Der sechste Band von Egmonts Collector’s Edition enthält gleich vier Alben der Western-Serie Blueberry. In Vogelfrei und Angel Face wird erzählt, wie es dem im Militärgefängnis einsitzenden Ex-Leutnant Mike Blueberry gelingt wieder freizukommen. Doch als es fast schon zu spät ist, merkt er, dass er Teil einer Verschwörung ist, und Sündenbock bei einem Attentat auf Präsident Grant sein soll…
Mit Vogelfrei geht eine Ära zu Ende, denn es ist das letzte Album der Serie, das in Pilote erstveröffentlicht wurde. Die Veröffentlichung erfolgte als Fortsetzung in 21 Ausgaben des Magazins und Blueberry schaffte es kein einziges Mal aufs Cover. Jean-Michel Charlier fremdelte schon lange mit der dem Zeitgeist hinterherhechelnden Ausrichtung der von ihm 1959 mitgegründeten Comic-Zeitschrift. Bereits 1972 trat er als Chefredakteur zurück.
In Pilote kamen im Wochentakt jemeils meist zwei Seiten von Blueberry zum Abdruck, diese allerdings in einer Größe von circa 24 x 32 cm. Charlier und Jean Giraud konzipierten die Serie zukünftig stärker im Hinblick auf die Album-Veröffentlichung. Doch die Zeit bei Pilote war die produktivste Phase des Erfolgsteam. Denn von 1963 bis 1973 erschienen dort 16 albumlange Geschichten der Westernserie, während in den darauffolgenden 34 Jahren nur noch 12 von Giraud gezeichnete Blueberry-Alben veröffentlicht wurden.
Charlier erzählt in Vogelfrei eine manchmal fast schon zu umständlich verzahnte Geschichte voller Intrigen. Das nächste Album Angel Face bietet Spannung bis zum Abwinken und schildert im atemlose Tempo die turbulenten Ereignisse eines einzigen Tages. Giraud sprang hier zeitweise auch als Autor ein und garnierte die spannende Geschichte mit etwas mehr Humor (Stichwort: Blaubeer-Kuchen) als sonst bei Blueberry üblich.
Das Ende von Angel Face scheint Blueberry nicht überlebt zu haben. Da Charlier und Giraud unzufrieden mit ihrem Verleger Dargaud waren, ließen sie sich Zeit mit der Fortsetzung und erschufen mit Jim Cutlass einen neuen Westernhelden. Das nächste Blueberry-Abenteuer Gebrochene Nase erlebte dann überraschenderweise im Dezember 1978 seine Premiere unter dem Titel Die Kopfgeldjäger von Arizona im deutschen Comicmagazin ZACK und startete erst einige Wochen später in Frankreich bei Super-As.
Charlier hatte sich wieder eine sich auf mehreren Ebenen abspielende, wild auswuchernde Geschichte ausgedacht. Blueberry versuchte bei einem befreundete Indianer-Stamm zur Ruhe zu kommen und hat ein Auge auf Chini, die Tochter des Häuptlings Cochise geworfen. Dadurch macht er sich den Apachen-Krieger Vittorio zum Feind und zudem droht einmal mehr ein Krieg der Indianer mit der US-Kavallerie…
Nachdem Charlier bei Gebrochene Nase noch mit einem recht strengen meist aus vier Panel-Reihen bestehenden Seitenlayout arbeitete, kam es beim nächsten Album zum Stilbruch. Bereits bei Angel Face hatte er seine Zeichnungen nicht mehr als Halbseiten sondern jeweils komplett auf einem Bogen angefertigt. Bei Der lange Marsch wurde sein Layout noch lockerer.
Jean Giraud brachte die Erfahrungen, die er bei seinen unter dem Pseudonym Moebius veröffentlichten Comics gewonnenen hatte, auch bei Blueberry ein. Seine Zeichnungen wurden einfacher und klarer, die meist in drei Reihen angeordneten Panels größer. Charlier ließ seinen Zeichnern große Freiheiten und nahm in Kauf, dass Giraud bei der wilden Eisenbahn-Action am Ende von Gebrochene Nase wieder kleinteiliger arbeitete, um die Geschichte auf den zur Verfügung stehenden 46 Seiten zu beenden.
Bemerkenswert ist, dass Charlier in Der lange Marsch mit Chini und der wieder zurückgekehrten Chihuahua Pearl gleich zwei weibliche Hauptfiguren auftreten ließ, was 1980 noch keine Selbstverständlichkeit war.
Auch dieser Band der Collector’s Edition überzeugt weniger durch die Wahl des matten Papiers, sondern durch das Bonusmaterial. So setzt Volker Hamann (Reddition) seine Reihe “Blueberry in Deutschland“ fort und beschäftigt sich mit der Veröffentlichung der Serie innerhalb der Ehapa-Reihe Die großen Edel-Western.
Interessant ist auch ein Artikel von Patrice Pellerin über die Arbeitsweise van Charlier. Pellerin ist Insider, denn er zeichnete zwei Alben der von Charlier geschriebenen Serie Der rote Kosar. Der Zeichner erzählt auch davon, dass der Fleischliebhaber Charlier glaubte, dass Giraud das Rauhbein Blueberry verweichlichter aussehen ließ, seit er Vegetarier geworden ist. Charlier belehrte Giraud angeblich wie folgt: “Vergiss nicht, dass diese Menschen rotes Fleisch gegessen haben. Die waren blutlüsternd, gewalttätig! Klar, Du mit Deinem Gemüse…“
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