, sich aber auch noch immer mal wieder in einen zotteligen Hund verwandelt.
Basierend auf beiden Shaggy / Zotti-Filmen entstand 2006 mit Shaggy Dog – Hör mal wer da bellt ein Remake, in dem Tim Allen nicht nur die Hauptrolle spielte (und sich als gestresster Anwalt und Familienvater in einen zotteligen Hund verwandelt), sondern den Film auch produzierte und sich zu den vier (!) weiteren Drehbuchautoren gesellte. Das Resultat ist eine Art tricktechnisch upgedatete Hochglanzversion jener seinerzeit oft etwas geizig produzierten Disney-Realfilme.
Shaggy Dog – Hör mal wer da bellt überrascht durch einige prominente Co-Stars wie Danny Glover oder den späteren Iron ManRobert Downey Jr., dem es ganz offensichtlich Spaß macht ausgelassen herumzukaspern. Die Gags in Shaggy Dog (und auch Tim Allen) mögen manchmal etwas albern sein, aber insgesamt unterhält der Film ganz passabel und kann auch durchaus ohne die ganze Familie geguckt werden.
1968 wurde der Realfilm Ein toller Käfer zu einem gewaltigen Erfolg für die Walt Disney Company. Der im Original sehr viel passender The Love Bug betitelte Film erzählt die vergnügliche und skurrile Geschichte vom hässlichen kleinen VW-Rennauto Herbie mit der Nummer 53, das den erfolglosen Rennfahrer Jim Douglas (Dean Jones) zu Ruhm und Herzensglück verhilft.
Für den Film spricht auch seine sympathische Besetzung. Hauptdarsteller Dean Jones war so etwas wie Walt Disneys Leading Man und auch in Produktionen wie Zotti das Urviech oder Käpt’n Blackbeards Spuk-Kaschemme mit Peter Ustinov zu sehen. Die Schurkenrolle übernahm der aus den Disney-Filmen Mary Poppinsund Die tollkühne Hexe in ihrem fliegenden Bett bekannte britische Darsteller David Tomlinson, während die auch als Sängerin aktive Michele Lee in der weibliche Hauptrolle eine gute Figur machte.
Eine Klasse für sich ist Buddy Hackett als Jims bester Kumpel Ted Steinmetz. Der rundliche Komiker spielt, passend zum Handlungsort San Francisco, dessen Hippie-Bewohner im Film sanft veralbert werden, einen esoterisch angehauchten Automechaniker. Dieser lebt in einem alten Spritzenhaus, meditiert viel, war bereits in Tibet, bastelt Skulpturen aus Schrottteilen und setzt sein Schweißgerät zum Kochen von Irish Coffee ein. Hackett wird in der deutschen Fassung von Klaus Havenstein gesprochen, genau wie King Louie in Das Dschungelbuch.
Gemälde von Peter Ellenshaw
Obwohl Ein toller Käfer in der damaligen Gegenwart spielt, hat die Handlung etwas märchenhaftes. Dies liegt ganz sicher auch daran, dass nicht immer an Originalschauplätzen gedreht wurde, sondern, wie bereits in Disneys ersten Realfilm Die Schatzinsel, oftmals Gemälde des großen britischen Künstlers Peter Ellenshaw mit im Studio gedrehten Aufnahmen kombiniert wurden.
Gemälde von Peter Ellenshaw
Ein toller Käfer kann auch als Reflektion darüber verstanden werden, dass Autos das Leben vieler Menschen dominieren und ist so etwas wie der freundliche Bruder von Stephen Kings Christine. 1968 waren nur 2001: Odyssee im Weltraum und Funny Girl mit Barbra Streisand erfolgreicher an den Kinokassen, was natürlich Folgen hatte. So entstand in Deutschland die fünfteilige Plagiatsreihe um den ADAC-gelben Wunderkäfer Dudu.
Mit Herbie groß in Fahrt kam 1973 die erste der deutlich schwächeren offiziellen Fortsetzung in die Kinos. Ken Berry, der später auch in der Disney-Komödie Die Katze aus dem Weltraum die Hauptrolle spielte, war ein schwacher Ersatz für den smarten Dean Jones. Die restliche Besetzung kann sich jedoch sehen lassen, vor allem Stefanie Powers – bekannt aus der TV-Serie Hart aber herzlich – als resolute Krankenschwester.
