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The Texas Chainsaw Massacre

Würde man George A. Romeros Night Of The Living Dead von 1968 als den Vorläufer des modernen Horrorfilms bezeichnen, dann wäre Tobe Hoopers The Texas Chainsaw Massacre von 1974 quasi die Gussform. „Night“ war zwar zuerst da und zeigte uns Dinge, die vorher noch nie in einem Film zu sehen waren, doch der in einem expressionistischen und kontrastreichen Schwarzweiß gehaltene Film hat keine Chance gegen die magenschwingende Wucht des grobkörnigen und in Farbe daherkommenden TCM. Dieser Film war damals ein Skandal und wurde mit Taglines wie „Once you stop screaming, then you’ll start talking about it.“ beworben. Der Film definierte aber auch die Regeln, die noch heute für das Genre gelten. 

Tobe Hooper studierte Film und Drama. Er schlug sich Anfang der 70er-Jahre als Lehrer durch, drehte aber auch Kurzfilme und Dokumentationen fürs Fernsehen. Sein erster Spielfilm Eggshells (1969) erzählt von einer Hippie-Kommune und fand keinen Verleiher. Daher wandte sich Hooper einem vielversprechenden neuen Genre zu: Dem erst ein Jahr zuvor mit The Last House On The Left entstandenen „Terrorfilm“. Schon in „Last House“ (vom Regiekollegen Wes Craven) kommt eine Kettensäge zum Einsatz. Dass Tobe Hooper sich davon inspirieren ließ, kann nur vermutet werden. Wie auch immer, der Film, der dabei rauskam – ursprünglich den Arbeitstitel Head Cheese trug, komplett mit Amateurschauspielern besetzt wurde und mit einem Gesamtbudget von circa 80.000 US-Dollar entstand – sollte sich über die Jahre hinweg zu einem Kultfilm entwickeln. 

Worum es geht, dürfte bekannt sein: Eine Gruppe von fünf jungen Leuten macht im Kleinbus einen Ausflug ins ländliche Texas. Dabei geraten sie an eine Kannibalen-Familie, die die Gruppe nach und nach dezimiert, bis nur noch das „Final Girl“ übrigbleibt. Zwar lebendig, doch innerlich zerstört. Der Film entstand im Sommer 1973 unter widrigsten Umständen. Die Dreharbeiten, insbesondere die 26 Stunden andauernden Aufnahmen zur legendären „Dinner Scene“ wurden durch extreme Hitze und verfaulende Kadaver für die Darsteller zur Tortur. Vielleicht ist dadurch der zunächst eher unbeabsichtigte „Dokumentarfilm-Look“ zu erklären, denn der Film kommt ohne Spezialeffekte und – bis auf ein paar akustische Spielereien – auch ohne Filmmusik aus.

Weltweit – vor allem bei uns in Deutschland – hatte der Streifen jahrzehntelang mit der Zensur zu kämpfen und ist bei uns erst seit 2008 (dank des Einsatzes von Turbine Medien) wieder ungeschnitten erhältlich. Doch die grausigsten Bilder entstehen ohnehin im Kopf. Als zu Beginn des Films ein mitgenommener Anhalter, der sich als psychisch gestört entpuppt, in die eigene Hand schneidet, hallt dieser (sichtbare) Schockeffekt noch lang nach, auch nachdem der Aggressor aus dem Bus geworfen wurde. Eine der wenigen weiteren sichtbaren Splatterszenen kommt erst gegen Ende des Films, als “Leatherface“ sich aus Versehen mit der Kettensäge ins eigene Bein sägt. Ähnlich wie beim 14 Jahre zuvor entstandenen Hitchcock-Klassiker Psycho mit seiner legendären Duschszene, wurde auch bei TCM hauptsächlich sehr geschickt mit Andeutungen gearbeitet. 

Tobe Hooper setzt alles auf die eindringliche und vor allem in der Schlussszene höchst überzeugende Kameraarbeit von Daniel Pearl, bei der auch noch das letzte kleine Blutgefäß in den aufgerissenen Augen der gepeinigten Sally zu sehen ist. Marylin Burns überzeugt ebenfalls als traumatisierte Überlebende und tritt die würdige Scream Queen-Nachfolge von Fay Wray (King Kong) an. Viel wurde schon in diesen Film hineingedeutet: Vietnam-Krieg, Ende der Hippie- Ära, etc. Fakt ist: Bei den Filmfestspielen von Cannes wurde Tobe Hooper nach der Vorstellung vom Publikum als Faschist beschimpft. Gleichzeitig bekennen sich Prominente wie Steven Spielberg und Stephen King als erklärte Fans des Streifens. Es folgten acht Fortsetzungen, Pequels und Neuverfilmungen. Außerdem verfilmte Hooper Stephen Kings Brennen muss Salem und wurde bei Steven Spielbergs Poltergeist als Regisseur genannt, doch das sind andere Geschichten…

Matthias Schäfer

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