Am 7. Januar 2015 kam Renald Luzier alias Luz zu spät in die Redaktionssitzung der französischen Satire-Zeitung Charlie Hebdo. Er hatte morgens zusammen mit seiner Ehefrau Camille noch etwas seinen 43. Geburtstag gefeiert und als er in der Rue Nicola Appert ankam, sah er wie die Brüder Kouachi schwerbewaffnet aus den Redaktionsräumen stürmten. Luz zeichnete für die eine Woche später erscheinende Ausgabe von Charlie Hebdo das grüne Titelbild mit Mohammed, der ein Schild mit der Aufschrift “Je suis Charlie“ in der Hand hält.Von dieser Ausgabe wurden über 3 Millionen Exemplare verkauft. Im Mai 2015 kündigte Luz nach über 20 Jahren bei Charlie Hebdo, da es ihm nach dem Attentat belanglos erschien weiterhin politische Karikaturen zu zeichnen. Überhaupt war ihm eines Tages “das Zeichnen abhanden gekommen. Am selben Tag wie auch eine Handvoll teurer Freunde“, schreibt Luz im Vorwort zu diesem Buch. Im Gegensatz zu Cabu, Carb oder Wolinski kehrte jedoch das Bedürfnis zu Zeichnen bei Luz zurück, “zugleich dunkler und leichter.“
Es sind großteils sehr persönliche Geschichten und Beobachtungen, die Luz in seinem Buch Katharsis der Öffentlichkeit zugänglich macht. Mit seinen Zeichnungen versuchte er innere Dämonen zu besiegen und zugleich seiner Frau zu vermitteln, was in ihm vorgeht. Eine ganze Seite hat Luz, der zuvor fast nur schwarzweiß zeichnete, mit einer roten Fläche gefüllt, nur am unteren rechten Rand ist ein kleiner blauer Farbklecks zu sehen. Dies steht für den blauen Mantel, den Luz‘ Ehefrau Camille trug, als sie am 7. Januar 2015 ihren Mann am Tatort traf.
Der Sinn von mancher Bildergeschichte in Katharsis erschließt sich nur schwer, andere wiederum sind verdammt komisch oder manchmal auch sehr sinnlich. Es ist faszinierend mitzuerleben, wie ein begabter Bilderzähler versucht, sich selbst zu therapieren.
Dieses Bestreben scheint erfolgreich zu verlaufen, denn nachdem Luz zunächst nur herumstehende starrende Männchen zu Papier brachte, gelangen ihm später bereits laufende Männchen. Auch der Versuch ein laufendes Männchen zur Welt zu bringen, ist von Erfolg gekrönt, denn Ende 2015 wurden Luz und Camille Eltern!
In seinem beeindruckenden Comic Wir waren Charlie erzählte Luz anschließend ohne Trauer seiner Zeit beim Satiremagazin. Dabei beeindruckt, was Luz mit seinen ständig wechselnden krakeligen Stilen alles zum Ausdruck bringt und der hohe kollektive Anspruch im Satire-Alltag bei Charlie Hebdo!
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