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Heinz Strunk: Ein Sommer in Niendorf

Wer Heinz Strunk (Der goldene Handschuh, Fleisch ist mein Gemüse, Jürgen, Fleckenteufel) schon einmal bei seinen Lesungen oder Filmauftritten gesehen hat, wird bei der Lektüre dieses Buchs unweigerlich den Autor vor Augen haben, wenn Strunk davon erzählt wird, wie sich ein Herr Roth eine Auszeit in einem Touristenkaff an der Ostsee gönnt.

Doch Strunk geht nicht eben pfleglich mit der seiner anfangs noch sympathisch wirkenden Hauptfigur um. In der Darstellung von dessen Gedankenwelt offenbaren sich allerlei Abgründe, die immer mehr an der Zurechnungsfähigkeit des zunächst noch elegant gekleideten Herren zweifeln lassen…

Anfangs fühlt sich der finanziell gut gestellte Herr Roth den Einwohnern und Besuchern von Niendorf noch überlegen, und Strunk lässt uns an dessen spöttischen Gedanken teilhaben. Doch der Roman beschränkt sich zum Glück nicht darauf, eine Umgebung zu verspotten, in der die sogenannten „einfachen Leute“ ihren Urlaub verbringen.

Bevor er einen neuen Job antreten wird, hat sich Herr Roth für drei Monate in einem Apartment eingemietet, um diverse Tonbandaufzeichnungen zu einem – seiner Meinung nach bestsellerträchtigen – Abrechnungsbuch über seine Familie zu verarbeiten. Das hätte klappen können, wenn da nicht ein gewisser Herr Breda gewesen wäre…

Dieser ist nicht nur für das Apartment von Herrn Roth zuständig, sondern hat noch zahlreiche weitere Jobs, wie Standkorbwender oder Betreiber eines Schnapsladens. Breda läuft Herrn Roth immer wieder über den Weg und lädt ihn bereits in aller Frühe zu Alkoholverkostungen ein. Roths Widerstand bröckelt schleichend. Langsam aber sicher lässt er sich treiben und droht im Suff zu versinken. Doch Hilfe kommt von unerwarteter Seite…

Heinz Strunk: Fleckenteufel

Zwar spricht Heinz Strunk auch die ganz großen Probleme unserer Zeit wie Religionswahn oderZwae laxer Umgang mit Betäubungsmitteln an und gibt gelegentlich seinem Schöngeist ganz schön Zucker, doch trotz seiner eigentlich tragischen Handlung, kommt bei der Lektüre die Hoffnung auf, dass dieser Sommer in Niendorf nie enden wird.

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Der Goldene Handschuh

Der siebte Roman des eher für seinen skurrilen Humor bekannten Heinz Strunk (Fleisch ist mein Gemüse, Ein Sommer in Niendorf)  ist ein ganz schön unangenehmes (aber uneingeschränkt lesenswertes) Buch. Detailfreudig beschrieb Strunk, wie es in der noch heute in Hamburg auf St. Pauli existierenden Absturzkneipe Der Goldene Handschuh (so auch der Titel des Buchs) zugeht. Da der Roman in den 70er Jahren spielte, zählte auch ein gewisser Fritz Honka zu den Stammgästen.

Der Goldene Handschuh

Honka lernte im Handschuh ältere Frauen kennen, die Probleme mit Alkohol und Geld hatten. Er nahm se mit in seine verwahrloste Wohnung und machte sie sich mit brutalen Methoden gefügig. Vier der Frauen ermordete er und verwahrte Teile ihrer Leichen jahrelang in seiner Wohnung. Während Strunk in seinem 250-seitigen Roman versuchte einen möglichst umfassenden Einblick in die Psyche der sehr unterschiedlichen Besucher des Goldenen Handschuhs zu bieten, konzentriert sich die Verfilmung fast ausschließlich auf Honka.

Der Goldene Handschuh

Mit dem 1973 in Hamburg geborenen Fatih Akin (Aus dem Nichts, Tschick) wurde der optimale Regisseur gefunden, der seinen Film nahezu ausschließlich aus der Täter-Perspektive erzählt. Das ist vor allem in den ersten Minuten ganz schön heftig und Akin zeigt detailgenau das menschenverachtende Vorgehen Honka. Strunks Roman bietet sehr viel mehr Einblick in die Vorgeschichte und Persönlichkeit des Mörders. Trotzdem gelingt dem Hauptdarsteller Jonas Dassler trotz seines horrorfilm-kompatiblen Make-Ups das faszinierende Porträt eines Mannes, der niemals so etwas wie “Normalität“ kennengelernt hat und mit brutaler Gewalt versucht Macht über andere Menschen zu erlangen.

Der Goldene Handschuh

Genau wie Strunk in seinem Roman bietet auch Akin als Kontrast zu dem blutigen Treiben Honkas Einblick in die seltsame Welt des Goldenen Handschuhs, in der Menschen kurz vor dem Totalabsturz noch etwas Halt finden. Großartig ist hier der Regie-Altmeister Hark Bohm (Nordsee ist Nordsee), der als Dornkaat-Max mit hochroten Kopf am Tresen philosophiert (während Heinz Strunk im Hintergrund sitzt) und zusammen mit seinen treffend besetzten Saufkumpanen für etwas Licht in der düsteren Geschichte sorgt. Doch die Sache mit dem Licht ist gerade im Handschuh nicht ganz einfach, denn in der  immer geöffneten Kneipe sind den ganzen Tag über die Vorhänge zugezogen, da dort sehr viel weniger getrunken wird, wenn die Sonne hineinscheint!

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