Eigentlich befinden sich Oliver und Herr Prudenz, die in einen Notariatsbüro arbeiten, auf einer unspektakulären Dienstreise. Sie sollen im Örtchen Einsiedel ein paar Dokumente abgeben. Doch dann steigen sie in eine seltsame Straßenbahn, und ab geht es in die märchenhafte Welt von Schauimtraum.
Bereits in der Straßenbahn lernt Oliver die reizende Columbine kennen und wird danach zusammen mit ihr immer wieder ein von Fabelwesen bevölkertes Land vor Bedrohungen schützen. In ihrem ersten Abenteuer bekommen es das Pärchen mit dem heimtückischen Riesenvogel Ratzekahl zu tun, der mit seinem an einen Staubsauger erinnernden Schnabel bereits einem Großteil der Einwohner von Schauimtraum den Schädel kahl rasiert hat…
Das klingt eigentlich ganz schön blödsinnig, doch wer sich auf Oliver & Columbine einlässt, wird viel Spaß haben. Die an klassische Disney-Animationsfilme, aber auch an The Wizard of Oz oder Little Nemo, erinnernden Zeichnungen von Daniel Henrotin alias Dany (Interesse?, Ludivine, Die Kriegerinnen von Troy) sind wunderschön und die Hauptfiguren, trotz ihrer zuckersüßen Art, ganz große Sympathieträger.
Die Geschichten stammen von Michel Louis Albert Régnier alias Greg, der ab 1965 Chefredakteur des hauptsächlich Abenteuergeschichten enthaltenen Comicmagazins Tintin war. Inspiriert von einer Straßenbahnfahrt durch die belgische Landschaft schuf er als Gegengewicht zu Dan Cooper, Michel Vaillant oder Andy Morgan die fabelhafte Welt von Oliver & Columbine. Gleich nach der Veröffentlichung des ersten Abenteuers Die wunderbare Odyssee wurde Olivier Rameau, so der Originaltitel, von den Tintin-Lesern 1969 zur viertbeliebtesten Serie des Magazins gewählt.
Die deutschen Leser lernten den Comic mit reichlich Verspätung kennen. 1981 gab es unter dem Titel Oliver Ohnefehl ein einmaliges Gastspiel in einem Sonderheft der Rätselmagazins Rate Mal. Erst in diesem Jahrtausend wurden weitere Bände von Oliver & Columbine veröffentlicht und endlich erscheint beim Stefan Riedl Verlag eine optimal aufgemachte vierbändige Gesamtausgabe.
Bemerkenswert ist, dass das erste Album Die wunderbare Odyssee von der legendären Asterix-Übersetzerin Gudrun Penndorf ins Deutsche übertragen wurde. Bei ihr heißt der Bahnhofsvorsteher Traugott Triller, der Straßenbahnschaffner Lukas Lochzang, der Zwerg mit der Schubkarre Kolossal und die garstigen Trolle sind die Wirrware. Diese belgische Serie hätte auch bei uns zum Klassiker werden kommen, doch dazu kam sie leider viel zu spät zum Abdruck, doch besser spät als nie.
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