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Das war der Wilde Westen

Mit Cinerama hatte Hollywood sich ein Schaufenster geschaffen, das nur noch angemessen vollgestellt werden musste: alles groß, alles komplett“, schrieb Joe Hembus in seinem Western Lexikon. Bezüglich Das war der Wilde Westen hatte er so unrecht nicht, denn die einzelnen ultabreiten Total-Einstellungen dieses Über-Western sind – ähnlich wie Star Wars – Episode I bis III von Georges Lucas – so voll gepackt mit Bildelementen, dass sich der Zuschauer unweigerlicher nach Großaufnahmen sehnt. Diese funktionieren jedoch leider nicht in einem Bildformat von fast 3 : 1.

Hervorgegangen ist Cinerama aus einem Trainingsprogramm der US-Luftwaffe. Hierbei wurden Aufnahmen, die von elf Kameras stammten, auf eine riesige nach innen gewölbte Leinwand projizierte. Angehende Piloten konnten so einen Eindruck vom Luftkampf gewinnen und Zielübungen machen.

Hieraus entstand ein Verfahren, bei dem die Szenen mit drei nebeneinander platzierten Kameras aufgenommen wurden. In speziellen Kinos (etwa auf die 27 x 10 m große gewölbte Leinwand des Hamburger Grindel-Kinos) wurden die Aufnahmen gleichzeitig nebeneinander projiziert.

Ab 1952 entstanden auf diese Weise zahlreiche Dokumentarfilme wie This is Cinerama, Seven Wonders of the World oder Windjammer, die das Publikum – ähnlich wie später die IMAX-Kinos – mit riesigen Zurschaustellungen von abgefilmten Achterbahnfahrten oder Naturaufnahmen scheinbar mitten ins Geschehen versetzten.

Da die Breitwand-Dokus zu gewaltigen Erfolgen wurden, entstanden auch zwei Spielfilme im Cinerama-Format. Parallel zu George Pals Die Wunderwelt der Gebrüder Grimm wurde der Super-Western Das war der Wilde Westen gedreht. Bei diesem kamen nicht nur drei Kameras zum Einsatz, sondern mit George Marshall, John Ford und Henry Hathaway auch ebenso viele Regisseure.

In fast drei Stunden wurden recht geschickt nahezu alle Stars, wie John Wayne, James Steward, Henry Fonda, Gregory Peck oder Richard Widmark, und auch fast alle Klischees des Genres in den Kapiteln Der Fluss, Der Planwagen, Der Bürgerkrieg, Die Eisenbahn und Die Desperados zu einem gewaltigen Epos zusammengebastelt.

Im Fernsehen verwunderte dieser Film immer etwas durch die beiden seltsamen vertikalen Balken mitten im Bild. Doch bei der Digitalisierung für die Blu-ray-Veröffentlichung wurden diese Nahtstellen eliminiert und die prunkvoll angerichteten Breitwandbilder können ungetrübt bewundert werden.

SmileBox mit Debbie Reynolds

Als zusätzlicher Bonus ist der Film auf Blu-ray nicht nur im superbreiten Format, sondern auch im “SmileBox“-Verfahren zu sehen. Hierbei gibt es statt schwarzer Balken schwarze Bögen am Bildrand und die an den Seiten leicht verzerrten Bilder simulieren recht erfolgreich den bei einer Projektion auf eine gewölbte Leinwand entstehenden plastischen Effekt.

Extras: Audiokommentar von Filmemacher David Strohmaier sowie dem Vorstand der Cinerama, Inc. John Sittig, Filmhistoriker Rudy Behlmer, Musikhistoriker Jon Burlingame und Stuntman Loren James, ohne Untertitel,  „Cinerama Adventure“ – Dokumentation von 2002: (92:55 min, wahlweise mit deutschen Untertiteln), US-Kinotrailer (3:02 min)

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Carrie Fisher: Das Tagebuch der Prinzessin Leia

Am 27.12.2016 verstarb Carrie Fisher, doch zuvor stellte sie noch ein Buch mit einem vielversprechenden Titel zusammen. Der Anfang von Das Tagebuch der Prinzessin Leia erfüllt alle Erwartungen. Recht kurz aber prägnant beschreibt die Darstellerin das nicht ganz einfache “Leben vor Leia“ mit ihrer Mutter, dem Hollywood-Star Debbie Reynolds (Singin‘ in the Rain).

Carrie Fisher: Das Tagebuch der Prinzessin Leia

Doch recht zügig kommt Carrie Fisher auf den Punkt. Schon auf Seite 27 beginnt sie damit, detailreich und pointiert jenes Vorsprechen zu schildern, das die Regisseure George Lucas und Brian De Palma geleichzeitig für ihre Filme Star Wars und Carrie durchführten. Auch die ersten Eindrücke von den Dreharbeiten, die Anno 1976 in den Elstree Studios in der Nähe von London stattfanden, bringt Fisher – unter besonderer Berücksichtigung der zeitaufwändigen Herstellung ihrer Leia-Frisur – sehr amüsant zu Papier.

Carrie Fisher: Das Tagebuch der Prinzessin Leia

Doch dann rückt plötzlich ein junger aufstrebender Darsteller, den Carrie Fisher beim gemeinsamen Vorsprechen zu Star Wars gar nicht wahrgenommen hatte, ins Zentrum des Buchs. Nachdem Carrie Fisher von Harrison Ford auf einer Studio-Party vor vergnügungssüchtigen britischen Bühnenarbeitern gerettet wurde, verbrachte sie zunächst eine Nacht und dann jedes Wochenende mit ihm. An diese Zeit erinnert sich die Autorin kaum noch, Schuld daran war das “dreimonatige Kiffen von Harrisons bevorzugten Pot“.

Carrie Fisher: Das Tagebuch der Prinzessin Leia

Doch auf eine verschwommene Art ist diese Zeit für Carrie Fisher unvergesslich geblieben. Sehr charmant beschreibt sie, wie es ihr in einem Pub nicht nur gelang, den betont coolen Ford gekonnt zu parodieren, sondern diesen dadurch sogar ein herzhaftes Lachen zu entlocken.  Besser unveröffentlicht geblieben wären jedoch jene 50 Seiten mit Auszügen aus alten Tagebüchern, die Carrie Fisher erst kurz vor ihrem Tode wieder entdeckt hatte. Gehören diese Gedanken eines jungen Mädchens wirklich an die Öffentlichkeit: “Ich finde es schade, dass es (Anmerkung des Autors: anstelle von Harrison) nicht Mark ist – er hätte es sein können. Er hätte es sein sollen. Es hätte etwas bedeuten können. Vielleicht nicht viel, aber sicherlich mehr.“

Carrie Fisher: Das Tagebuch der Prinzessin Leia

Den Abschluss des Buchs bilden Beobachtungen, die Carrie Fisher auf Conventions bei “Leias Lapdance“ (wie sie Autogrammstunden nannte) machte. Schade, dass wir nicht mehr das Vergnügen haben werden, in einem ähnlich amüsanten Stil wie im ersten Drittel dieses Buchs, Carrie Fishers Eindrücke von den Dreharbeiten zu den weiteren Star Wars Filmen zu teilen.

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