Ähnlich wie er es bereits mit Laurel & Hardy in seinem Das Dick und Doof Buch machte, wollte Norbert Aping anschließend schildern in welcher Form Charlie Chaplin in Deutschland in die Kinos kam und in der Presse besprochen wurde. Doch ein derartiges Projekt würde nicht zwischen zwei Buchdeckel passen, denn Aping musste feststellen, dass “nur noch über die Bibel mehr geschrieben worden ist, als über diesen weltbekannten Künstler.“ Daher schränkte er das Spektrum des Buches ein und konzentrierte sich darauf, wie die Nationalsozialisten in Deutschland auf die Werke Chaplins reagierten, wobei natürlich ein besonderes Augenmerk auf dessen Hitler-Satire Der große Diktator gerichtet wurde.
Norbert Aping hat auf 400 eng bedruckten und mit zahlreichen Fußnoten versehenden Seiten eine unglaubliche Materialfülle zu diesem Thema zusammengetragen. Er belegt, dass Chaplin den Nazis von Anfang an ein Dorn im Auge war, schon durch den Stummfilm Shoulder Arms von 1918 in dem der Tramp als Soldat des Ersten Weltkrieges den Deutschen Kaiser gefangen nimmt. In einem Land in dem später rechtsradikale Pöbelhorden versuchten die Aufführung des Antikriegsfilms Im Westen nichts Neues zu verhindern, war ein angeblicher “antideutscher Hetzfilm“ bzw. eine Satire über das (nicht nur deutsche) Soldaten in konservativen Kreisen unerwünscht.
Später wurde versucht durch Drohungen und politischen Druck die Produktion von Der große Diktator zu verhindern. Anschließend wurde tunlich vermieden, zu vermelden dass Chaplin in diesem Film den nur vier Tage jüngeren Adolf Hitler, der ihm seinen Schnurrbart nachahmte, parodistisch nachahmte (und entlarvte).
Die Nationalsozialisten pflegten nach Shoulder Arms in ihren Presseorganen die Feindschaft zu Chaplin und nahmen dabei wenig Rücksicht auf Realitäten. So wurde der große Erfolg seiner Filme totgeschwiegen und der Komiker als “verhimmelter nigger-groteskhafter Galizier“, “hebräischer Wüstling“ oder “abgetakelter Filmjude“ bezeichnet, obwohl er keine jüdischen Wurzeln hatte. Aping hat eigens einen Anhang mit “Nationalsozialistischen Chaplin-Verunglimpfungen“ angefügt.
Sein Buch funktioniert auf mindestens zwei Ebenen. Zum einen zeigt Aping wie in der von den Nazis gesteuerten Presse Tatsachen verdreht oder einfach nur erfunden wurden, um Stimmung gegen unliebsame Zeitgenossen zu machen. Außerdem macht das Buch ganz nebenbei Appetit darauf sich einmal wieder einen Chaplin-Klassiker anzusehen, um festzustellen wie zeitlos diese ebenso komischen wie menschlichen und gesellschaftskritischen Werke doch sind.
Mittlerweile hat Aping mit Charlie Chaplin in Deutschland: 1915-1924: Der Tramp kommt ins Kino noch ein weiteres höchst empfehlenswertes Buch zum Thema fertiggestellt.
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