Mit seiner achtteiligen Serie Batman: Der weiße Ritter gelang Sean Murphy (American Vampire, Chrononauts) sehr viel mehr, als eine dieser Comic-Reihen, wie Gotham by Gaslight oder Batman: Erde Eins, in denen die Legende des Dunklen Ritters etwas anders als sonst erzählt wurde. Murphy schuf eine aufregende alternative Version des Batman-Kosmos, die vertraute Versatzstücke zu etwas wirklich Neuem zusammenfügte.
Aufhänger der Geschichte war ein nach der Einnahme von Medikamenten plötzlich ungeschminkt und sehr vernünftig auftretender Joker. Dieser nennt sich jetzt Jack Napier (so lautet Jokers bürgerlicher Name in Tim Burtons ersten Batman-Film) und ist zum Politiker mutiert. Nicht grundlos beschuldigt er Batman bei seinen brachial geführten Kämpfen gegen Verbrecher nur die Interessen des Großkapitals zu vertreten.
Die anfängliche Gesellschaftskritik geht im großen Finale etwas unter. Hier kommen nahezu alle Batmobile zum Einsatz, die jemals im Comic, im TV oder im Kino zu sehen waren. Nicht erst hier zeigt sich, dass Murphy ein ebenso dynamischer Zeichner wie Erzähler ist. Bemerkenswert an Der weiße Ritter ist aber auch die interessante neue Charakterisierung von Harley Quinn, die in der Fortsetzung noch deutlich weiterentwickelt wird.
Auch Der Fluch des Weißen Ritters hat den fast schon epischen Umfang von acht US-Heften. Murphy liefert diesmal auch noch eine alternative Familien-Geschichte von Bruce Wayne nach. Er geht dabei zurück ins Jahr 1685 als Edmond Wayne England verließ und nach Gotham aufbrach. Eine große Rolle spielt dabei auch der Racheengel Azrael und weitere Story-Elemente aus dem Batman-Klassiker Knightfall werden ebenfalls variiert.
Noch exzessiver als in Der weiße Ritter nutzt Murphy die Allmacht, die er über sein alternatives Universum hat, dazu um einige wichtige Haupt- und Nebenfiguren sterben zu lassen. Dies geschieht gelegentlich mit der angemessenen Tragik, oft aber auch einfach unter dem Motto Murphy kills the Bat-Universe.
Als Bonus enthält der Panini-Band noch Murphys Story Von Freeze. Diese setzt sich mit der Vorgeschichte von Mr. Freeze auseinander und spielt im Dritten Reich. Murphy konnte als Zeichner den mit ihm befreundeten Klaus Janson gewinnen, der Frank Millers Batman-Klassiker Die Rückkehr des Dunklen Ritters geinkt hatte und über deutsche Wurzeln verfügt.
Es bleibt spannend, wie es weitergeht mit dem Murhyverse.
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