Am 4. September 1939 erklärte England Deutschland den Krieg. Die in Griechenlang entstandene Graphic Novel Logicomix beginnt damit, dass an diesem Tage der britische Mathematiker und Philosoph Bertrand Russell an einer amerikanischen Universität einen Vortrag halten soll über die “Rolle der Logik im menschlichen Verhalten“.
Russell ist eigentlich absoluter Pazifist, kommt jedoch als Logiker zu der Überzeugung, dass er angesichts der drohenden Unterjochung Europas durch Hitler und Stalin seine Überzeugung nicht aufrechterhalten kann. In dieser Rede beschreibt Russell nicht nur seine Faszination an der Mathematik, die jedoch schwindet nachdem er Logiklöcher innerhalb der herrschenden Lehre feststellt, sondern er schildert auch seine Begegnung mit Geistesgrößen wie Kurt Gödel oder Ludwig Wittgenstein.
Zugleich lässt Russell auch noch sein wahrhaft faszinierendes Leben Revue passieren. Somit liegt hier mehr als genug Stoff für eine spannende Comicbiographie vor, die von Alecos Papadatos und seiner Frau Annie Di Donna auch sehr ansprechend bebildert wurde. Den beiden Autoren Apostolos Doxiadis und Christos H. Papadimitriou genügt es jedoch nicht, die zwei Zeitebenen zusammen mit den zahlreichen mathematischen und philosophischen Thesen in eine lesbare Form zu bringen.
Doxiadis und Papadimitriou müssen in einer dritten Zeitebene auch noch unbedingt selbst als Comicfiguren auftreten, um von den Mühen zu erzählen, die sie dabei hatten ihr Werk zu vollenden. Im umfangreichen Anhang des Buches befinden sich großspurige Sätze wie “Die folgenden Notizen sind keinesfalls notwendig, um Logicomix mit viel Freude lesen und verstehen zu können.“
Sagen wir es mal so: Um Logicomix wirklich mit viel Freude (und durchaus mit so manchem Aha-Effekt) lesen zu können, sollten jene Seiten, auf denen Doxiadis und Papadimitriou als Comicfiguren zu sehen sind, einfach überblättert werden.
Logicomix erschien 2012 auch als Hardcoverband in der Reihe Süddeutsche Zeitung Bibliothek – Graphic Novels.