Helen Hayes, die einen Oscar für Airport erhielt, war als Tante von Tennessee Steinmetz zu sehen, die zusammen mit Herbie dafür kämpft, dass das Spritzenhaus nicht abgerissen wird. Der Schurke im Spiel ist der Spekulant Alonzo Hawk, den Keenan Wynn bereits in den beiden Disney-Filmen um den “fliegenden Pauker“ spielte.
1976 kehrte Dean Jones als Jim Douglas in Der tolle Käfer in der Rallye Monte Carlo auf die Leinwand zurück. Wie der Titel andeutet erzählt der Film davon, wie Herbie an einem Autorennen in Europa teilnimmt. Dabei verliebt er sich in einen Lancia namens Giselle, dessen Fahrerin Diane Darcy (Julie Sommars) wiederum Jim Douglas recht gut gefällt. Hinzu kommt noch ein gestohlener Diamant, den die Diebe in Herbies Tank versteckt haben. Genug Stoff also für halbwegs vergnügliche 105 Minuten.
1980 schließlich entstand mit Herbie dreht durch (1980) erst einmal die letzte und mit Abstand schwächste Kino-Fortsetzung. Die unnötig kompliziert Geschichte erzählt von einem Inka-Schatz und zwei jungen Männern, die Herbie geerbt haben. Der Film spielt in Mexiko, Panama und großteils auf einem Kreuzfahrt-Schiff. Aus dem blassen Ensemble ragen einzig die beiden Mel-Brooks Darsteller Cloris Leachman (“Frau Blücher“ aus Frankenstein Junior) und Harvey Korman (“Hedley Lamarr“ aus Der wilde, wilde Westen) hervor, die für eine gewisse „gehobene Albernheit“ sorgen.
Dean Jones war danach der Star einer fünfteiligen TV-Serie namens Herbie, the Love Bug, die 1982 ausgestrahlt wurde. Hier betrieb Jim Douglas zusammen mit Herbie eine Fahrschule und eroberte mit Hilfe seines tollen Käfers das Herz einer alleinerziehenden Mutter. 1997 spielte Tanz der Teufel-Star Bruce Campbell die Hauptrolle im TV-Film Ein toller Käfer kehrt zurück, in dem auch Dean Jones einen Gastauftritt als Jim Douglas absolvierte.
Bruce Campbell und Alexandra Wentworth in „Ein toller Käfer kehrt zurück“
2005 entstand mit Herbie: Fully Loaded – Ein toller Käfer startet durch eine recht interessante Fortsetzung. Herbies mimische Fähigkeiten haben sich zwar durch digitale Hilfe etwas gesteigert, doch ansonsten ist das kleine wackere Auto immer noch darum bemüht, Außenseitern zum Erfolg zu verhelfen. Diesmal ist Maggie Peyton die Glückliche. Zunächst ist die Teenagerin gar nicht so erfreut, als sie von ihrem Vater nicht mehr als einen rostigen VW-Käfer zum Highschool-Abschluss erhält. Doch plötzlich rückt Maggies Traum erfolgreich an einem NASCAR-Rennen teilzunehmen in greifbare Nähe.
Die Hauptrolle spielt die frisch fröhliche Lindsay Lohan, die bereits in den Remakes der Disney-Filme The Parent Trap (Ein Zwilling kommt selten allein) und Freaky Friday zu sehen war. In recht ergiebigen Nebenrollen sind Michael Keaton als Maggies Vater und Matt Dillon als schmieriger Rennfahrer zu sehen. Das Resultat kann sich durchaus sehen lassen, denn es geht respektvoll mit der Vorlage um und belegt in der Hitliste aller Herbie-Filme einen hervorragenden zweiten Platz.
Einen hübschen Nebeneffekt hatte Herbie: Fully Loaded. Zum Erfolg von Ein toller Käfer trug 1968 auch die schwungvolle Musik von Disneys Dschungelbuch-Komponisten George Bruns bei. Diese wurde jedoch nie auf einen Tonträger gepresst. Als halbwegs passabler Ersatz dienen zwei Remixe dieser Melodie von The Blacksmoke Organisation, die sich auf dem Soundtrack von Herbie: Fully Loaded befinden.