Als Resümee der von ihm redaktionell betreuten zweibändigen Gesamtausgabe schreibt Jean-Pierre Abels: »Jonas Valentin hat einen im Comic einzigartigen Weg zurückgelegt. Den Autoren ist es gelungen, ihr Ziel zu verwirklichen, jedes Mal eine andere Geschichte zu erzählen. Trotz ihrer zeitlichen Abstände und der begrenzten Anzahl der Alben sowie der zunehmend unkonventionelleren Themen hat sich die Serie im Gedächtnis der Leserschaft festgesetzt.«
Dies kann ich nur bestätigen, denn zahlreiche Momente der fünf zwischen 1987 und 2003 entstandenen Alben sind mir auch nach Jahrzehnten noch äußerst angenehm in Erinnerung geblieben. Der erste Band der Gesamtausgabe zeigt, dass es außer den Alben noch sehr viel mehr Bildergeschichten mit Jonas Valentin gibt. Der im Original Broussaille (französisch für “Gestrüpp“) genannte rothaarige Wuschelkopf mit der erstaunlich randlosen Brille debütierte bereits 1978 im Magazin Spirou.
Bei den zuerst in Schwarzweiß veröffentlichten “Papieren von Jonas Valentin“ handelte es sich zunächst um keine Comics, sondern um Texte mit Naturbetrachtungen, die Frank Pé (Zoo, Marsupilami: Die Bestie) reich und detailfreudig illustriert zu Papier gebracht hatte. Doch nach und nach kamen Farbe, immer mehr Comicelemente und der Autor Michel de Bom hinzu. Dieser schrieb auch die Szenarien zu Der Traum des Wals und Die Hüter des Lichts, den ersten beiden Alben mit Jonas Valentin.
Der zweite Band der Gesamtausgabe startet mit Die Nacht der Katze, dem ebenfalls von Bom getexteten und möglicherweise besten Album der Reihe. Auf dem ersten Blick geht es nur darum, dass Jonas eine Nacht lang in Brüssel nach seiner entlaufenden schwarzen Katze sucht. Doch dabei passieren eine Unmenge amüsanter aber auch erschreckender Ereignisse, die darin gipfeln, dass sich Jonas ein Herz nimmt und seine Freundin Valerie dazu bringt die Wohnung ihrer herrschsüchtigen Mutter zu verlassen und zu ihm zu ziehen.
Danach sollte es über zehn Jahre dauern, bis 2000 endlich ein vierter Band der Serie erschien. In Unter zwei Sonnen gestaltet Frank Pé gleich zwei Geschichten. Die geheime Macht des Jizo wurde bereits 1994 im Magazin Spirou veröffentlicht. Hier schrieb der Zeichner auch das Szenario, das sehr viel mehr als ein Vorwand ist, um die stimmungsvollen Impressionen, die Frank Pé bei einer Japan-Reise zu Papier brachte, in einen Comic zu verwandeln.
Die Geschichte erzählt davon, wie Jonas und seine Freundin Valerie bei einem Preisausschreiben, das auf dem Etikett einer Katzenfutterdose abgedruckt wurde, einen Flug nach Tokio gewinnen.
Dort verlieren sie sich im Gedränge der U-Bahn aus den Augen. Sie haben große Schwierigkeiten einander wieder zu finden, da sie jene Plätze aufsuchen, von denen sie vermuten, dass der jeweils andere diese gerne sehen würde.
Die zweite Geschichte Sandrine von den Hügeln stammt wieder von Frank Pé und Bom. Diesmal reist Jonas ins afrikanische Burundi, um in einer Familienangelegenheit zu vermitteln, bei der es um eine kranke Großmutter und ein kleines Adoptivkind geht. Dabei trifft Jonas nicht nur auf seine teilweise recht kauzigen Verwandten, sondern hat auch Begegnungen mit Gorillas und Krokodilen.
Dieser zweite Beitrag des Albums Unter zwei Sonnen ist ebenfalls ganz große Comickunst, auch wenn die komplizierte Geschichte manchmal etwas die Sicht auf Franks Zeichnungen verbaut, die wieder auf vor Ort angefertigte Skizzen basieren.
Im fünften Band Der Faun auf den Schultern arbeitet Frank Pé erneut ohne Texter und unterläuft völlig die an ein Comicalbum geknüpften Erwartungen. Er zergliedert den Band zunächst scheinbar planlos in Short Stories. Diese schildern alltägliche Beobachtungen von Jonas und sind teilweise neu gezeichnete Versionen seiner zwanzig Jahre zuvor entstandenen “Papiere von Jonas Valentin“.
Frank Pé bietet dabei aber auch philosophische Naturbetrachtungen, die sich zu einem faszinierenden Gesamtbild zusammensetzen. Dieses wird durch die Gesamtausgabe noch vertieft, denn hier sind noch weitere bisher bei uns unveröffentlichte Geschichten mit dem Faun enthalten.
Zum Abschluss des großartigen Bandes gibt es noch den 2021 entstandenen zweiseitigen Comic Frühling mit Jonas Valentin und ein ebenfalls Hoffnung machendes Zitat von Bom zu Frank Pé: “Wenn wir uns mal begegneten, fragte ich ihn: »Machen wir wieder was zusammen? Wann setzen wir Jonas Valentin fort?« Und er antwortete: »Ah, wie ich mich freue, dass du mich das fragst!«
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