Zwei Schöpfungen des Münchner Künstler Emil Kneiß (1867 – 1956) sind zu einem festen Teil der bayrischen Folklore geworden. Auf dem Oktoberfest ist alljährlich rund um den Turm des Winzerer Fähndls eine große Truppe von Maßkrug schleppenden Kellnerinnen zu sehen, die Kneiß gemalt hat. Außerdem hat er in verschiedenen Versionen das Hündchen Buzi gezeichnet, das von seinem Herrchen nicht aufzufinden war, da es unter seinem beachtlichen Bauch Männchen macht. Herr und Hund wurden zum Maskottchen des Bräustüberls am Tegernsee.
Anlässlich einer noch bis zum 25. Mai 2019 im Münchner Bier- und Oktoberfestmuseum gezeigten Ausstellung ist beim Volk Verlag ein umfangreiches Buch über Leben und Werk von Emil Kneiß erschienen. Im Frühwerk des Künstlers war Mobilität ein großes Thema. Er zeichnete viele Karikaturen über Radfahrer und Automobilisten. Auch mit dem Trickfilm experimentierte Kneiß. Sein dreiminütiger Cartoon “Texas Jack zähmt ein wildes Pferd“ entstand 1922, also noch bevor sich Walt Disney des Mediums annahm.
Auch als politischer Karikaturist versuchte sich Kneiß. Es spricht für den Autor Hermann Kurz, dass er die Arbeiten, die Kneiß zur Zeit des „Dritten Reichs“ zeichnete nicht ausspart. Kurz analysiert ausführlich unappetitliche Bilder, die darstellen wie unter der Hakenkreuz-Flagge das „deutsche Haus“ im alten Glanze erstrahlt oder sich bereits 1933 hämisch darüber amüsieren, dass der ehemalige Reichstagspräsident Paul Löbe im KZ endlich mal “richtig arbeitet“.
Insgesamt gelang Hermann Kurz mit seiner kenntnisreich zu Papier gebrachten Künstler-Biografie auch eine interessante Zeitreise auch durch unschöne Epochen.