Das nicht mehr ganz junge Waisenkind Hank Kipple ist ziemlich hartgesotten und hat nicht allzu viel Illusionen bezüglich seiner Zukunft. Doch dann wird er völlig überraschend vom wohlhabenden Jack Danner adoptiert. Recht schnell findet Hank heraus, dass sein neuer Stiefvater nachts kostümiert als Hawk-Owl auf den Straßen von Chicago für Recht und Ordnung sorgt. Nach einigen Irrungen und Wirrungen wird Hank zu Hawk-Owls Assistent Woody.
Wer das Titelbild und die weiteren ebenso gelungenen Cover dieser Miniserie betrachtet, denkt unweigerlich ein weiteres Abenteuer mit Batman und Robin vor sich zu haben. Doch es handelt sich um einen Beitrag aus Marvels wildwuchernden “Ultimativen Universum“. Hier startete Brian Michael Bendis im Oktober 2000 mit so großem Erfolg eine neue zeitgemäßer Version von Spider-Man, dass schon recht bald Die Utimativen X-Men, Die ultimativen Fantastischen Vier und dann auch noch The Avengers als Die Ultimativen folgten.
Dem TV-Autor und Comic-Fan Ron Zimmerman und dem britischen Zeichner Duncan Fegredo (MPH – Schnelle Pillen, Hellboy) gelang eine erfrischende Superhelden-Geschichte, deren ersten sechs Hefte dieser Sammelband enthält. Schon recht bald hat der Leser den kratzbürstigen Hank und die zahlreichen skurrilen Nebenfiguren wie den glücklosen Rektor Jones oder Danners Faktotum Daniel Tolivier (der nach der Ultimate-Version von Nick Fury ebenfalls sehr an Samuel L. Jackson erinnert) ins Herz geschlossen.
Doch nach drei vielversprechenden Heften passiert dann das wohl Unvermeidliche und das Marvel-Universum hat unsere Helden wieder: Hawk-Owl und Woody treffen auf Die Ultimativen, und von da an ist die Serie nur noch bedingt ultimativ.
In dieser aus fünf Heften bestehenden Geschichte erzählt Mark Millar vom Kleinkriminellen Roscoe, der nicht völlig zu Unrecht im Knast landet. Dort macht er Bekanntschaft mit der Droge MPH und ist plötzlich in der Lage sich unglaublich schnell zu bewegen.
Roscoe nutzt diese Fähigkeit nicht nur um aus dem Gefängnis zu entkommen, sondern beginnt damit sich gemeinsam mit seiner Freundin Rosa und seinem Kumpel Chevy in Windeseile ein Vermögen zusammen zu rauben, solange der Pillen-Vorrat reicht…
Mark Millars Comicgeschichten wie Wanted, Kick-Ass, Kingsman – The Secret Service oder Jupiter’s Legacy nehmen oftmals epische Dimensionen an. Für seine Verhältnisse ist MPH (Abkürzung für „miles per hour“) eher eine kleine Fingerübung in Sachen Supergeschwindigkeit. Doch die 100-seitige Geschichte kommt komplett mit einer solide geerdeten originellen Origin, reichlich rasanter Action und einem wohlüberlegen überraschenden Ende daher. Es ist auch daher kein Wunder, das es nur noch eine Frage ist, bis auch aus diesem Comic von Mark Millar ein Kinofilm wird.
Das sehr solide und – thematisch passend – etwas nervös hingehauen wirkende Artwork stammt diesmal vom britischen Hellboy-Zeichner Duncan Fegredo (Ultimative Abenteuer). Auch dessen, die Hochgeschwindigkeit sehr gut simulierenden, knallbunten Cover zu den fünf MPH-Heften können sich sehen lassen.
Cover von Jock
Abgerundet wird dieser Panini-Sammelband noch durch die Beigabe von fünf Variant-Covern, wobei einmal mehr das von Jock am gelungensten ist.
Sheldon Sampson hat während der Weltwirtschaftskrise sein Vermögen verloren und bricht 1932 zu einer mysteriösen Insel auf. Mit dabei sind sein Bruder Walter und seine spätere Ehefrau Grace. AchtzigJahre später steht das Trio an der Spitze einer mächtigen Gruppe von Superhelden. Walter versucht seine Kräfte dazu einsetzen, um die sich in einer Krise befindenden USA politisch und wirtschaftlich zu reformieren. Doch der patriotische Sheldon will sich nicht in die inneren Angelegenheiten seines Landes einmischen und verrichtet stur seinen Job als Superheld Utopian. Der Konflikt eskaliert und hat gewaltige Auswirkungen auf das Leben von Sheldons sehr unterschiedlich veranlagten Kindern Cloe und Brandon.
