Es ist erstaunlich, dass den Comicschaffenden immer noch neue Ideen und Ansätze für originelle Geschichten mit omnipräsenten Figuren einfallen. In Bat-Man: First Knight geht es ganz weit zurück in die Anfangszeit des Dunklen Ritters. Doch anders als in Christopher Nolans Kino-Origin Batman Begins ist dieser ebenfalls frisch und innovativ erzählte Comic zugleich auch sehr nostalgisch. Die Geschichte lebt davon, dass der Held seine Kämpfe ganz alleine und ohne Wunderwaffen austragen muss.
Die Schöpfer der dreiteiligen DC-Serie sind bereits eine Weile im Geschäft und haben den (Superhelden-) Comic geprägt, wie nur wenige andere Künstler. Der 1959 in Minnesota geborene Autor und Zeichner Dan Jurgens ließ Superman 1992 unter großem Getöse sterben. Superman # 75, das Comicheft, in dem der Stählerne den Außerirdischen Doomsday besiegt und den Heldentod stirbt, verkaufte sich als Kioskausgabe, limitierter Sonderausgabe (mit schwarzer Armbinde) und danach als Trade Paperback (mit der gesamten Storyline) insgesamt sechs Millionen Mal. Anschließend zelebrierte Jurgens Supermans vierfache Wiederauferstehung.
Der Zeichner Mike Perkins hingegen ist zehn Jahre jünger als Jurgens und stammt aus England. Er hat an nahezu allen Comicfronten gearbeitet. Bereits Ende der Neunziger begann er für den US-Markt zu arbeiteten und schuf Crossover-Comics mit populären Charakteren wie Alien oder Terminator. Bei Marvel war er ab 2005 einer der Zeichner bei jener fünfzig von Ed Brubackers geschriebenen Captain-America-Heften, die etliche Kino-Blockbuster maßgeblich beeinflusst hatten.
Zudem setzte Perkins im gefeierte Heft Astonishing X-Men # 51 die erste gleichgeschlechtliche Superhelden-Hochzeit in Szene und brachte auf mehr als 1.000 großartigen Seiten Stephen Kings voluminösesten (und vielleicht auch besten) Roman The Stand zu Papier. Nachdem er zwanzig Jahre in den USA gearbeitet hatte, kehrte Mike Perkins 2021 in seine britische Heimat zurück und lebt heute glücklich und zufrieden in Shrewsbury. Dieses Örtchen war in seiner Jugendzeit das Ziel vieler glücklicher Urlaubsreisen und ist zudem “ein wunderbarer Ort zum Leben, mit einem wachsenden kreativen Zentrum.“
Bereits bei Green Lantern arbeiteten Jurgens und Perkins ab 2008 zusammen. Anschließend widmeten sie sich einem gewissen Bat-Man, denn so hieß der Fledermausmann in seinen ersten Comicabenteuern. 1939 hatte er noch keine Bathöhle, keinen Butler namens Alfred und sein erstes Batmobil war ein ganz normaler roter Sportwagen. Die Serie erzählt von rätselhaften und brutalen Morden, für die möglicherweise im Sold von Adolf Hitler stehende deutsche Agenten sowie deren monströse Helfer verantwortlich waren…
Bruce Wayne sieht bei Perkins ein wenig wie Gregory Peck aus. Die US-Filmindustrie spielt in der Geschichte von Jurgens eine wichtige Rolle, denn Bruce Wayne finanziert einen in Gotham gedrehten Spielfilm und beginnt eine Liaison mit der sehr selbstbewussten Schauspielerin Julie Madison. Doch dem jungen Glück steht nicht nur das Fledermauskostüm im Wege, sondern auch Julie mag sich nicht auf eine Beziehung einlassen. Sie fungiert als scheinbare Freundin für einen ihr sehr wohlgesonnenen Darstellerkollegen, dem seine Homosexualität ansonsten die Karriere zerstören könnte.
Auch in der klassischen Serie war Julie Madison ab dem Heft Detective Comics # 31 Bat-Mans erste Liebe. Doch sie war – laut Gerhard Förster –“ein eher hilfloses Hascherl, das nichts von Waynes Doppelleben wusste. In der Neufassung ist sie selbstbewusster und wird von Bruce nur scheinbar unfreiwillig eingeweiht, da er Sehnsucht nach Aussprache hat.“
Eine wichtige Rolle spielt Commissioner Jim Gordon, der Bat-Man bereits 1939 bei seinem ersten Auftritt im Comicheft Detective Comics # 27 zur Seite stand. Auch in First Knight erschweren korrupte Kollegen dessen Arbeit beim Gotham City Police Department. Obwohl Dan Jurgens ansonsten keine populären Figuren, wie etwa den Joker oder Catwoman, einsetzt, da diese bei Bat-Mans ersten Abenteuern noch nicht dabei waren, gelang ihm eine spannende Story. Dabei erzählt er auch davon erzählt, wie Bruce Wayne, in Gedenken an seinen Vater, der als Arzt an so manche schreckliche Schusswunde verzweifelte, darauf verzichtet als Batman Pistolen oder Gewehre einzusetzen. Allerdings erst, nachdem ihm Julie auf die Sprünge geholfen hat.
Der erste Band endet mit einem Cliffhanger, der aus einem jener Kinoserials stammen könnte, die in der Zeit, in der die Handlung des Comics angesiedelt ist, sehr populär waren. Genau wie in den billig produzierten Fortsetzungskurzfilmen, die das Publikum auch in der nächsten Woche wieder in die Kinos locken sollte, befindet der Held sich am Ende der einzelnen Episoden meist in einer ausweglosen Lage. So auch Batman, der im Blackgate-Gefängnis plötzlich auf dem Elektrischen Stuhl landet und unter Strom gesetzt wird…
Das Artwork von Mike Perkins lässt an poppig kolorierte Stummfilme und auch erzählerisch ist Bat-Man: First Knight ein Hochgenuss. Die Serie wurde in den USA und bei uns in drei großformatigen Hardcoverausgaben veröffentlicht. Wer etwas Geduld (und Geld) hatte und auf die Gesamtausgabe gewartet hat, der wird reich belohnt mit einer großartigen auf 666 Exemplare limitierten Collector’s Edition, die nur bei Panini direkt und im Fachhandel erhältlich ist.
Im schön gestalteten Schuber stecken nicht nur die drei Bände mit nostalgisch anmutenden Variantcovern, sondern auch noch ein voluminöses viertes Buch. Diese Artist’s Edition enthält alle Comicseiten von Bat-Man: First Knight in Schwarzweiß und ohne Sprechblasen. Als Druckvorlage dienten die von Mike Perkins auf DC-Papier gezeichneten den Originalseiten, die zeigen, wie meisterlich der Brite finstere Stimmung erzeugen kann. Wenn jemals eine Batman-Serie eine derart großartige Sonderausgabe verdient hat, dann diese!
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