2015 erschien in den USA unter dem Titel Spy vs. Spy: An explosive Celebration ein beeindruckendes Buch über Antonio Prohias‘ legendäre wortlose Spion-Comics aus MAD. Sergio Aragones gedachte in einer vierseitigen Comic-Biografie seinem 1998 verstorbenen Freund Prohias, 150 ausgewählte Spy vs. Spy Comics wurden eigens für das Buch aufwändig koloriert und von prominenten Comic-Künstlern wie Jim Lee, Bill Sienkiewicz, Darwyn Cooke, Tom Bunk oder den Hernandez Brothers kamen Hommage-Zeichnungen zum Abdruck.
All dies und noch viel mehr enthält ein noch großformatigeres 350-seitiges Buch von Panini. Hier sind nicht nur die 150 kolorierten Comic-Seiten enthalten, sondern das Spion & Spion Gesamtwerk von Prohias. Zudem werden noch einige Beispiele gezeigt von “Spion & Spion“-Seiten,die von Duck Edwing oder auch Prohias geschrieben und von Bob Clarke gezeichnet wurden. Natürlich kommen auch einige der aktuell von Peter Kuper in einem komplett anderen aber dennoch sehr explosiven Stil gezeichneten Doppelseiten mit den Kämpfen der beiden Spione zum Abdruck.
Doch es ist nicht nur die Bebilderung, die für dieses Buch spricht. Was sich in der Kurzbiografie von Sergio Aragones nur andeutet, beschreibt Fabiola Santiago in einem Textbeitrag etwas ausführlicher. Der gebürtige Kubaner Antonio Prohias (1921 – 1998) war der beliebteste politische Karikaturist seines Landes. Doch als nach der Revolution Fidel Castro in einer seiner Reden einen Cartoon von Prohias als Beispiel für konterrevolutionäre Umtriebe anprangerte war dieser seines Lebens nicht mehr sicher. Da die Arbeitsbedingungen in Kuba unerträglich, ja sogar lebensgefährlich wurden, verließ Prohias Kuba 1960.
Wie Prohias schließlich bei MAD landete, das ist dann eine schon eher komische Geschichte. In einem weiteren Text in diesem Buch erinnert sich seine seinerzeit als Dolmetscherin fungierenden Tochter Maria Rosa daran, wie sie 1960 gemeinsam mit ihrem Vater in New York das MAD-Büro aufsuchte. Man betrachtete Prohias‘ Spion & Spion -Comics wohlwollend, hatte jedoch kein Interesse daran und verwies ihn an andere Publikationen. Daraufhin begann Prohias seine Probezeichnungen zu zerreißen, da er sie eigens für MAD angefertigt hatte und Spion & Spion entweder dort oder gar nicht erscheinen sollte.
Dies überzeugte, Prohias verließ die Redaktion mit einer Anzahlung von 800 Dollar und im Januar 1961 erschien der erste Comic mit Spion & Spion in MAD.
Peter Kuper war Gast des Comicfestival München 2017.
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