Mit Jupiter’s Legacy gelang dem Schotten Mark Millar nach den erfolgreich verfilmten Comic-Reihen Wanted, Kick-Ass und Kingsman – The Secret Service einmal mehr eine sehr ungewöhnliche Geschichte über speziell begabte Menschen. Die Mischung aus Familientragödie, Superhelden-Epos und Polit-Thriller funktioniert bestens.
Die in diesem Panini-Sammelband enthaltenen ersten fünf Hefte erzeugen in vielerlei Hinsicht Spannung auf den weiteren Verlauf der Serie. Der Sammelband endet mit einem gewaltigen Cliffhanger, hüllt sich aber auch bezüglich der Ereignisse, die Anno 1932 auf der geheimnisvollen Insel geschehen sind, in ziemliches Schweigen.
Qualität hat nicht nur ihren Preis, sondern braucht auch ihre Zeit. Zwischen der Veröffentlichung, der ersten fünf Hefte von Jupiter’s Legacy verging ein Zeitraum von fast zwei Jahren. Die Akribie mit der, der genau wie Mark Millar in Glasgow lebende, Frank Quitely (All Star Superman) gearbeitet hat, ist jedem der meist sehr breiten Panels deutlich anzusehen. Die auch von Quitely getuschten Zeichnungen sehen einmal mehr eher “europäisch“ als “amerikanisch“ aus.
Mark Millar ist nicht nur Texter, sondern auch Herausgeber der unter seinem Label Millarworld bei Image erscheinenden Serie. Er hat sich dazu entschlossen mit der Fortsetzung erst an den Start zu gehen, wenn die nächsten fünf Hefte fertiggestellt sind. Stattdessen brachte er im Monatstakt die 12-teilige Ableger-Serie Jupiter’s Circleheraus, die von mehreren Zeichnern wie Wilfredo Torres oder Davide Gianfelice. gezeichnet wurde und im Jahre 1959 spielt.
Variant-Cover von Jock
Abschließend sollte Panini noch dafür gelobt werden, dass der Jupiter’s Legacy Band nicht nur die ersten fünf Hefte enthält, sondern auch noch die – wie immer in der Millarworld – graphisch sehr interessanten Variant-Cover enthält, die von hochklassigen Comic-Künstlern wie Bryan Hitch, Dave Johnson, Phil Noto, John Cassaday, Duncan Fegredo oder Jock stammen.
Hellboy ist schon etwas älter als 20 Jahre. Mike Mignolas erste Zeichnung der beliebten Rothaut mit den abgeschliffenen Hörnern stammt von 1991 und ist natürlich in diesem schönen Buch enthalten. Doch erst zwei Jahre später erschien erstmals eine Comicgeschichte mit Hellboy und 1994 schließlich startete die Serie mit der Story Die Saat der Zerstörung, bei der Mignola beim Texten vom erfahrenen Comic-Künstler John Byrne unterstützt wurde.
Der Bildband Hellboy – Die ersten 20 Jahre feiert das Jubiläum und enthält ausschließlich Illustrationen von Mike Mignola. Dieser dankt jedoch im Vorwort ausdrücklich den Zeichnern Duncan Fegredo und Richard Corben, die „viel getan haben, um Hellboy am Leben zu erhalten“ (über die beiden Kinofilme verliert er hingegen kein Wort). Das Buch enthält nur wenige Comicseiten und erst recht keine kompletten Geschichten, was jedoch nicht weiter schlimm ist, denn an der Serie fasziniert das Artwork stärker als die nicht immer nachvollziehbaren aber sehr atmosphärischen Stories.
Hellboy – Die ersten 20 Jahre präsentiert im A4-Format hauptsächlich ganzseitige Illustrationen, oft Titelbilder ohne störende Texte und immer mal wieder auch die zugehörigen Skizzen oder auch Mignolas schwarzweiße Zeichnungen, deren Detailreichtum manchmal durch Dave Stewards Kolorierung etwas gelitten hat. Die Illustrationen sind chronologisch angeordnet und es fasziniert zu sehen, dass Mignola seinem Stil treu blieb, diesen zugleich aber auch verfeinerte.
Der Illustrator und Charakter-Designer Peter de Sevès (Ice Age) bringt dies in seiner Einleitung sehr gut auf den Punkt: „Wo er früher fünfzig parallele Linien über ein muskulöses Körperteil zog, genügen (jetzt) vier oder fünf schnelle Striche (…) Je mehr Details Mignola beiseite schiebt, desto mehr nehmen seine Zeichnungen eine markante Gestalt an, als ob all die Bestandteile, einschließlich Hellboys narbigem Gesicht in Stein gemeißelt sind.“