Bereits bevor 2004 sein (bei uns bisher nicht erschienener) auf Tatsachen basierender Gangster-Comic Union Station veröffentlicht wurde, plante Ande Parks, der auch gemeinsa die Comic-Vorlage zur Netflix-Produktion Tyler Rake: Extraction schrieb, eine Adaption der Hintergrund-Geschichte zu Truman Capotes Tatsachen-Roman Kaltblütig. Als ein Jahr später schließlich der von ihm getextete Comic Capote in Kansas erschien, war ihm Hollywood zuvor gekommen.
Zur gleichen Zeit startete der Kinofilm Capote und Philip Seymour Hoffman erhielt einen Oscar für die Titelrolle. Ein Jahr später folgte auch noch der Film Kaltes Blut – Auf den Spuren von Truman Capote. Hier spielte Sandra Bullock die Rolle von Harper Lee, der Autorin von Wer die Nachtigall stört, die als Jugendfreundin von Truman Capote den Bestseller-Autor auf seinem Trip nach Kansas begleitete.
Wenn Ande Parks Comic bei uns mit fast 10-jähriger Verspätung im Rahmen der allgemeinen Graphic Novel Euphorie veröffentlicht wird, dann erscheint eine weitere Auseinandersetzung mit der schon etwas abgegriffen wirkenden Geschichte als nicht allzu prickelnd. Doch Parks verfolgt einen recht interessanten eigenen Ansatz. Er erzählt nicht nur davon, wie der schillernde Capote in der Kleinstadt Garden City zunächst wie ein Fremdkörper wirkt und wie sich der homosexuelle Autor von Frühstück bei Tiffany zum Mörder Perry Smith hingezogen fühlt. Auch die zusammen mit ihren Eltern und ihrem Bruder von Smith und Dick Hickock ermordete 16-jährige Nancy Cutter spielt eine wichtige Rolle in der Geschichte. Sie erscheint Capote als Geist und konfrontiert ihn dadurch mit den Schrecken der Tat.
Der auch im Superhelden-Genre u. a. als Daredevil-Zeichner erfolgreiche Chris Samnee hat Parks Geschichte in zumeist recht stilvolle schwarzweiße Bilder umgesetzt. Panini veröffentlicht Capote in Kansas als schöne Hardcover-Edition mit umfangreichen Bonusmaterial wie Skizzen, nicht verwendeten Szenen und Hintergrundinfos.